1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
PolitikNahost

Faktencheck: Trauerflor auf UNRWA-Logo gilt nicht Sinwar

18. Oktober 2024

In den sozialen Medien wird behauptet, das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten habe sein Logo in Gedenken an den getöteten Hamas-Anführer Sinwar mit einem Trauerflor versehen. Das ist falsch.

https://p.dw.com/p/4lx1g
UNWRA-X-Account mit Trauerflor am Logo (18.10.2024)
UNWRA-X-Account mit Trauerflor am Logo (18.10.2024)Bild: UNRWA/X

Das israelische Militär hat am Donnerstag bekannt gegeben, den Anführer der Hamas-Miliz Jihia al-Sinwar bei einem Einsatz im Gazastreifen getötet zu haben. Sinwar galt als Drahtzieher des Terroranschlags vom 7. Oktober 2023 auf Israel, bei dem die Hamas und andere militante Organisationen mehr als 1200 Menschen töteten und weitere 251 Menschen in den Gazastreifen entführten.

Seit der Nachricht von Sinwars Tod verbreiten sich zahlreiche Beiträge auf X, in denen behauptet wird, das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten, kurz UNRWA, habe sein Profilbild geändert und dem Logo ein schwarzes Band hinzugefügt - als Zeichen der Trauer nach Sinwars Tod. Mit Hilfe von Web-Archivierungstools lässt sich einfach feststellen, dass der Trauerflor auf dem Profilbild schon früher hinzugefügt wurde.

 

Behauptung: "UNRWA scheint den Tod von Jihia al-Sinwar zu betrauern. Alle UNRWA-Konten haben einen schwarzen Streifen in ihrem Profil", heißt es in diesem Beitrag auf X. Die Behauptung findet sich in mehreren X-Beiträgen, in denen eine Streichung der Mittel für die UN-Organisation gefordert wird.

DW-Faktencheck: Falsch 

Der schwarze Streifen auf dem UNRWA-Logo steht für die Solidarität mit den Opfern des Krieges und ist mindestens seit dem 22. Oktober 2023 Teil des Profilbildes. Damals betrauerte UNRWA in einem Post auf X die Tötung von 29 Mitarbeitern in Gaza. Auf dem offiziellen Facebook-Konto wurde das Profilbild mit dem UNRWA-Logo und dem schwarzen Band bereits am 11. Oktober 2023 geändert.

Screenshot X.com UNRWA-Post (22.10.2023)
Archivierte X-Post vom UNRWA: Profilbild mit schwarzen Streifen mindestens seit dem 22. Oktober 2023 in BenutzungBild: UNRWA/X.com

Das Faktencheck-Team der DW hat mehrere Social-Media-Konten von UNRWA auf verschiedenen Social-Media-Plattformen untersucht: Nicht alle haben den schwarzen Trauerflor auf ihren Profilbildern. So hat beispielsweise der europäische X-Account von UNRWA das Band, der Account von UNRWA USA aber nicht. Wir haben UNRWA um eine Stellungnahme gebeten. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels haben wir noch keine Rückmeldung erhalten. 

UNRWA ist oft Ziel von Desinformationskampagnen 

Anfang 2024 hatte Israel behauptet, dass rund 450 UNRWA-Mitarbeiter in Gaza "Terroristen" seien. Seitdem wird die humanitäre Organisation in den sozialen Medien beschuldigt, Terroristen zu unterstützen, und es wird die Einstellung ihrer Finanzierung gefordert. 

Gaza-Streifen | UNRWA-Hauptsitz in Gaza-Stadt (15.02.2024)
UNRWA-Hauptsitz in Gaza-Stadt (im Februar): Wiederholte Vorwürfe der VoreingenommenheitBild: AFP/Getty Images

Aufgrund dieser Anschuldigungen wurde eine Überprüfung der Neutralität der UN-Organisation veranlasst. Laut einem unabhängigen Gremium hat Israel keine Beweise für die Behauptung vorgelegt.

Der Bericht kam zum Schluss, UNRWA habe eine Reihe "robuster" Mechanismen etabliert, um die Wahrung des Neutralitätsgrundsatzes zu gewährleisten. Allerdings gebe es Verbesserungsbedarf. Das zeige sich etwa an politischen Äußerungen von Mitarbeitern in Onlinenetzwerken sowie an der Verwendung von Schulbüchern mit "problematischem Inhalt" in einigen UNRWA-Schulen. Aufgrund der Vielzahl und des Umfangs der Behauptungen hat UNRWA im Mai 2024 auf seiner offiziellen Website eine Seite mit den wichtigsten Behauptungen und den Fakten veröffentlicht.

Massenvertreibung im Gazastreifen

 

DW Mitarbeiterportrait | Rachel Baig
Rachel Baig Redakteurin und Moderatorin im DW-Faktencheck-Team, Medientrainerinrachel_baig
DW Mitarbeiterportrait | Rayna Breuer
Rayna Breuer Multimediajournalistin und Redakteurin