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Erster Ebola-Fall in Deutschland?

17. März 2009

Am Hamburger Tropeninstitut hat es einen Laborunfall gegeben: Eine Wissenschaftlerin infizierte sich bei der Arbeit eventuell mit dem hochgefährlichen Ebola-Virus.

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Übung der Notfalleinheit für hochinfektionöse Patienten im Oktober 2007 (Foto: AP/UKE, Jochen Koppelmeyer)
Gefährlicher Laborunfall am Hamburger TropeninstitutBild: AP

Bei Arbeiten im Sicherheitslabor hat sich eine Wissenschaftlerin des tropenmedizinischen Instituts in Hamburg eventuell mit dem lebensbedrohlichen Ebola-Virus infiziert. Durch ihre Schutzkleidung hindurch habe sich die Mitarbeiterin mit einer leeren Spritze gestochen, in der sich zuvor Proben des Virus befunden hätten, teilte das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) am Dienstag (17.03.2009) mit. Es wäre das erste Mal, dass in Deutschland ein Mensch an dem agressiven Erreger erkrankt.

Der Unfall ereignete sich bereits am vergangenen Donnerstag. Noch ist nicht klar, ob sich die Frau tatsächlich angesteckt hat. Die Inkubationszeit - also die Zeit zwischen der Infektion und dem Auftreten von ersten Symptonen - beträgt zwischen drei und 21 Tagen. Derzeit sei die Forscherin völlig beschwerdefrei, sagte der stellvertrende Leiter des Instituts für Tropenmedizin, Stefan Schmiedel. Daher sei man optimistisch. "Wir glauben mit einiger Sicherheit, dass es nicht zu einer Übertragung gekommen sein muss", so Schmiedel. Nichts deute bisher darauf hin. Es lasse sich aber auch nicht völlig ausschließen. Wie es hieß, besteht für die Bevölkerung keine Gefahr. Die Gesundheitsbehörde in Hamburg wurde eingeschaltet.

Weltweit erste Behandlung mit neuem Impfstoff

Ebola-Viren, die eng mit dem tödlichen Marburg-Virus verwandt sind (Archivfoto vom 11.5.1995: dpa)
Ebola-Viren sind eng mit dem tödlichen Marburg-Virus verwandtBild: picture-alliance/ dpa

Die Forscherin vom Bernhard-Nocht-Institut (BNI) für Tropenmedizin wurde als erster Mensch mit einem neu entwickelten Impfstoff behandelt, der zuvor nur an Affen getestet wurde. Die Hamburger Ärzte entschieden sich zu diesem Schritt nach Absprache mit der Patientin und einem internationalen Experten-Team. Der Impfstoff besteht aus einem harmlosen Trägervirus, in das genetisch Teile des Ebola-Erregers eingebaut wurden. 24 Stunden nach der Impfung habe die Frau Fieber bekommen, die Impfreaktion sei aber nach wenigen Stunden wieder abgeklungen, hieß es. Die Frau liegt auf der Isolierstation des UKE und wird von einem Arzt und drei Pflegekräften in Schutzanzügen betreut. Wie lange die Wissenschaftlerin auf der Isolierstation bleiben muss, ist unklar.

Das Ebola-Virus ist bisher vor allem in Afrika aufgetreten. Es wird bei direktem Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen. Das Virus lässt die Blutgerinnung zusammenbrechen und löst dadurch schwere innere Blutungen aus. "Die Patienten bluten aus der Nase und aus allen Körperöffnungen", sagte der stellvertretende Leiter des Bernhard-Nocht-Instituts, Egbert Tannich. Wenn es zu einer Infizierung komme, nehme die Krankheit in aller Regel einen tödlichen Verlauf. Der Ebola-Erreger ist eng verwandt mit dem Marburg-Virus, das 1967 erstmals bei Laborangestellten in der hessischen Stadt Marburg auftrat.

"Einen Moment unachtsam"

"Dieser Unfall hätte nicht passieren dürfen", sagte Tannich. In Deutschland habe es bisher noch nie einen Ebola-Verdachtsfall gegeben. Zuletzt sei es im Jahr 2002 in Kanada zu einem ähnlichen Laborunfall gekommen.

Tannich betonte, die Sicherheitsbedingungen in dem Hamburger Labor, in dem seit mehr als 20 Jahren geforscht werde, seien gut. Die Mitarbeiter seien besonders geschult. "Aber jeder Mensch hat mal einen schlechten Tag oder ist mal einen Moment unachtsam", ergänzte Tannich. Die erfahrene Forscherin, die nun möglicherweise infiziert ist, hatte sich durch drei Paar Handschuhe hindurch mit einer Nadel verletzt. Sie wollte im Hochsicherheitslabor Antikörper für eine bessere Diagnose von Ebola herstellen. (kis/dpa/ap/afp)