EU-Flagge am Arc de Triomphe sorgt für Aufruhr
2. Januar 2022Die Flagge mit den zwölf goldenen Sternen auf blauem Hintergrund steht als Symbol für die Einheit und Identität Europas. Frankreichs rechte Parteien sehen hingegen die Einheit der französischen Nation dadurch bedroht, dass die EU-Fahne an einem der wichtigen Monumente des Landes wehte.
Die extrem rechte Präsidentschaftskandidatin des Rassemblement National (RN), Marine Le Pen, sprach von einem "Anschlag auf die Identität unseres Vaterlandes" und kündigte eine Beschwerde vor dem Staatsrat an. Die französische Flagge durch die europäische zu ersetzen, sei eine Beleidigung derjenigen, die für das Vaterland gestorben sind, hatte sie auf Twitter gewettert. Auch der Rechtsaußen-Präsidentschaftskandidat Éric Zemmour kritisierte die EU-Fahne unter dem Arc de Triomphe als "Beleidigung".
Die Kandidatin der konservativen Republikaner, Valérie Pécresse, forderte, wenn schon, dann müsse die Trikolore neben der Europaflagge hängen. "Das schulden wir all unseren Kämpfern, die für sie ihr Blut vergossen haben."
Die Regierung von Staatspräsident Emmanuel Macron wies die Kritik zurück. Die Flagge sei am 31. Dezember und 1. Januar gehisst worden, um einen symbolischen Startschuss für den Beginn der französischen EU-Ratspräsidentschaft zu geben, erklärte der Elysée-Palast. Zudem sei die Flagge in der Nacht zum Sonntag "wie geplant" wieder eingeholt worden.
Le Pen hatte zuvor das Einholen der Fahne als "schönen patriotischen Sieg" bezeichnet und erklärt, die Regierung sei "gezwungen gewesen, die Fahne der Europäischen Union vom Triumphbogen zu entfernen". Sie dankte auf Twitter für die "massive Mobilisierung aller Liebhaber Frankreichs und der Republik, um Emmanuel Macron zurückzudrängen".
"Kein Rückzieher"
Europa-Staatssekretär Clément Beaune betonte es habe keinen "Rückzieher" gegeben. In der Sendung "Questions Politiques" von France Inter, France TV und Le Monde erklärte Beaune, die Regierung habe "keine Lektion in Patriotismus" von Le Pen, Zemmour oder Pécresse nötig. Zudem sei die EU-Flagge "dort gehisst worden, wo nichts ist", wo sonst keine Flagge wehe.
Der Eiffelturm und der Elysée-Palast und Dutzende weitere Baudenkmäler im Land werden anlässlich der französischen EU-Ratspräsidentschaft sieben Tage lang EU-blau angestrahlt. Die französische Präsidentschaft, die am 1. Januar begonnen hat und sechs Monate dauert, fällt dieses Mal mit dem französischen Präsidentschaftswahlkampf zusammen. Macron hat seine Kandidatur für eine Wiederwahl als Präsident noch nicht erklärt. In Frankreich gilt das aber nur als eine Frage der Zeit.
qu/uh (afp, dpa)