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PolitikIndonesien

EU: Dilemma bei Nickelproduktion in Indonesien

David Hutt
19. Juli 2024

Nickel ist für den weltweiten Übergang zu grüner Energie unverzichtbar. Doch der Abbau ist oft mit Umweltproblemen verbunden. Das zeigte sich kürzlich im Fall einer indonesischen Mine.

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Nickel-Mine auf der Insel Sulawesi
Steigender Bedarf bei strengeren Auflagen: Nickel aus Indonesien - hier eine Mine auf der Insel Sulawesi Bild: Ulet Ifansasti/Getty Images

Der Bericht der International Finance Corporation der Weltbank nennt konkrete Zahlen: Sollen die globalen Netto-Null-Emissionsziele erreicht werden, müsse das jährliche Nickelangebot bis 2050 um 28 Prozent und das jährliche Kupferangebot um 156 Prozent im Vergleich zum Produktionsniveau von 2020 steigen. Zudem müssten zu diesem Zweck mindestens 15 weitere Mineralien und Metalle in ähnlichem Umfang abgebaut werden, so der Bericht weiter.

Einige Analysten halten dies schlicht für unmöglich. Andere bezweifeln, dass sich die steigende Nachfrage nach diesen Mineralien nachhaltig befriedigen lässt. 

Es sei nicht möglich, die Art und Weise der Energieversorgung umzustellen und dabei eine "ausbeuterische Rohstoffindustrie" durch eine andere "ebenso schmutzige, ebenso ausbeuterische" zu ersetzen, erklärte UN-Generalsekretär Antonio Guterres in einer Rede im April. "Der Wettlauf um eine Netto-Null-Energieversorgung darf nicht zu Lasten der Armen gehen."

Die Gesetzgebung der EU unterstützt dieses Ziel. Die kürzlich verabschiedete Richtlinie über die Sorgfaltspflicht von Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit verpflichtet europäische Unternehmen dazu, von 2029 an nachzuweisen, dass sie Maßnahmen zum Schutz von Umwelt und Menschenrechten in ihrer gesamten Lieferkette ergreifen.

"Die entsprechenden Vorschriften und Regeln gelten für europäische Unternehmen ebenso wie für ausländische Unternehmen, die Waren oder Dienstleistungen in der EU verkaufen wollen", sagt Chris Humphrey, Exekutivdirektor des EU-ASEAN Business Council, im DW-Interview.

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Rückzug aus indonesischer Mine

Im Juli zogen sich die deutsche BASF und die französische Eramet aus der 2,6 Milliarden Dollar (2,4 Milliarden Euro) teuren Nickel- und Kobaltraffinerie "Sonic Bay" in Indonesien zurück. Der Grund: Die Mine, aus der die Raffinerie ihren Rohstoff bezieht, bedroht das Waldgebiet eines isoliert lebenden indigenen Volkes.

Das Engagement hätte zudem den Abbau dieser Metalle in der nahe gelegenen Weda Bay Nickel Mine, der größten Nickelmine der Welt und Teil des Indonesia Weda Bay Industrial Park (IWIP), deutlich erhöht. Angaben des US Geological Survey zufolge wird hier 2022 fast die Hälfte des weltweit produzierten Nickels gewonnen. Dieses geht in großem Umfang in die Produktion von Elektrofahrzeugen und Batterien.

Das im April vom Rat der Europäischen Union verabschiedete Gesetz über kritische Rohstoffe enthält eine Liste von rund 50 für die grüne Transformation unerlässlichen Mineralien (einschließlich Nickel). Die Gesetzgebung erleichtert der EU die Beschaffung der benötigten Materialien durch Abkommen mit "befreundeten Drittländern".

Allerdings ist der Nickeltagebau Berichten zufolge eine der Hauptursachen für die Abholzung von Wäldern in Indonesien. Zudem verschmutze der Einsatz von Kohle für den Betrieb der Nickelschmelzen das Wasser.

Die EU-Unternehmen führten für den Rückzug kommerzielle Gründe an. Ein BASF-Sprecher erklärte, das Unternehmen brauche eine "sichere, verantwortungsvolle und nachhaltige Versorgung mit wichtigen Rohstoffen".

"Die indonesische Regierung sollte mehr tun, um die Auswirkungen des Nickelabbaus und der Nickelraffination auf die Gemeinden in der Nähe von IWIP und anderen Nickel-Industrieparks zu minimieren", schrieb Krista Shennum von der Kampagnengruppe Climate Rights International diesen Monat in der Webseite The Diplomat.

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Grenzen des Green Deal

Zwar wenden die meisten EU-Firmen einige der mit dem Abbau von Rohstoffen in Asien verbundenen nicht-nachhaltigen Praktiken ohnehin nicht an. Doch dies heiße nicht, dass Unternehmen zum Beispiel aus China nicht bereit wären, dies zu tun, sagt Frederick Kliem von der S. Rajaratnam School of International Studies in Singapur im DW-Gespräch.

Der Green Deal der EU sei größtenteils von Dritten ermöglicht worden, die bereit seien, ihre Industrien zu subventionieren und ökologischen und sozialen Schaden anzurichten, um die Energiewende im eigenen Land und anderswo zu ermöglichen, so Kliem. "Das ist ein Widerspruch, den wir bisher nicht lösen konnten."

Ähnliche Vorwürfe werden gegen die kürzlich von der EU verhängten Zölle auf in China hergestellte Elektrofahrzeuge erhoben, die auf Beschwerden aus Brüssel über unfaire Handelspraktiken zurückgehen. 

"Die EU beschwert sich über das angebliche chinesische Dumping bei PV-Solarzellen, Windturbinen und Elektroautos, feiert aber gleichzeitig den lächerlich niedrigen Preis von PV-Solarstrom, der ausschließlich das Ergebnis chinesischer Massenproduktion in Verbindung mit Subventionen ist", so Kliem. "Dabei wären die Energiewende und die Elektrifizierung der Wirtschaft ohne diese chinesischen Produkte nicht möglich."

Der scheidende indonesische Präsident Joko "Jokowi" Widodo hat versucht, Indonesien zu einem globalen Zentrum für die Produktion von Batterien für Elektrofahrzeuge zu machen. Zu diesem Zweck hat er die Bergbaukapazitäten des Landes, insbesondere für Nickel, erhöht. Zugleich verbot Jakarta im Jahr 2014 die Ausfuhr von unverarbeitetem Nickel. Dies bedeutet, dass die Rohstoffe im Inland verarbeitet werden müssen. 

Seitdem hat China Berichten zufolge über 30 Milliarden Dollar in die indonesische Nickelverarbeitung investiert, einschließlich der Verhüttung und der Produktion von Elektroautobatterien.

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Erschöpfung der Nickelvorkommen

In Indonesien gehen die hochwertigen Nickelvorkommen zur Neige, so dass nur noch minderwertige Erze übrigbleiben. Diese enthalten nur einen Bruchteil an Nickel. Um es dennoch zu gewinnen, wird unter anderem die Hochdruck-Säurelaugung (HPAL) eingesetzt. Dabei fällt allerdings viel giftiger Abfall an.

Zwar gebe es vielversprechende Alternativen zu HPAL, sagt der in Jakarta ansässige Analyst Kevin O'Rourke von der auf politische Risiken spezialisierten Beratungsfirma Reformasi Information Services im DW-Gespräch. Diese stießen jedoch auf den Widerstand der lokalen indonesischen Aufsichtsbehörden, die an der billigen und bekannten HPAL-Verarbeitung festhielten.

"Wenn entwickelte Märkte wie die EU die Einfuhr von schmutzigem Nickel einschränken, wird es für verantwortungsbewusste Entwickler Anreize geben, ethisch korrekteres Material zu liefern", so O'Rourke. "Wenn die indonesischen Hersteller nicht in der Lage sind, in die lukrativen Märkte des Westens vorzudringen, werden sie womöglich damit beginnen, eine Reihe von Optionen zur Eindämmung oder Vermeidung der Emissionen und Abfälle von HPAL zu verfolgen", so O'Rourke weiter.

Das Ziel der Europäischen Union müsse sein, "die ‚schmutzige‘ Arbeit insgesamt weniger schmutzig zu machen", sagt Bridget Welsh, ehrenamtliche wissenschaftliche Mitarbeiterin am Asien-Forschungsinstitut der Universität Nottingham in Malaysia.

Die indonesische Regierung hat mit 14 Ländern und der Europäischen Union die Mineral Security Partnership vereinbart, um die Entwicklung nachhaltiger Lieferketten für kritische Mineralien zu beschleunigen. Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Verbesserung der Umweltstandards.

Aus dem Englischen adaptiert von Kersten Knipp.

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