Klimawandel nicht zum Nulltarf
19. Mai 2009Es wird wärmer in Deutschland - mit unabsehbaren Folgen für die Land- und Forstwirtschaft, die mit Wasserknappheit und Dürre einerseits, mit Hochwasser und Unwettern andererseits rechnen muss. Auch die Gesundheit ist vom Klimawandel betroffen. Denn mit den ansteigenden Temperaturen kommen neue Schädlinge und Krankheitserreger nach Mitteleuropa: "Wissenschaftliche Modelle sagen uns in Deutschland bis zum Ende des 21. Jahrhunderts Temperatursteigerungen im Bereich von zwei bis 3,5 Grad Celsius voraus", sagte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel auf einer Konferenz in Berlin. Erste Zeichen des Klimawandels seien offensichtlich. Zugvögel kämen früher aus ihren Winterquartieren, die Schneesicherheit in den Skigebieten nehme ab und es gebe häufiger Starkregen.
Auf Veränderungen einstellen
Nach Ansicht des Ministers muss Deutschland sich auf die erwarteten Veränderungen einstellen und seine Landwirtschaft rechtzeitig anpassen. Und diese Anpassung gebe es nicht zum Nulltarif. Aber letztendlich zahle sich die Vorsorge aus. Klimaschutz koste Geld und zwar ein Prozent des Bruttosozialprodukts. "Aber wir wissen auch, dass kein Klimaschutz bis zu 20 Prozent des Sozialprodukts kosten wird, allerdings nicht uns, sondern unsere Kinder", so der Minister weiter. Das bedeute, dass die Kinder, wenn sie erwachsen seien, 20 Prozent ihres Einkommens nicht mehr für Bildung, für Kultur, für soziale Sicherheit ausgeben könnten.
Die Fichte bleibt auf der Strecke
Für die deutschen Landwirte macht sich der Klimawandel schon ganz direkt bemerkbar. Nicht immer sind die Folgen jedoch negativ. So können in manchen Landstrichen bereits zwei Ernten pro Jahr eingefahren werden. Bauernpräsident Gerd Sonnleitner warnt daher vor Schwarzmalerei: "Die Landwirtschaft in Nord- und Mitteleuropa und damit auch die deutsche Landwirtschaft kommt bei den Auswirkungen des Klimawandels im Vergleich zu anderen Standorten noch mit einem blauen Auge davon", so der Bauernpräsident. Innerhalb der deutschen Landwirtschaft werde es aber je nach Region neben Gewinnern auch Verlierer geben.
Zu den Verlierern in Deutschland zählt die Fichte. Sie wird nach Prognosen von Klimaforschern weitestgehend selbst aus den Höhenlagen verschwinden. Für Rheinland-Pfalz, das waldreichste und wärmste deutsche Bundesland, ist das ein herber Verlust, sagt die Mainzer Umweltministerin Margit Conrad. Denn die Fichte ist für die Forstwirtschaft fast unersetzlich.
Neue Rebsorten werden wachsen
In den letzten hundert Jahren ist die Durchschnittstemperatur in Rheinland-Pfalz um 1,1 Prozent angestiegen, mehr als im übrigen Bundesgebiet. Die Auswirkungen sind überall bemerkbar: es gibt mehr Hitzewellen, lange Trockenperioden mit nachfolgenden Überschwemmungen und Bodenerosion. Aber auch in Rheinland-Pfalz gibt es durchaus positive Veränderungen, so Ministerin Conrad. So werde der Weinbau zu den Gewinnern gehören. Der Spätburgunder werde beispielsweise hervorragend gedeihen. Aber auch neue Sorten werde es in Deutschland geben - wie Merlot oder Cabernet Sauvignon.
Autor: Bettina Marx
Redaktion: Monika Lohmüller