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GesellschaftDeutschland

Bundesweite Meldestelle zu Antifeminismus

1. Februar 2023

Die Amadeu Antonio Stiftung hat eine deutschlandweite Meldestelle zu Antifeminismus ins Leben gerufen. Dort können unter anderem sexistische Anfeindungen und Kampagnen gegen Gleichstellung gemeldet werden.

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Plakat gegen Antifeminismus
Antifeminismus (Symbolbild)Bild: Paul Zinken/dpa/picture alliance

Damit werde erstmals eine zivilgesellschaftliche Organisation Vorfälle zu sexistischen Anfeindungen und körperlichen Angriffen sammeln und dokumentieren, wie die Amadeu Antonio Stiftung in Berlin mitteilte. "Antifeminismus zeigt sich in verschiedenen Formen und ist gezielte Strategie", sagte Judith Rahner, Leiterin der Fachstelle Gender, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Rechtsextremismus der Amadeu Antonio Stiftung.

Auf der Internetseite antifeminismus-melden.de können laut Stiftung ab sofort Erfahrungen mit antifeministischen Angriffen und Vorfällen gemeldet werden. Dazu gehörten sexistische Anfeindungen, körperliche Angriffe sowie organisierte Kampagnen gegen Gleichstellung und geschlechtliche Selbstbestimmung.

Stiftung spricht von unterschätzter Bedrohung für die Demokratie

Die Ergebnisse der Dokumentation und Auswertung würden anonymisiert und zukünftig in Form eines jährlichen Lagebildes veröffentlicht. Zwar sei die polizeiliche Erfassung von Straftaten zum 1. Januar 2022 durch das Unterthema "frauenfeindlich" ergänzt worden, doch viele Vorfälle würden nicht als antifeministisch erkannt und bisher nicht systematisch erfasst, auch weil viele unterhalb der Strafbarkeitsgrenze lägen. Mit der Meldestelle solle dieses Dunkelfeld erhellt werden.

Die Stiftung spricht von einer unterschätzten Bedrohung für die Demokratie. Vor allem Frauen und LGBTQ-Menschen in Politik und Zivilgesellschaft würden bedroht und angegriffen. Antifeminismus und "Anti-Gender"-Rhetorik mache rechtes, reaktionäres Gedankengut in der Mehrheitsgesellschaft salonfähig und fördere gewaltsame Übergriffe. Die Stiftung verweist unter anderem auf die Leipziger Autoritarismus-Studie von 2022. Demnach hat jeder dritte Mann (33 Prozent) und jede fünfte Frau (19 Prozent) in Deutschland ein geschlossen antifeministisches Weltbild.

Ziel der Amadeu Antonio Stiftung ist die Stärkung einer demokratischen Zivilgesellschaft, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet. Die Stiftung ist nach Amadeu Antonio benannt, der 1990 von rechtsextremen Jugendlichen im brandenburgischen Eberswalde aus rassistischen Gründen ins Koma geprügelt wurde. Wenige Tage später erlag er seinen Verletzungen.

qu/pg (dpa, epd)