Europäische Museen mit neuen Konzepten

Europa sucht neue Museen - seien sie neugebaut oder neu konzipiert. Das Europäische Museum des Jahres 2017 ist das Musée d'ethnographie de Genève (MEG) in der Schweiz (Foto). Insgesamt waren 46 Museen für den "European Museum of the Year Award" (kurz EMYA) nominiert. Wir stellen einige weitere Kandidaten aus Deutschland und der Schweiz vor.

Wer das neue ökologisch gebaute Besucherzentrum der Vogelwarte im schweizerischen Sempach betritt, der soll die Welt aus der Sicht eines Vogels sehen und muss sich erst einmal selbst in einen solchen verwandeln. Beim Rundgang speichert ein Ring Entscheidungen der Besucher zur Nahrung oder zum gewünschten Aufenthaltsort als Vogel. Am Ende wird ausgewertet, welcher Vogel man tatsächlich ist.

Hinter diesem bunten futuristischen Neubau in Dortmund verbirgt sich das Deutsche Fußballmuseum, eröffnet 2015 als Museum des Deutschen Fußball-Bundes. Doch es geht hier nicht nur um Sport: Über den Fußball hinaus werden gesellschaftspolitische Themen angesprochen. Warum bekamen die Fußballfrauen 1989 für ihren Europameistertitel nur ein Kaffeeservice? Und wie mischte die Stasi beim Fußball mit?

Einst war das Begas Haus in Heinsberg ein Kreismuseum für die Heimatgeschichte. Dann entschloss man sich mit einem zusätzlichen Erweiterungsbau Größeres zu wagen. Im Vordergrund steht die bekannte Maler- und Bildhauerfamilie Begas, die aus Heinsberg stammt. Der Besucher erlebt mit ihren Werken eine interaktive Zeitreise durch die Kunst- und Regionalgeschichte von der Romantik bis zur Gründerzeit.

Romantisch liegt die Festung über der sächsischen Schweiz. Auf dem 9,5 Hektar großen Areal mit über 60 Bauwerken gibt die neue Dauerausstellung einen Überblick der 800-jährigen Geschichte von Burg und Festung. Mehr als 20 Jahre hatte das Museum seit der Wende Exponate gesammelt, denn 1945 wurde die Burg den Sachsen leer übergeben. Jetzt ist vieles im Neubau hoch auf dem Felsplateau zu sehen.

Auch das Rathausmuseum in Sempach war für den Europäischen Museumspreis nominiert. Das Haus von 1447 wurde vor drei Jahren ganz neu renoviert und gestaltet. Früher konnte man nur eine kleine Ausstellung zeigen. Jetzt ist ein großes Museum über vier Etagen entstanden, das kirchliche Exponate und Gegenstände aus dem Brauchtum zeigt und multimedial begleitet.

Nur wenige Objekte gibt es aus der Hansezeit, deshalb sind Forschung und Phantasie gefragt, wenn man diese geschichtliche Epoche rekonstruieren will. Das neue Hansemuseum in Lübeck hat zehn Hanse-Schauplätze nachgebaut, wie etwa den Marktplatz in Brügge, zwei Koggen am Flussufer oder den Hansesaal in Lübeck. In kleinen Kabinetträumen werden dazu die wenigen erhaltenen Objekte in Szene gesetzt.

Im Römerbergwerk bei Kretz können die Besucher selbst Hand anlegen. Neben der Besichtigung des antiken Bergwerks, in dem Tuff abgebaut wurde, gibt es seit 2015 eine "Antike Technikwelt". Maschinen aus der Römerzeit und dem Mittelalter - wie Baukräne, Handmühlen oder eine byzantinische Marmorsäge - sind nicht nur zum Angucken da.