Erste Freiwillige rücken bei Bundeswehr ein
4. Juli 2011Jetzt, wo die Bundeswehr nach 55 Jahren Wehrpflicht eine reine Freiwilligenarmee geworden ist, müssen die Streitkräfte um ihren Nachwuchs werben. Das scheint ganz gut gelungen zu sein. Seit Jahresbeginn wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums insgesamt 13.916 Freiwillige angeworben. Damit hat Verteidigungsminister Thomas de Maizière sein Ziel von mindestens 5000 Freiwilligen bereits erreicht. Allerdings wurden 5700 Soldaten noch aus den Wehrpflichtigen rekrutiert, die ihren Dienst über die bisherigen sechs Pflichtmonate hinaus verlängerten.
Die ersten 3419 Rekruten, darunter 44 Frauen, rückten am Montag (04.07.2011) in die Kasernen ein. Einige von ihnen begrüßte Verteidigungsminister Thomas de Maizière persönlich in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin.
Mehr Geld für die Wehrdienstleistenden
Der neue freiwillige Wehrdienst für Frauen und Männer dauert bis zu 23 Monate, der Verdienst ist deutlich höher als bisher. Während Wehrdienstleistende bisher nur 378 Euro im Monat verdienten, sind es seit dem 1. Juli dieses Jahres 777 bis 1146 Euro. Hinzu kommen weitere Leistungen wie Unterkunft, Verpflegung, ärztliche Versorgung oder Sozialversicherungsbeiträge.
Die Wehrpflicht wurde in der Bundesrepublik im Juli 1956 per Gesetz eingeführt. Die Aussetzung zum 1. Juli wurde Ende 2010 vom damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg in der schwarz-gelben Koalition durchgesetzt.
Deutschland folgt damit den meisten anderen NATO-Staaten nach, die auf Berufsarmeen setzen. Nach dem Ende des Kalten Krieges hatte die Wehrpflicht immer mehr an Legitimation verloren. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland nur noch 17 Prozent der jungen Männer eingezogen. Faktisch musste niemand mehr gegen seinen Willen zur Bundeswehr. Die Dienstzeit war außerdem so verkürzt worden, dass eine sinnvolle Ausbildung kaum mehr möglich war. Zuletzt dauerte der Wehrdienst sechs Monate - auf dem Höhepunkt waren es 18.
Wehrpflicht bleibt im Grundgesetz
Die Wehrpflicht bleibt aber im Grundgesetz verankert und kann mit einfacher Mehrheit in Bundestag und Bundesrat wieder eingeführt werden, wenn die Sicherheitslage das erfordert. Der Aufwand wäre allerdings immens, und politisch wäre ein solcher Schritt nur schwer vermittelbar. Kein Land, das die Wehrpflicht in den vergangenen Jahrzehnten ausgesetzt hat, führte sie bisher wieder ein.
Die Aussetzung der Wehrpflicht gehört zur Reform der Bundeswehr, die in den kommenden Jahren von derzeit rund 220.000 auf bis zu 185.000 Soldaten verkleinert werden soll. Geplant sind 170.000 Zeit- und Berufssoldaten.
Mit dem Aussetzen der Wehrpflicht fällt auch der Zivildienst weg, bislang wurden etwa 3000 Freiwillige für soziale Dienste gewonnen.
Autorin: Pia Gram (dpa, dapd, rtr)
Redaktion: Susanne Eickenfonder