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Faktencheck: Falschaussage von Merz zu Flüchtlingen

30. August 2024

Auf einer Pressekonferenz behauptet CDU-Chef Friedrich Merz, Deutschland nehme weltweit proportional die meisten Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan auf. Doch die Behauptung des Oppositionsführers stimmt nicht.

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Abschiebungen
Geflüchtete in einer Landesaufnahmebehörde im Bundesland Niedersachsen (Archiv)Bild: Julian Stratenschulte/dpa/picture alliance

Nach dem Anschlag in Solingen diskutiert die Bundesregierung über eine Verschärfung der Gesetze im Asyl- und Waffenrecht. Auch CDU-Chef Friedrich Merz forderte auf der Bundespressekonferenz am 27. August härtere Konsequenzen. Der Oppositionsführer kam dabei auch auf die Anzahl der Geflüchteten in Deutschland zu sprechen. DW Faktencheck hat seine Aussage geprüft. 

Deutschland | PK Friedrich Merz nach Treffen mit Kanzler Scholz
Friedrich Merz ist seit 2022 CDU-ParteivorsitzenderBild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Behauptung: Laut Merz gibt es in Deutschland (ab Minute 48:37) "zurzeit fast eine Million Syrer in Deutschland bei einer Bevölkerung in Syrien von 25 Mio. (…) Wir haben 400.000 Afghanen in Deutschland. (…) Es gibt kein zweites Land auf der Welt, das auch nur annähernd proportional zu seiner Größe eine solche große Zahl von Flüchtlingen aus Syrien und aus Afghanistan aufgenommen hat wie Deutschland." Kann es wirklich sein, dass Deutschland im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße weltweit die meisten Afghanen und Syrer aufgenommen hat?

DW Faktencheck: Falsch

Afghanen bilden die drittgrößte Flüchtlingsgruppe der Welt - nach Syrern und Ukrainern. Weltweit zählte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR zum Jahresende 2022 rund 5,7 Millionen Flüchtlinge, Asylbewerber und Schutzbedürftige aus Afghanistan. Nimmt man die UNHCR-Gruppen "Geflüchtete unter UNHCR-Mandat" und "Asylbewerber" zusammen für Menschen aus Afghanistan und setzt sie in Relation zur jeweiligen Gesamtbevölkerung des Aufnahmelandes, dann kommt Deutschland erst auf Platz 5. 2023 waren nach diesen UNHCR-Statistiken knapp 300.000 Afghanen im Land und machten einen Anteil von 0,35 % an der Gesamtbevölkerung aus.

In Iran, Pakistan, Österreich und Griechenland leben, gemessen an ihrer Gesamtbevölkerung, mehr afghanische Geflüchtete. Friedrich Merz' Aussage, dass Deutschland die meisten Afghanen "proportional zu seiner Größe" aufgenommen habe, ist somit falsch.

Und wie sieht es mit syrischen Geflüchteten aus?

Auch bei der Aufnahme von syrischen Geflüchteten und Asylbewerbern liegt Deutschland nicht - wie von Merz behauptet - auf Platz 1. Libanon, Jordanien, Türkei, Zypern und Österreich nehmen prozentual mehr Syrerinnen und Syrer auf. Deutschland kommt mit gut 778.000 Syrerinnen und Syrern, die 0,92 % der Gesamtbevölkerung ausmachen, auf Platz 6.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Deutschland in der Statistik vorne mit dabei ist, wenn es um die Aufnahme von Geflüchteten aus Afghanistan und Syrien geht. Jedoch gibt es Länder auf der Welt, bei denen die Zahlen noch höher sind – in absoluten Zahlen, als auch im Verhältnis zur Einwohnerzahl gemessen. Somit stimmt die Aussage von CDU-Chef Merz nicht, dass kein anderes Land auf der Welt mehr Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan aufgenommen habe. 

DW Mitarbeiterportrait | Rayna Breuer
Rayna Breuer Multimediajournalistin und Redakteurin