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Proteste in Kaschmir

14. August 2008

Nach einer Phase relativer Ruhe nehmen im indischen Kaschmir die Spannungen zu. Jüngster Auslöser von Protesten mit etlichen Toten ist ein Streit um Land für einen Hindu-Tempel in einer merheitlich muslimischen Gegend.

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Tausende kaschmirische Muslime protestieren nach einem Trauermarsch in Srinagar (Quelle: AP)
Kaschmirische Muslime protestieren nach einem Trauermarsch in SrinagarBild: AP

Trotz eines Ausgehverbots im Kaschmirtal haben sich in der Nacht zum Donnerstag (14.08.2008) wieder tausende Menschen zu Kundgebungen versammelt. Mindestens ein Demonstrant wurde von Sicherheitskräften erschossen, wie die Polizei und Krankenhausmitarbeiter in der Regionalhaupstadt Srinagar mitteilten. Drei Demonstranten erlitten Verletzungen. Die muslimischen Demonstranten forderten die Unabhängigkeit von Indien und skandierten "Lang lebe Pakistan".

Muslime ignorieren Ausgehverbot

Polizisten nehmen in Mumbai einen rechtsextremen Hindu-Aktivisten fest (Quelle: AP)
Polizisten nehmen in Mumbai einen rechtsextremen Hindu-Aktivisten festBild: AP

Bereits in den vergangenen Tagen hatte es mehrfach Massenproteste gegeben. Am Mittwoch griffen aufgebrachte Demonstranten in Srinagar mehrere Polizeistationen an und plünderten sie. Bei Zusammenstößen mit der Polizei wurden bisher mindestens 34 Menschen getötet und hunderte verletzt. Am Mittwoch griffen die Proteste auch auf andere Städte im übrigen Indien über. So blockierten Hindu-Aktivisten in Neu-Delhi, Mumbai und im Touristenzentrum Agra stundenlang Straßen und Bahnlinien.

Separatistenführer getötet

Große Empörung nach dem Tod von Scheich Aziz (Quelle: dpa)
Große Empörung nach dem Tod von Scheich AzizBild: picture-alliance/ dpa

Die Ausgehsperre - die erste für das gesamte Kaschmir-Tal seit 18 Jahren - wurde am Montag verhängt, als bei gewalttätigen Protesten mindestens fünf Separatisten getötet wurden. Unter ihnen war auch Scheich Abdul Aziz, ein Anführer der muslimischen Separatistenorganisation Hurriyat Conference.

Hintergrund der jüngsten Zuspitzung ist ein Streit um ein Stück Waldland für einen Hindu-Tempel im mehrheitlich muslimischen Teil des indischen Bundesstaats. Die kaschmirische Regierung sagte das Land erst zu, machte aber nach muslimischen Protesten einen Rückzieher, was wiederum Proteste von Hindus auslöste.

Am Mittwoch verurteilte das pakistanische Parlament einmütig den "exzessiven Einsatz von Gewalt" der indischen Sicherheitskräfte gegen die muslimischen Demonstranten. Es rief die internationale Gemeinschaft auf, die Eskalation in Kaschmir genau zu beobachten.

Dauerkonflikt seit 60 Jahren

Im indischen Teil Kaschmirs kämpfen muslimische Gruppen seit Ende der achtziger Jahre für die Unabhängigkeit oder den Anschluss der Provinz an Pakistan. In dem Konflikt kamen nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen mindestens 43.000 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen Zivilisten. Der Status der Himalaja-Region ist seit der Unabhängigkeit Indiens und Pakistans strittig, beide Staaten führten deswegen seit 1947 bereits zwei Kriege.

Seit dem Abkommen über eine Waffenruhe von 2003 blieb es an der Grenze aber weitgehend ruhig. Die beiden Atommächte nahmen Anfang 2004 Friedensverhandlungen auf, die beim zentralen Streitpunkt Kaschmir aber keinen Durchbruch brachten.

Attentat in Kabul belastet Beziehungen

In jüngster Zeit hat sich das Verhältnis zwischen Indien und Pakistan trotz der laufenden Friedensgespräche deutlich verschlechtert. Als Hauptursache gilt der Anschlag auf die indische Botschaft in der afghanischen Hauptstadt Kabul am 7. Juli. Dabei waren mehr als 50 Menschen getötet worden, darunter zwei indische Diplomaten. Indien und Afghanistan machten Pakistan für den Anschlag mitverantwortlich.

Gab ein Signal zur Entspannung: Pakistans Regierungschef Gillani (Quelle: AP)
Gab ein Entspannungssignal: Pakistans Regierungschef GillaniBild: AP

Eine Entspannung deutete sich zwischenzeitlich beim Gipfel des südasiatischen Staatenverbandes SAARC (South Asian Association for Regional Cooperation) in Colombo an. Anfang August ging der pakistanische Premierminister Yousaf Raza Gillani dort auf seinen indischen Kollegen Manmohan Singh zu und stimmte einer Untersuchung des Anschlags in Kabul zu.

Seitdem dem Attentat von Kabul kam es jedoch an der Demarkationslinie wiederholt zu Schießereien zwischen Truppen beider Seiten. Anfang Juli starben sechs indische Soldaten und zwölf islamistische Rebellen bei einem Schusswechsel im Grenzgebiet. (kle)