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Erneut Feuer in Flüchtlingsheim

25. August 2015

Im brandenburgischen Nauen haben Unbekannte eine geplante Unterkunft für Asylbewerber in Brand gesteckt. Zuvor hatte es mehrfach Demonstrationen gegen die Aufnahme von Flüchtlingen gegeben.

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Abgebrannte Turnhalle in Nauen (Foto: dpa)
Die abgebrannte Turnhalle in NauenBild: picture-alliance/dpa/reportnet24.de

Wieder hat ein Ort gebrannt, der bald Flüchtlinge beherbergen sollte. Nachdem vom Sonntag auf Montag eine geplante Unterkunft im baden-württembergischen Weissach im Tal von den Flammen zerstört wurde, traf es nun eine Sporthalle in Nauen. Dort hatte sich das Feuer am frühen Dienstagmorgen auf das gesamte Gebäude ausgebreitet, wie die Polizei in Potsdam mitteilte. Die Feuerwehr habe sich daher dazu entschlossen, die Halle kontrolliert abbrennen zu lassen. Spezialisten sollen die Ursache des Feuers nun eingehender untersuchen. Bislang gehen die Behörden von Brandstiftung aus. Ein technischer Defekt sei höchst unwahrscheinlich, hieß es.

In Nauen, das sich westlich von Berlin im Havelland befindet, hatte es in diesem Jahr mehrfach Demonstrationen gegen die geplante Aufnahme von Asylbewerbern gegeben. Im Februar war eine Stadtverordnetenversammlung zu diesem Thema massiv von rechtsextremen Demonstranten gestört worden. Zudem war das Wahlkreisbüro der Linken mehrfach mit Farbbeuteln beworfen worden. Die Partei hatte sich zuvor für die Errichtung eines Flüchtlingsheims in Nauen stark gemacht.

Lammert spricht von "Schande"

Angesichts der zunehmenden Gewalt gegen Flüchtlinge und ihre Unterkünfte hat sich nun auch Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) zu Wort gemeldet. In einem Interview mit der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" bezeichnete er die Ausschreitungen rund um Flüchtlingsunterkünfte als "Schande". Sie seien "peinlich für unser Land". Allerdings kämen auf jede fremdenfeindliche Aktion in Deutschland statistisch gesehen 20 ehrenamtliche Aktionen für Flüchtlinge. "Es gibt in Deutschland eine anrührende, spontane und breite Bereitschaft, Flüchtlingen zu helfen", erklärte Lammert. Aufmärsche und Gewaltaktionen gingen dagegen von einer winzigen Gruppe aus, die oft von "Wander-Randalierern" unterstützt würden.

Zuvor hatten bereits Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) die gewalttätigen Ausschreitungen im sächsischen Heidenau ähnlich deutlich kritisiert. Gabriel bezeichnete die Randalierer bei einem Besuch vor Ort als "Pack" und "undeutsch". Angela Merkel ließ die "Hassbotschaften der Rechtsextremen und Neonazis" über ihren Regierungssprecher verurteilen.

Die Kanzlerin wird heute an einem weiteren Brennpunkt erwartet. Bei einem Besuch im Duisburger Problemstadtteil Marxloh nimmt Merkel am Bürgerdialog "Gut leben in Deutschland" teil. Der Ausländeranteil liegt hier bei 45 Prozent. Zuletzt kamen vermehrt Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien. Vertreter der Polizei befürchten, dass Marxloh zum rechtsfreien Raum werden könnte.

Innenminister besucht Friedland

Hoher Besuch steht auch im so genannten Grenzdurchgangslager Friedland an. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und sein niedersächsicher Amtskollege Boris Pistorius (SPD) wollen dabei nach einem Rundgang durch die Einladung auch mit Flüchtlingen und Spätaussiedlern zusammenkommen. Das Lager Friedland besteht seit 70 Jahren. Seit 2011 ist es auch Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Niedersachsen für Asylsuchende. In der eigentlich nur für 700 Personen ausgelegten Unterkunft leben derzeit 2.500 Menschen.

djo/sc (dpa, epd)