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Eskalation der Gewalt

11. Juni 2003

Ungeachtet der internationalen Friedensbemühungen wird der Nahe Osten von einer Welle der Gewalt erschüttert. Bei einem Selbstmordanschlag in Jerusalem und einem israelischen Raketenangriff starben mehr als 20 Menschen.

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Ziel des Selbstmordattentäters: ein voll besetzter Bus in JerusalemBild: AP

Ein palästinensischer Selbstmordattentäter sprengte sich am Mittwoch (11.6.2003) in einem voll besetzten Passagierbus in Jerusalem in die Luft und riss nach Polizeiangaben mindestens 16 Israelis mit in den Tod. Rund 70 weitere Personen wurden bei dem Anschlag verletzt.

Der Anschlag ereignete sich im nachmittäglichen Berufsverkehr in einem Bus in der Jaffa-Straße, einer Hauptverkehrsstraße Jerusalems. Die Explosion hinterließ ein großes Loch in die linke Seite des Busses. Das Fahrzeug hatte gerade den zentralen Busbahnhof verlassen und befand sich zum Zeitpunkt der Detonation in der Nähe des Marktes Mahane Jehuda, der in der Vergangenheit mehrfach Ziel von Anschlägen war.

Hamas-Flügel bekennt sich zu Anschlag

Die Explosion war in der gesamten Stadt zu hören. Krankenwagen rasten zum Ort der Detonation. Einigen Fahrgästen gelang es Augenzeugenberichten zufolge nach dem Anschlag aus dem Bus zu klettern. Dutzende Sanitäter behandelten am Straßenrand Verletzte und transportierten sie auf Tragen ab.

Zu der Tat bekannte sich der bewaffnete Flügel der radikalen Palästinenser-Organisation Hamas, Issedin el Kassam. Ein Hamas-Sprecher kündigte nach dem Attentat weitere Anschläge in Israel an. Hamas-Führer Abdel Asis Rantisi, der am Dienstag (10.6.2003) selbst Ziel eines israelischen Raketenangriffs war, sagte, das Attentat sei "nur eine natürliche Reaktion auf die Verbrechen von Scharon".

Israelischer Angriff auf Hamas-Führer

Rund eine Stunde nach dem Selbstmordanschlag auf den voll besetzten Linienbus in Jerusalem beschossen israelische Kampfhubschrauber in der Stadt Gaza das Fahrzeug eines Aktivisten der Hamas mit vier Raketen. Dabei wurden die beiden Insassen und mindestens sechs Passanten getötet. 30 Palästinenser wurden zum Teil schwer verletzt. Bei dem Angriff starben nach palästinensischen Krankenhausangaben Massud Titi und Suheil Abu Nahel, zwei hochrangige Mitglieder der Essedin-el-Kassam-Brigaden, des bewaffneten Arms der Hamas.

Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon rechtfertigte das militärische Vorgehen in Gaza, das am Vortag auf massive internationale Kritik gestoßen war. Israel werde an dieser Strategie festhalten und auch künftig "überall gegen den Terrorismus" vorgehen, sagte er. "Im Angesicht des Terrorismus gibt es kein Zugeständnis", hieß es in einer Regierungserklärung. Die US-Regierung sowie UN-Generalsekretär Kofi Annan hatten die versuchte Tötung Rantisis am Dienstag heftig kritisiert.

Bush veruteilt Anschlag

US-Präsident George W. Bush verurteilte den jüngsten Terroranschlag in Jerusalem mit klaren Worten. Er forderte die am Nahost-Friedensprozess Beteiligten auf, alles zu tun, um derartige Anschläge in Zukunft zu verhindern.

"Ich rufe alle, die Frieden im Nahen Osten sehen wollen, dringend auf, dem Terror zu bekämpfen, Organisationen wie Hamas den Geldhahn zuzudrehen, und diejenigen zu isolieren, die so sehr hassen, dass sie bereit sind, Menschen zu töten, um den Friedensprozess zu stoppen", sagte Bush. "Ich verurteile die Anschläge auf das schärfste und rufe die Frieden liebenden Nationen dringend auf, ihre ganze Macht einzusetzen, um solche Anschläge in Zukunft zu verhindern."

Arafat fordert sofortigen Waffenstillstand

Palästinenserpräsident Jassir Arafat verurteilte den Selbstmordanschlag ebenfalls. Es handle sich um eine "terroristische" Tat, sagte Arafat dem palästinensischen Fernsehen. Gleichzeitig verurteilte der Palästinenserpräsident den Raketenangriff der israelischen Armee auf den hochrangigen Hamas-Führer Rantisi, bei dem am Vortag mindestens zwei Menschen getötet worden waren. Er forderte Israelis und Palästinenser zu einem "sofortigen Waffenstillstand" auf. (mik)