Gefangen im Sudan
23. September 2008Das sudanesische Außenministerium nannte am Dienstagnachmittag (23.09.2008) den Aufenthaltsort der 19 Teilnehmer einer Wüstensafari, darunter fünf Deutsche. Die Ausländer würden rund 25 Kilometer von der ägyptischen Grenze entfernt im Sudan festgehalten.
In der Nacht zum Dienstag hatte der ägyptische Außenminister Ahmed Abul Gheit mit Äußerungen über die angebliche Freilassung der Verschleppten für Verwirrung gesorgt. Später widerrief sein Sprecher die Aussagen. Der Minister, der sich in New York aufhält, sei falsch zitiert worden, sagte er.
Auswärtiges Amt verhandelt
Derweil verhandelt der Krisenstab des Auswärtigen Amtes über die Freilassung der Gefangenen. Die Bundesregierung steht laut ägyptischen Angaben in Kontakt mit den Regierungen in Kairo und Rom. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte am Rande der UN-Vollversammlung in New York, bislang sei noch keine Lösung gefunden worden.
Die Reisegruppe, zu der auch fünf Italiener, eine Rumänin und acht Ägypter gehören, war am vergangenen Freitag an der unbefestigten "gelben Grenze" in der Wüste zwischen Ägypten und dem Sudan überfallen worden. In ägyptischen Medienberichten war von vier bewaffneten Angreifern die Rede.
15 Millionen Dollar Lösegeld?
Nach Angaben von Tourismusminister Garanna wurde die Gruppe in der Region Karkuk Talh direkt hinter der Grenze im Sudan festgehalten. Ägypten habe mit den Kidnappern nicht verhandelt. Diese hätten ein Lösegeld zwischen acht und 15 Millionen Dollar gefordert.
Tourismusminister Soheir Garana sagte, die Entführung sei lediglich bekannt geworden, weil es dem ägyptischen Reiseveranstalter, der mit den Europäern unterwegs war, gelungen sei, seine deutsche Frau über ein Mobiltelefon anzurufen.
Rebellengruppen angeblich nicht involviert
In der Region aktive sudanesische Rebellengruppen wiesen eine Verwicklung in die Entführung zurück. "Wir haben nichts zu tun mit irgendeinem Kidnapping", sagte ein Sprecher der Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit (JEM). Auch die Rebellenorganisation Sudanesische Befreiungsarmee (SLA) erklärte, sie habe mit dem kriminellen Akt gegen die Touristen nichts zu tun.
Die rund 1000 Kilometer von Kairo entfernte Wüstenebene Gilf Kebir zieht seit einigen Jahren immer mehr Reisende an. Berühmt ist die Gegend auch wegen der "Höhle der Schwimmer" mit ihren prähistorischen Zeichnungen, die durch den Film "Der englische Patient" bekannt wurden. Das Auswärtige Amt rät in seinen Reisehinweisen "dringend von Reisen in die Wüstengebiete im Südwesten Ägyptens ab". In den nordafrikanischen, an die Sahara grenzenden Ländern wachse die Gefahr des Terrorismus. (gri/kas)