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EURO 2024: Der ewige Cristiano Ronaldo

18. Juni 2024

Mit 39 Jahren bestreitet Portugals Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo seine sechste Europameisterschaft. Es ist einer von vielen Rekorden in seiner langen glanzvollen Karriere.

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Cristiano Ronaldo beim Training der portugiesischen Mannschaft in Leipzig
39 Jahre und immer noch hungrig nach Erfolg: Cristiano Ronaldo im Kreis seiner portugiesischen MitspielerBild: Hendrik Schmidt/dpa/picture alliance

Er scheint unersättlich zu sein. 39 Jahre alt ist Cristiano Ronaldo und verspürt nach eigenen Worten immer noch dieses "Kribbeln im Bauch", wenn ein Spiel ansteht. "Ich bin froh, dass ich das spüre, denn wenn es mal weg ist, sollte ich lieber aufhören." Doch davon ist noch keine Rede. Als Kapitän will er bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland die portugiesische Mannschaft zum zweiten EM-Titel nach 2016 führen.

Ronaldo ist der erste Fußballer, der zum sechsten Mal bei einer Europameisterschaft spielt. Seit 2004 war er bei jeder EM-Endrunde dabei. Er ist nicht nur EM-Rekordspieler, sondern mit 14 Treffern auch mit großem Abstand EM-Rekordtorjäger - und der einzige, der auch bei jedem seiner bisher fünf Turniere Tore erzielt hat. Sollte ihm dies auch in Deutschland gelingen, wäre er zudem der älteste Torschütze der EM-Geschichte. Ronaldo selbst findet die lange Liste seiner Rekorde wenig beeindruckend: "Ich genieße den Fußball, und Rekorde sind einfach eine Konsequenz daraus."

Von kleinen Klub auf Madeira zum Weltfußballer

Cristiano Ronaldo ist ein Künstlername, der aus seinen ersten beiden Vornamen besteht. Vollständig heißt der Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo dos Santos Aveir. Seinen zweiten Vornamen Ronaldo erhielt er nach eigenen Angaben, weil sein Vater ein großer Fan von Ronald Reagan war - auch schon vor dessen Zeit als Präsident der USA. Ronaldo wurde in der Stadt Funchal auf der portugiesischen Atlantikinsel Madeira geboren. Sein Vater war als Zeugwart für die Ausrüstung des örtlichen Fußball-Klubs CF Andorinha zuständig. Die Familie wohnte auf dem Vereinsgelände, dort begann auch die Karriere Ronaldos. Den Feinschliff als Fußballer erhielt er im Ausbildungszentraum des Traditionsklubs Sporting Lissabon, wohin er als Zwölfjähriger wechselte. "Der Tag, an dem ich meine Eltern verlassen musste und zu Sporting nach Lissabon ging, war der traurigste und gleichzeitig der schönste in meinem Leben", sagte Ronaldo einmal in einem Interview.

Cristiano Ronaldo legt die Hand auf die Schulter seines portugiesischen Teamkollegen Pepe
Alter ist relativ: EM-Teilnehmer Pepe (l.) ist mit 41 Jahren sogar zwei Jahre älter als RonaldoBild: Hendrik Schmidt/dpa/picture alliance

Sein außergewöhnliches Talent blieb nicht unbemerkt. Mit 17 Jahren bestritt er sein erstes Spiel mit der Profimannschaft von Sporting. Mit 18 Jahren wechselte Ronaldo zum englischen Topklub Manchester United und dessen Trainerlegende Alex Ferguson. Mit 24 Jahren wurde er zum ersten Mal zum Weltfußballer des Jahres gewählt, nachdem er 2008 mit Manchester die englische Meisterschaft und die Champions League gewonnen und in beiden Wettbewerben Torschützenkönig geworden war geworden. 2009 wechselte Ronaldo zu Real Madrid, wo er bis 2018 blieb, vier weitere Champions-League-Siege feierte und mit 450 Toren erfolgreichster Torschütze der Vereinsgeschichte wurde. Auch in der Champions League hat kein anderer Stürmer so viele Treffer erzielt wie Ronaldo: 140.

Seit anderthalb Jahren in Saudi-Arabien

Nach einem dreijährigen Gastspiel bei Juventus Turin und einem eher missglückten einjährigen Comeback bei Manchester United verdient der Portugiese seit Anfang 2023 sein Geld beim Klub al-Nassr FC in Saudi-Arabien. Mit einem Jahresverdienst von rund 260 Millionen US-Dollar ist Ronaldo nach Einschätzung des englischen Wirtschaftsmagazins Forbes der bestbezahlte Sportler weltweit. Sein Engagement in Saudi-Arabien brachte dem fünfmaligen Weltfußballer einige Kritik ein. Menschenrechtsorganisationen werfen der Regierung in Riad Sportswashing vor: Mit glanzvollem Sport wolle der Golfstaat von eklatanten Menschenrechtsverletzungen ablenken.

Sportlich liefert Ronaldo weiter ab. In der vergangenen Saison stellte er mit 35 Treffern in der saudischen Liga einen neuen Torrekord auf. Zweimal fiel der Portugiese während Spielen allerdings auch wegen obszöner Gesten auf, in einem Fall wurde er für eine Partie gesperrt. Wie ehrgeizig Ronaldo immer noch ist, zeigte sich im Finale des diesjährigen King Cups, des saudischen Pokalwettbewerbs: Als sein Verein al-Nassr das Finale gegen Meister Al-Hilal nach Elfmeterschießen verloren hatte, vergoss er Tränen der Enttäuschung.

Wird die EM Ronaldos letzter Tanz?

Für Portugal stand Ronaldo beim EM-Auftakt gegen Tschechien zum 208. Mal auf dem Platz. Damit führt er das Ranking des Fußball-Weltverbandes FIFA an. Er stelle Ronaldo auf, "weil er es verdient, nicht, weil er einen großen Namen trägt", sagte der portugiesische Nationaltrainer Roberto Martinez. "Er ist unser Torjäger, er hat zehn Tore in der Qualifikation geschossen, er kann die Verteidiger herausfordern." Das bewies Ronaldo bei der Generalprobe für die EM in Deutschland: Zum 3:0-Erfolg im Testspiel gegen Irland steuerte der Kapitän zwei Treffer bei. Es waren seine Tore Nummer 129 und 130 für Portugal - auch das ein Rekord.

Cristiano Ronaldo bejubelt einen seiner beiden Treffer im EM-Testspiel gegen Irland
Ronaldo ist immer noch ein Stürmer mit Torgarantie - wie hier im EM-Testspiel gegen IrlandBild: Luis Vieira/dpa/AP/picture alliance

Selbst wenn Ronaldo auf dem Platz auf viele arrogant wirken mag, ist er nach den Worten seiner Mannschaftskameraden ein ausgesprochener Teamplayer. Das zeigte er etwa beim EM-Titelgewinn Portugals 2016. Nachdem er im Finale gegen Gastgeber Frankreich verletzt früh den Platz hatte verlassen müssen, feuerte Ronaldo sein Team vom Spielfeldrand aus leidenschaftlich an. "Er ist Inspiration, er zeigt uns, dass alles möglich ist", sagte Teamkollege Ruben Dias. "Er ist unser Kapitän, und wir gehen mit ihm bis zum Ende."

Ob die Europameisterschaft Ronaldos letztes großes Turnier ist, bleibt offen. Anders als etwa der deutsche Nationalspieler Toni Kroos, der nach der Heim-EM definitiv seine Fußballschuhe an den Nagel hängen wird, hat sich Ronaldo noch nicht zu seinem Karriereende geäußert. Vielleicht träumt er ja immer noch vom Weltmeistertitel - dem einzigen, der in seiner glanzvollen Karriere fehlt.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter