Faktencheck: Fakes rund um die Feuer in Los Angeles
15. Januar 2025Seit einer Woche wüten die verheerenden Brände im Süden Kaliforniens. Mindestens 24 Menschen kamen dabei ums Leben, tausende Gebäude wurden zerstört, und eine Fläche, die größer ist als San Francisco , wurde bereits verbrannt. Während die wahren Ursachen der Katastrophe noch untersucht werden, verbreiten sich in den sozialen Medien Desinformation und Falschbehauptungen über die Brände und ihre Auswirkungen.
Bezeichnend ist dabei, dass designierte nächste US-Präsident Donald Trump unter denjenigen ist, die besonders viele falsche oder irreführende Behauptungen über die Waldbrände in Los Angeles verbreiteten. Einige Aussagen Trumps gingen viral, nachdem Elon Musk sie auf seiner Social-Media-Plattform X geteilthatte.
Viele Nutzer in den sozialen Medien teilten außerdem Bilder und Videos, die angeblich die Brände in Kalifornien zeigten. Doch nicht alle zeigen aktuelle Aufnahmen, und einige davon sind sogar nicht echt.
Das Faktencheck-Team der DW hat die viralsten Behauptungen analysiert.
Eine nicht existierende Wasserwiederherstellungserklärung
Behauptung: "Gouverneur Gavin Newscum [sic!] weigerte sich, die ihm vorgelegte Erklärung zur Wiederherstellung der Wasserversorgung zu unterzeichnen, die es ermöglicht hätte, dass täglich Millionen Liter Wasser aus überschüssigem Regen und Schneeschmelze aus dem Norden in viele Teile Kaliforniens fließen...", schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. "Obendrein kein Wasser für Hydranten, keine Löschflugzeuge. Eine wahre Katastrophe!" Trump machte die Behörden des US-Staats verantwortlich. Geteilt von Musk auf X, erreichte der Beitrag fast 38 Millionen Aufrufe.
DW-Faktencheck: Falsch.
Donald Trumps Anschuldigungen, dass Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom für den angeblichen Wassermangel zur Bekämpfung der Waldbrände verantwortlich sei, sind falsch.
Obwohl die Feuerwehrleute beim Kampf gegen die Waldbrände einige Probleme mit der Wasserversorgung hatten, lag der Grund nicht im Fehlen von Wasserreserven in Kalifornien. Laut Erik Scott, Public Information Officer der Feuerwehr von Los Angeles, hat das Los Angeles Department of Water and Power (LADWP) proaktiv alle verfügbaren Wassertanks gefüllt, darunter auch drei 1-Millionen-Gallonen-Tanks in der Gegend von Palisades.
"Allerdings wurde die Wasserverfügbarkeit in höheren Lagen beeinträchtigt, was einige Hydranten aufgrund der begrenzten Auffüllung der Wassertanks in diesen Gebieten betraf. Die extreme Nachfrage führte zu einer langsameren Auffüllrate dieser Tanks, was eine Herausforderung für unsere Brandbekämpfungsbemühungen darstellte", erklärte Scott auf X.
Obwohl weiterhin Wasser in die betroffenen Gebiete floss, stieg die Wassernachfrage schneller, als das System liefern konnte, erklärte LADWP-Geschäftsführerin und Chefingenieurin Janisse Quiñones während einer Pressekonferenz am 8. Januar.
Sie fügte hinzu: "Es wurde also schneller Wasser verbraucht, als wir Wasser in unserer Hauptleitung bereitstellen können. Ich möchte sicherstellen, dass Sie verstehen, dass es Wasser in der Hauptleitung gibt. Wir kommen nur nicht den Berg hinauf, weil wir die Tanks nicht schnell genug füllen können."
Kommunale Wassersysteme sind normalerweise nicht für sich schnell bewegende Waldbrände ausgelegt, die durch trockenes Wetter und starke Winde verstärkt werden, erklärtendie Experten.
Zudem erklärte das Pressebüro des Gouverneurs auf Trumps Anschuldigungen, "ein solches Dokument wie die Wasserwiederherstellungserklärung gibt es nicht - das ist reine Fiktion".
Vermutlich bezog sich Trump auf den Vorschlag seiner Regierung im Jahr 2019, mehr Wasser aus dem Sacramento-San Joaquin-Delta zu pumpen, um Farmen zu versorgen. Da die Gewässer jedoch Heimat bedrohter Fischarten wie des Delta-Schleierschwanzes und des Königslachses sind, verlangte das Endangered Species Act (dt. Gesetz über gefährdete Arten), dass zwei Fischereibehörden die Pläne überprüfen, um sicherzustellen, dass keine Art ausgerottet wird.
Im Dezember 2024 genehmigten die Regierung von Präsident Biden und Gouverneur Newsom neue Vorschriften, um die Wasserentnahme aus dem Delta nach Südkalifornien zu erhöhen und gleichzeitig die lokale Tierwelt zu schützen. Es bestehen jedoch noch Zweifel, ob diese neuen Vorschriften besser sind als die der Trump-Administration.
Nein, es gibt keinen Mangel an Ausrüstung in Los Angeles wegen der Ukraine
Behauptung: "Oh, natürlich hat die Feuerwehr von L.A. einen Haufen ihrer Ausrüstung an die Ukraine gespendet", schrieb Donald Trump Jr. auf X und postete Screenshots von Artikeln über die Spende von überschüssigem Material durch die Feuerwehr von Los Angeles County an die ukrainischen Ersthelfer.
DW-Faktencheck: Irreführend.
Beide Nachrichten stammen vom 18. März 2022
Der Beitrag von Trump Jr. impliziert, dass der Mangel an Ausrüstung die Feuerwehrleute daran hindert, die kalifornischen Waldbrände zu löschen, und dass der Mangel durch die Spende von Hilfsgütern an die Ukraine verursacht wurde. Diese Vermutung entspricht jedoch nicht den Tatsachen. Beide Nachrichten stammen vom 18. März 2022, nur wenige Wochen nach dem Beginn des russischen Einmarsches in der Ukraine.
Auf der offiziellen Websitedes Los Angeles County Fire Department heißt es: "Überschüssige Gegenstände wie Schläuche, Düsen, Schutzanzüge, Helme, Schutzwesten und andere persönliche Schutzausrüstungen wurden von verschiedenen öffentlichen Sicherheitseinrichtungen gespendet".
Auf die Frage nach den größten Herausforderungen bei der Eindämmung der Brände in Los Angeles verwiesen die Beamten auf die extreme Trockenheit, die hohen Windgeschwindigkeiten, die Wasserknappheit und die unzureichende Personalausstattung. Auf einer Pressekonferenz am Mittwoch, dem 8. Januar, sagte der Leiter der Feuerwehr von Los Angeles County, Anthony Marrone: "Es gibt nicht genug Feuerwehrleute in L.A. County, um vier einzelne Brände dieser Größenordnung zu bekämpfen". Zu keinem Zeitpunkt erwähnte er einen Mangel an Ausrüstung.
Außerdem bot der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj an, 150 Feuerwehrleute zur Bekämpfung der Waldbrände in Kalifornien zu entsenden.
KI-generiertes Video zeigt nicht Los Angeles im Brand
Behauptung: Ein virales TikTok-Video, das mehr als neun Millionen Mal angesehen wurde, zeigt angeblich Los Angeles in Flammen, mit schreienden Menschen im Off und vielen Feuerwehrleuten und Löschfahrzeugen, die sich auf der Straße bewegen.
DW-Faktencheck: Fake.
Die Überschrift des zehn Sekunden langen Videos lautet "Los Angeles Wildfires: Communities Unite Amidst Devastation". Den Kommentaren unter dem Beitrag in verschiedenen Sprachen zufolge glauben viele Menschen, dass es sich um ein echtes Video handelt. Es ist jedoch KI-generiert.
Wenn man sich das Video genau ansieht, kann man viele Ungereimtheiten erkennen, die typisch für KI-generierte Inhalte sind. Die Lichter der Feuerwehrautos scheinen zu brennen und einige Körperteile der Menschen, die sich im Video bewegen, verschwinden und tauchen wieder auf. Außerdem bewegen sich die Menschen unnatürlich, wie Zombies in einem Horrorfilm. Und eines der Feuerwehrautos fährt rückwärts und verschmilzt dann irgendwie mit einem anderen Fahrzeug.
Dies ist nicht das einzige KI-generierte virale Video, das online geteilt wird. Es gibt viele andere gefälschte Videos, die angeblich die Brände in Los Angeles zeigen.
Hollywood-Zeichen brennt nicht
Behauptung: Ein zehn Sekunden langes Videomit ominöser Musik im Hintergrund, das das berühmte Hollywood-Zeichen in Flammen zeigt, wurde über 7 Millionen Mal auf X angesehen. "Hollywood, Kalifornien", steht in dem Beitrag.
DW-Faktencheck: Fake
Ein genauer Blick auf das Video zeigt, dass es KI-generiert ist. Der offensichtlichste Hinweis liegt im berühmten Wahrzeichen selbst: "Hollywood" ist mit drei "L" geschrieben.
DW wandte sich zudem an The Hollywood Sign Trust, die gemeinnützige Organisation, die das Zeichen pflegt, um zu erfahren, ob es in Flammen steht. Laut Jeff Zarrinnam, Vorsitzender des Hollywood Sign Trust, "ist der Griffith Park aus Sicherheitsgründen vorübergehend geschlossen, aber das Schild selbst ist nicht betroffen und sicher".
Feuerwehrflugzeug nicht beim Einsatz in Kalifornien gefilmt
Behauptung: Ein Video, das ein Feuerwehrflugzeug zeigt, das roten Feuerhemmer über einen Wald verteilt, wurde fast 9 Millionen Mal auf TikTok angesehen. Die Bildunterschrift im Video lautet: "Piloten riskieren ihr Leben im Kampf gegen das Feuer in Kalifornien."
DW-Faktencheck: Falsch.
Das 17-sekündige Video zeigt zwar ein echtes Flugzeug, die DC-10 Air Tanker 910, auch bekannt als "Very Large Air Tankers" (VLATs), das ein riskantes Löschmanöver durchführt und in eine Schlucht taucht. Es handelt sich jedoch nicht um eine aktuelle Videoaufnahme aus Kalifornien.
Wie eine Bilderrückwärtssuche zeigt, ist das Video älter. Eine längere Version desselben Videos (36 Sekunden) wurde bereits im September 2023 auf X gepostet. Laut der Beschreibung handelte es sich dabei um einen Waldbrand in der Nähe von Port Orford im US-Bundesstaat Oregon.
Tatsächlich begann das Anvil Fire am 25. August 2023 und dauerte mehrere Wochen. Der Forstdienst des US-Landwirtschaftsministeriums bestätigte gegenüber der DW, dass das Video "sicherlich wie Filmmaterial vom Anvil-Feuer" aus Oregon aussieht, obwohl "es nicht unser Video war und wir es nicht gepostet haben".
Die Behördenvertreterin erklärte: "Wir haben 2023 mehrere Flugzeugplattformen eingesetzt, darunter Large Air Tankers (LATs) und Very Large Air Tankers (VLATs) von der Medford Air Tanker Base, wie in diesem Video. Die Flugzeuge waren an mehreren Standorten in Süden von Oregon stationiert".
Einige Bilderund Informationen über die Flugzeuge, die Wasser und Feuerhemmer verwendet haben, um die Ausbreitung des Feuers zu verlangsamen, wurden auch auf der offiziellen Informationsseite"Flat and Anvil Fires (2023) on the Rogue River-Siskiyou National Forest, Oregon" auf Meta gepostet und zeigen ähnliche Flugzeuge und Waldlandschaften wie im Video.
Mitarbeit: Martin Kübler und Claudia Dehn