Exportbremse Euro
22. Februar 2005Die Vereinigten Staaten sind nach Frankreich immer noch der zweitwichtigste Handelspartner Deutschlands. Tief eingebrochen sind die Exporte Richtung USA nicht - sie haben aber nicht so stark zugenommen, wie man das vielleicht hätte erwarten können.
Immerhin ist die US-Wirtschaft 2004 um mehr als vier Prozent gewachsen. Doch während Deutschland seine Exporte insgesamt um 10,4 Prozent gesteigert hat, nahm die Ausfuhr in die USA nur um 5,1 Prozent zu - auf knapp 65 Millionen Euro.
Der Euro war's und nicht die Politik
"Das liegt schlicht und einfach am Wechselkurs", erklärt David Milleker, US-Experte der Allianz Group Economic Research. So sieht es auch Sigrid Zirbel vom Bundesverband der deutschen Industrie (BDI): "Es ist auch der starke Euro, der sich bemerkbar macht", sagt die Regionaldirektorin für Nord- und Lateinamerika. Denn dadurch sind deutsche Produkte in den USA teurer.
Die politischen Spannungen seien dagegen nicht schuld, glaubt Steve Riedel, Vize-Präsident der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer: "Das eine ist die Politik, das andere sind Beziehungen zwischen Freunden und Geschäftsleuten. Die Firmen, die ich kenne, hatten keine Nachteile." Sigrid Zirbel bestätigt das: "Bis auf wenige Ausnahmen habe ich da nichts gehört."
US-Filialen tauchen nicht auf
Für Riedel stecken in der Exportstatistik aber auch einige Fragezeichen: "Viele deutsche Firmen gründen Niederlassungen in den USA, die tauchen dann bei den Exportzahlen gar nicht mehr auf." Zirbel ergänzt: "Deutsche Firmen vor Ort setzen vier Mal mehr ab, als von Deutschland aus exportiert wird."
Wenn Waren aus Deutschland in die USA ausgeführt werden, dann handelt es sich vor allem um Autos und Autoteile (31,3 Prozent der US-Exporte), um Maschinen (16,9 Prozent) und chemische Erzeugnisse (14,3 Prozent). Das hat das Statistische Bundesamt gemessen.
Der Mittelstand hat's schwer
Verantwortlich dafür sind hauptsächlich große Unternehmen. "Wir sind auch in vielen Nischengebieten spitze", sagt Riedel. "Aber die tauchen in der Statistik höchstens unter 'Sonstiges' auf."
Mittelständische Unternehmen hätten es nämlich nicht leicht in den USA. "Es ist ein schwerer Markt, mit mehr Kampf, mehr Wettbewerb", erklärt Riedel. US-Firmen würden mitunter sechs Mal mehr Geld fürs Marketing ausgeben und so selbst Produkte verkaufen, die schlechter seien als die Importware.
Auch Zirbel sieht für den Mittelstand Hindernisse, "angefangen beim Rechtssystem, mit den extrem hohen Schadensersatzforderungen, die möglich sind. Auch an andere Standards müssen Unternehmen sich erstmal anpassen."
Gut leben und importieren
Egal, woher die Waren kommen: Die USA sind ein Land mit chronischem Importüberschuss. Das sei für jede andere Volkswirtschaft eine Gefahr, sagt Allianz-Analyst Milleker, für die USA aber nicht. "Die haben den Vorteil, dass sie die Weltwährung haben."
Die Vereinigten Staaten würden mit dem Handelsbilanz-Defizit gut leben. Sie hätten Schulden in Dollar und Guthaben in Fremdwährungen - "wenn der Dollar durch die Importe weniger wert ist, bleiben die Schulden gleich, aber das Guthaben wird mehr wert." Und viele Staaten wie China hätten großes Interesse daran, in die USA zu exportieren, auch wenn sie dabei langfristig eine Inflation riskierten, sagt Milleker.
Europa braucht Wachstum
Milleker erwartet, dass dieses System irgendwann scheitert. Zirbel dagegen setzt darauf, dass die Wechselkurse den Ausgleich schaffen. "Ein bisschen sind das aber auch unsere Hausaufgaben", sagt sie. "Wir müssen in Europa für mehr Wachstum sorgen, damit die Amerikaner ihre Produkte hier absetzen können."