Europäische Kunstausstellung im Flughafen Tempelhof
"Diversity United" ist eine Ausstellung der Superlative. Unter den gut 400 Objekten sind Werke von Gerhard Richter, Anselm Kiefer oder Boris Mikhailov.
Šejla Kamerić - Liberty
In grell-weißem Neonlicht hebt sich das Schlagwort der Aufklärung - Freiheit - von einer kahlen Mauer und dem Steinboden ab, der an den Innenhof eines Gefängnisses erinnert. Vielleicht kommt diese Assoziation aber auch erst durch die Stahlspitzen auf den Buchstaben, die man vor allem von Hauswänden oder Leuchtreklame als Abwehr gegen Vögel kennt. Ist Freiheit resilient - oder eine leere Worthülse?
Ekaterina Muromtseva - Streikposten
Ekaterina Muromtseva ist eine russische Künstlerin, die in Moskau lebt und arbeitet. Ihre Plakate sind Zeugnis der politischen Unruhen in Russland und bringen die fernen Proteste mitten nach Berlin: Als Betrachter steht man den überlebensgroßen, blutroten Figuren gegenüber und wird damit vor die Frage gestellt, ob man den Protesten als Beobachter gegenüberstehen will, oder ob man Teil davon wird.
Mona Hatoum - Remains to Be Seen
Die im Libanon geborene Künstlerin Mona Hatoum arbeitet gerne mit Allegorien. 'Am seidenen Faden' hängen hier die Überreste eines Gebäudes, wobei die symmetrische Anordnung der Seile im Kontrast zu den fragmentierten Steinen steht. Der Kollaps bleibt in der ewigen Schwebe, die Trümmer (Remains) noch sichtbar. Was die Bedeutung dahinter ist? Das bleibt abzuwarten.
Anselm Kiefer - Winterreise
Was aus der Entfernung wie ein großflächiges Gemälde wirkt, entpuppt sich bei näherem Herantreten als Bühnenraum, in dem Anselm Kiefer seinen Blick auf die deutsche Romantik inszeniert. Düster und wie ein Kriegsschauplatz wirkt die Inszenierung, bei der Hauptvertreter der Romantik wie Madame de Staël oder Robert Schubert in eine Reihe mit der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof gestellt werden.
Olga Chernysheva - Am Straßenrand
In der Sowjetunion wurden Arbeiter teilweise in Naturalien oder materiellen Gegenständen bezahlt. Eine solche Bezahlung waren auch diese Kronleuchter, die Arbeiter aus einer entsprechenden Fabrik selbst zu Geld machen sollten und die jetzt am Straßenrand stehen. Chernyshevas surrealistisch anmutenden Arbeiten dokumentieren die Poetik des Alltags, die nicht selten aus der Not heraus geboren wird.
Patricia Kaersenhout - Mea Culpa
Die Niederländerin Patricia Kaersenhout stellt die Fragen von Macht und Schuld ins Zentrum ihrer Arbeit. In "Me Culpa" verdonnert sie Anzugträger zur Sühne, die in christlicher Tradition mit dem Ertragen körperlicher Drangsal während ritueller Pilgerfahrten einhergeht. Dem Publikum bieten sich die blanken Büßerfiguren zugleich als Projektionsfläche für eigene Sünden und Verbrechen an.
Monica Bonvicini - Light Me Black
Die gesellschaftliche Polarisierung ist in aller Munde, die Gegenwart scheint in schwarz und weiß aufgeteilt zu sein. Dagegen wehrt sich die in Berlin lebende Künstlerin Monica Bonvicini, indem sie Gegensätze zusammenbringt. Die hellen Neonröhren blenden, können aber zugleich als Symbol der Aufklärung verstanden werden. "Light Me Black" ist ein Aufruf zur Erkundung von Paradoxen und Grauzonen.
Lucy und Jorge Orta - Antarctic Village No borders
Für das Künstlerduo "Lucy + Jorge Orta" ist die Antarktis eine Utopie: Mit dem Antarktisvertrag verpflichteten sich die unterzeichnenden Staaten zu friedlicher Koexistenz trotz unterschiedlicher politischer Systeme in der Antarktis und zum Schutz und Erhalt der Natur. Die mit verschiedensten Flaggen bestückten Zelten sind Ausdruck ihres Glaubens an eine friedliche, intakte Welt ohne Grenzen.