ExoMars: Warten auf das ersehnte Signal
19. Oktober 2016"Wir müssen noch ein bisschen warten, was mit dem Testlander passiert", dämpft ESA-Chef Jan Wörner ein bisschen die freudige Stimmung. Zwar habe es ein Signal des Trace Gas Orbiter (TGO) gegeben, von dem Schiaparelli vor vier Tagen abgekoppelt wurde, aber noch kein endgültiges Bestätigungssignal von Schiaparelli.
In welchem Zustand die Landekapsel ist, darüber weiß man im Kontrollzentrum der Europäischen Raumfahrt Agentur (ESA) noch nichts. In einem letzten Statement sagte der sichtlich müde und auch ein bisschen enttäuscht wirkende ESA-Flugdirektor, Paolo Ferri, dass wir uns noch gedulden müssten. Gute Nachrichten habe er nicht dabei. Nur dass die Wissenschaftler die Nacht damit verbringen würden, Schiaparellis Daten auszuwerten.
Doch auch wenn Schiaperelli zerschellt sein sollte, ist ExoMars sicher kein Misserfolg. Sowohl ESA-Chef Jan Wörner als auch Paolo Ferri betonten mehrmals, die Mission sei ein Experiment, aus dem man für den Ernstfall in ein paar Jahren lernen wolle. Das sei Sinn und Zweck der Mission. Alle Fehler, die jetzt passiert seien, würden analysiert.
Mit einer schwierigen Landung der Sonde Schiaparelli haben die Experten der ESA aber von Anfang an gerechnet. Denn das Aufsetzen auf der Mars-Oberfläche zählt zu den schwierigsten Raumfahrtmanövern überhaupt. Dazu sorgen aktuell Sandstürme für "schlechtes Wetter" und somit für noch kompliziertere Landebedingungen. "Wir haben uns dafür entschieden, dass der Lander das aushalten können muss", sagte Jorge Vago, wissenschaftlicher Leiter der ExoMars-Mission.
Warten und Bangen: Das Team der ESA kennt das Gefühl nur zu gut. Mit ExoMars versucht die europäische Weltraumagentur ESA zum zweiten Mal ihr Glück. Schon früher hatte es einmal eine Panne mit einem Mars-Rover gegeben: 2003 landete Beagle-2 der Mission Mars-Express zwar, aber sendete kein Signal.
"Diese Mission ist für Europa ein ganz wichtiger Schritt um zu zeigen, dass wir diese Technologie im Griff haben", so ESA-Chef Wörner. Denn ExoMars ist sozusagen eine Testmission. Ist sie erfolgreich, soll 2020 ein echter Rover zum Mars geschickt werden. Es wäre der erste Europäische, der den Roten Planeten erkunden würde. Amerikanische Marsrover gibt und gab es schon mehrere. Curiosity macht zurzeit den Mars unsicher, insgesamt hat die NASA es schon sieben Mal geschafft, Sonden auf dem Roten Planeten landen lassen.
Nun also der gemeinsame Versuch der ESA und der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos, nachdem die amerikanische NASA sich vor ein paar Jahren kurzfristig aus dem Projekt zurückzog. "Wir sind froh zusammenarbeiten zu können", sagt Jan Wörner, Generaldirektor der ESA über das gemeinsame Projekt mit Russland. Die Kooperation in der Raumfahrt sei auch ein diplomatisches Verhandlungsmittel, betont Wörner, "besonders in Zeiten irdischer Krisen".
Sieben Monate dauerte die Reise
Am 14. März startete die Sonde ExoMars ihre Reise zum Roten Planeten. Ein Huckepack-Tandem, bestehend aus der Atmosphärensonde Trace Gas Orbiter (TGO) und dem Testlandegerät Schiaparelli. Sieben Monate war ExoMars unterwegs, vor drei Tagen gab es die erste heikle Aktion: Mitarbeiter in der Flugleitzentrale ESOC in Darmstadt aktivierten die Sprengbolzen, um das Sondenpaar zu trennen.
Seitdem kreist die 4,3 Tonnen schwere Orbiter-Sonde auf einer Umlaufbahn um den Mars. Verschiedene Spektrometer und Farbkameras an Bord analysieren die Atmosphäre des Planeten so genau, wie es bislang nicht möglich war. Dabei geht es den Wissenschaftlern besonders um das Aufspüren von Methan. Hinweise auf dieses Gas hatte schon die 2003 gestartete europäische Sonde 'Mars Express' gesammelt.
Die Forscher wollen nun wissen, woher das Methan stammt. Denn eine mögliche Quelle könnten biologische Organismen sein - aber auch Vulkanismus.
Suche nach Leben auf dem Mars
ExoMars steht für Exobiologie auf dem Mars - dieser Bereich der Wissenschaft beschäftigt sich mit der Entstehung und Existenz von außerirdischem Leben. Die Chancen, Leben auf dem Mars zu finden, sind gar nicht einmal so aussichtslos.
Zwar sind die Bedingungen auf der Marsoberfläche extrem lebensfeindlich. Die dünne Atmosphäre lässt gefährliche UV-Strahlung ungefiltert durch. Auch Geschosse aus dem All, zum Beispiel Meteoriten knallen ununterbrochen auf die Marsoberfläche, weil sie wegen der mickrigen Atmosphäre nicht verglühen.
Doch irgendwann vor langer Zeit, als der Mars noch nicht so unwirtlich war, könnte es einfache Lebensformen gegeben haben. Und vielleicht - so hoffen Forscher - haben solche einfachen Lebensformen - geschützt im Marsinneren - überlebt und existieren dort heute noch.
Und hier noch ein paar Fakten, die Sie schon immer über den Mars wissen wollten.