Ermittlungen nach schwerem Zugunglück
16. Februar 2010"Es war wie ein Erdbeben", sagte ein Augen- und Ohrenzeuge des Zugunglücks. Ein anderer berichtete, der Zug habe hart gebremst, "dann hörten wir einen lauten Knall, und ich sah einen Waggon an meinem Fenster vorbeischlittern".
Nach Angaben der Behörden kam es zu dem Unglück bei der Stadt Halle, als ein verspäteter Regionalzug nach einem Halt aus dem Bahnhof Buizingen fuhr. Bei einem Gleiswechsel wurde er von einem entgegenkommenden Zug aus Leuven erfasst. An der Unfallstelle bot sich ein Bild der Verwüstung.
Menschliches Versagen?
Einer der Zugführer habe ein Stoppsignal überfahren, sagte der Provinzgouverneur Lodewijk De Witte. Vermutlich spielte das schlechte Wetter mit dichtem Schneefall eine Rolle. Der Fahrplan sei durcheinandergeraten, da der entgegenkommende Zug zehn Minuten Verspätung hatte. Die belgische Bahn SNCB erklärte hingegen, es sei noch zu früh, Angaben zur Unfallursache zu machen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
In den im morgendlichen Berufsverkehr am Montag (15.02.2010) vollbesetzten Zügen saßen laut SNCB 250 bis 300 Menschen - für 18 von ihnen wurde es eine Fahrt in den Tod. Etliche Fahrgäste wurden eingeklemmt. Sie mussten von der Feuerwehr befreit werden. Schneefall und eisige Kälte behinderten die Bergungsarbeiten. Zum Schutz gegen Minusgrade wurden die Verletzten in Wärmedecken gehüllt. Die Feuerwehr brachte die Schwerverletzten in umliegende Krankenhäuser, die Leichtverletzten wurden in einem nahe gelegenen Sportzentrum behandelt und psychologisch betreut. Die Behörden richteten ein Krisenzentrum und eine Notrufnummer für Angehörige ein.
Fernverkehr blockiert
Wegen Bergungsarbeiten wird die betroffene Strecke südlich von Brüssel voraussichtlich auch an diesem Dienstag gesperrt bleiben. Dadurch werden Schnellzüge wie der Thalys zwischen Brüssel und Paris sowie der Eurostar zwischen Brüssel und London ausfallen.
Das Zugunglück vom Montag ist die zweite Katastrophe in Belgien binnen kurzer Zeit. Vor nicht einmal drei Wochen waren in der Lütticher Innenstadt nach einer Gasexplosion zwei Häuser eingestürzt. Aus den Trümmern bargen die Retter eine Überlebende und 14 Tote.
Autoren: Christian Walz / Martin Schrader (dpa, rtr, afp)
Redaktion: Herbert Peckmann