Erneut Schwarzer in den USA erschossen
28. September 2016Eine Woche nach den tödlichen Polizeischüssen auf einen Afroamerikaner in Charlotte (North Carolina) und den anschließenden gewalttätigen Demonstrationen gegen Polizeigewalt ist in den USA erneut auf einen unbewaffneten Schwarzen geschossen worden. In El Cajon, 25 Kilometer östlich von San Diego (Kalifornien) ist ein Mann von der Polizei erschossen worden. Laut Polizei hatte sich der Afroamerikaner merkwürdig verhalten und den Anweisungen der Beamten widersetzt.
Die beiden Polizisten hatten den Mann laut Polizeiangaben hinter einem Restaurant gestellt. Sie waren durch Berichte alarmiert worden, dass ein Mann, der offensichtlich "außer sich" sei, mitten im Straßenverkehr herumlaufe. Die Beamten hätten versucht, mit dem hin- und herlaufenden Mann zu sprechen, teilte die Polizei weiter mit. Dieser habe dann plötzlich einen "Gegenstand" aus seinen Hosentaschen gezogen und damit auf die Polizisten gedeutet. Dies habe ausgesehen, als ob er auf die Beamten habe schießen wollen. Einer der Beamten habe daraufhin mit seiner Schusswaffe, der andere mit einem Taser auf den Mann gefeuert. Er wurde ins Krankenhaus gebracht und erlag dort seinen Verletzungen.
Video zeigt Vorfall
Polizeichef Jeff Davis sagte später, dass bei dem Mann keine Waffe gefunden worden sei. Angaben dazu, um welchen Gegenstand es sich stattdessen gehandelt habe, machte er nicht. Ein Passant hat den Vorfall laut Polizei gefilmt und den Ermittlern das Material zur Verfügung gestellt. Die Aufnahmen würden nun ausgewertet, hieß es. Veröffentlicht wurde das Video noch nicht.
Schon kurz nach dem Vorfall versammelten sich an der Stelle zahlreiche Demonstranten, die der Polizei vorwarfen, ohne Grund auf den Afroamerikaner geschossen zu haben. Die Proteste blieben friedlich. Weitere Aktionen wurden angekündigt. Polizeichef Davis rief dazu auf, ruhig zu bleiben. Er flehe die schwarze Gemeinde an, geduldig zu sein und auf die Fakten zu schauen, bevor sie sich ein Urteil bilde.
Der Tod von Schwarzen durch Polizeigewalt hat quer durch die USA in den vergangenen Jahren immer wieder wütende und teilweise gewalttätige Proteste ausgelöst. Zuletzt entfachte der Tod des 43-jährigen Keith Lamont Scott in Charlotte im Bundesstaat North Carolina gewalttätige Unruhen mit verletzten Polizisten.
wo/se (afp, rts, ap)