1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Erhöhte Brandgefahr bei Elektroautos?

Henrik Böhme mit Agenturen, ADAC
26. Juli 2023

Ein in Brand geratenes Elektroauto soll die Ursache sein für das Feuer auf einem Auto-Transportschiff vor der Nordsee-Insel Ameland. Sind E-Autos gefährlicher als solche mit herkömmlichen Antrieben?

https://p.dw.com/p/4UQUZ
Feuer auf Frachter Felicity Ace | Autotransporter
Bild: Marinha Portuguesa/AA/picture alliance

Beim Brand auf einem mit fast 3000 Autos beladenden Frachtschiff in der Nordsee ist ein Mensch ums Leben gekommen. Mehrere weitere Besatzungsmitglieder wurden verletzt, wie die niederländische Küstenwache am Mittwoch mitteilte. Die in Panama registrierte Fremantle Highway habe sich rund 27 Kilometer nördlich der Insel Ameland befunden, als das Feuer am Dienstagabend ausgebrochen sei. Ursache sei vermutlich ein in Brand geratenes Elektroauto. Der Frachter war auf dem Weg von Deutschland nach Ägypten und hatte 2857 Autos an Bord, 25 davor waren Elektro-Autos. Etwa 350 Wagen stammen von Mercedes-Benz, wie der Stuttgarter Autobauer mitteilte. Das Unternehmen sei in enger Abstimmung mit dem Transportdienstleister.

Das Ereignis lässt erneut die Frage nach der Gefährlichkeit von Elektroautos aufkommen. Immer wieder tauchen in den sozialen Netzwerken entsprechende Videos auf, die lichterloh brennende Elektroautos zeigen sollen, was allerdings nur selten stimmt, wie das Faktencheck-Team der DW untersucht hat. Sehen Sie hier das Video:

Keine Erkenntnisse für höheres Brandrisiko

Dennoch sorgen Ereignisse wie der Untergang des Autotransporters Felicity Ace vor rund einem Jahr immer wieder für Diskussionen. Das Schiff war auf dem Weg von Emden in Richtung USA in Brand geraten, Löschversuche schlugen fehl, weil weitere E-Autos in Brand gerieten. Am Ende musste die Besatzung das Schiff aufgeben, es sank vor den Azoren und nahm rund 4000 Autos, darunter Porsche und Bentley, mit in die Tiefe. Ungeklärt blieb die Vermutung, wonach ein defekter Akku die Ursache des Brandes war.

Immer wieder kommen auch Sachverständige wie der Unfallforscher Markus Egelhaaf von der Prüforganisation Dekra und andere Experten wie Dana Meißner vom Institut für Sicherheitstechnik und Schiffssicherheit in Rostock-Warnemünde zu dem Schluss: Eine erhöhte Brandgefahr geht von E-Autos nicht aus. (Hier zur Studie von Dana Meißner)Das Brandrisiko sei nicht höher als bei allen anderen Antriebsformen. Sowieso müssen sämtliche Autos, die eine Zulassung bekommen, bestimmte gesetzliche Anforderungen erfüllen, die den Fahrern und Insassen ein Höchstmaß an Sicherheit garantieren – unabhängig davon, ob es sich um einen Diesel- oder Benzinmotor handelt, um einen Antrieb, der mit Flüssiggas betrieben wird oder eben einen Elektromotor.

Allerdings verweist der Versicherungskonzern Allianz darauf, dass brennende E-Autos insofern tückisch seien, weil sie sich wiederentzünden könnten, eine Art thermische Kettenreaktion. Zum Löschen bräuchte es große Mengen Wasser über einen längeren Zeitraum, zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung Anastasios Leonburg, Marine Risk Consultant bei der Allianz. Allerdings sind viele Schiffe aus Kostengründen nicht entsprechend ausgerüstet. 

Bei Crashtests gut abgeschnitten

Allerdings sind Elektroautos zum Beispiel so konstruiert, dass der Stromfluss zur und von der Batterie im Falle eines Defekts oder Unfalls automatisch von allen anderen Komponenten und Kabeln getrennt wird, so dass kein Strom mehr fließen kann. Somit ist es höchst unwahrscheinlich, dass ein Elektroauto nach einem Unfall Feuer fängt. Bei Crashtests schneiden laut dem Automobilklub ADAC E-Autos sogar häufig besser ab als Autos mit herkömmlichen Antrieben.

Und auch die Feuerwehr kommt zu ähnlichen Schlüssen. Der Deutsche Feuerwehr-Verband beruft sich zwar auf spezielle Hinweise der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung für die Brandbekämpfung von Lithium-Ionen-Akkus bei Fahrzeugbränden, doch solche Hinweise gibt es für alle möglichen Materialien und Chemikalien. Doch hinsichtlich der Gefährdungsbeurteilung sehen die Berufsfeuerwehren keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Antriebsformen. Auch haben laut ADAC Experimente der Feuerwehren gezeigt, dass die Intensität der Brände nicht von der Antriebsart abhängt, sondern vor allem von den verbauten Materialien - vor allem der Kunststoffe. Entsprechend wurden zwischenzeitlich verhängte Parkverbote für Elektroautos in Tiefgaragen wieder aufgehoben.      

Boehme Henrik Kommentarbild App
Henrik Böhme Wirtschaftsredakteur mit Blick auf Welthandel, Auto- und Finanzbranche@Henrik58