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Europas Banken mit einer Billion an faulen Krediten

15. August 2012

In den Bilanzen europäischer Banken schlummern einer Studie zufolge faule Kredite im Rekordvolumen von mehr als einer Billion Euro. Es geht um Verbindlichkeiten, die nicht fristgerecht getilgt wurden.

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Madrid: Demonstration im Bankenviertel (Foto: dapd)
Madrid: Demonstration im Bankenviertel

In Europas Banken türmt sich inzwischen ein mehr als eine Billion Euro großer Berg an faulen Krediten. Und selbst in Deutschland fänden sich kaum Käufer, die den Häusern diese Last mit Abschlägen abnähmen, heißt es in der Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Von 2008 bis 2011 habe sich das Volumen der Kredite, auf die seit längerem keine Zinsen mehr gezahlt werden oder die nicht fristgerecht getilgt werden, auf nominal 1,05 Billionen Euro praktisch verdoppelt, im vergangenen Jahr nahmen sie noch um neun Prozent zu. Dazu kommen laut PwC 1,5 Billionen Euro an Kreditportfolien, die zwar nicht notleidend sind, die für die Banken aber nicht mehr zum Kerngeschäft zählen und deshalb abgebaut werden sollen.

Zunahme in Südeuropa

Vor allem in den südeuropäischen Krisenstaaten nahmen die sogenannten "Non Performing Loans" (NPL) zu: in Spanien um 23 Prozent auf 136 Milliarden Euro, in Italien um 37 Prozent auf 107 Milliarden und in Griechenland sogar um fast 50 Prozent auf 40 Milliarden Euro.

"Die schlechte wirtschaftliche Entwicklung in Südeuropa hat im vergangenen Jahr erwartungsgemäß zu mehr Zahlungsausfällen von Kreditschuldnern geführt", sagte PwC-Vorstand Markus Burghardt. Europaweit habe sich der Anstieg zwar verlangsamt, "von einer Trendwende ist der Finanzsektor jedoch angesichts der erneut verschlechterten Konjunkturperspektiven für 2012 noch weit entfernt".

Investoren winken ab

Die Institute fänden kaum Käufer für ihre Kreditbestände, die vor der Finanzkrise 2007 noch massenhaft von spezialisierten Investoren mit Abschlägen aufgekauft und verwertet worden waren. Europaweit trennten sich Banken im vergangenen Jahr laut PwC nur von 36 Milliarden Euro an faulen oder unerwünschten Krediten, in den ersten sechs Monaten von weiteren 27 Milliarden.

Den deutschen Banken sei es unter dem Strich nicht gelungen, faule Kredite loszuwerden. Das NPL-Volumen habe 2011 bei 196 Milliarden Euro stagniert - die "Bad Banks" FMS Wertmanagement (Hypo Real Estate) und EAA (WestLB) sind in diesen Zahlen noch gar nicht enthalten. Anfang 2012 bekamen die Institute immerhin 4,3 Milliarden an faulen Krediten los. Die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern klafften aber zu weit auseinander, heißt es in der Studie.

Doch die PwC-Prüfer machen den deutschen Banken Hoffnung: "Internationale Finanzinvestoren sind in ausgewählten europäischen Ländern sehr aktiv", vor allem in Großbritannien und Spanien. Nun müssten die deutschen Häuser sich - etwa mit größeren Zugeständnissen an die Käufer - vorbereiten, um sich ihren Anteil an diesen Finanzmitteln zu sichern.

ul  (rtr, dpa)