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Endlich Eingreiftruppen für Liberia

1. August 2003

Für Liberia gibt es Hoffnung auf ein Ende der Kämpfe. Am nächsten Montag sollen Soldaten einer Eingreiftruppe im Land eintreffen. Präsident Taylor hat angeblich den Gang ins Exil für kommende Woche angekündigt.

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Die Menschen können wieder auf Hilfe hoffenBild: AP

Die Friedensmission westafrikanischer Staaten in Liberia soll am kommenden Montag (4. August 2003) beginnen. Bis dahin würden die ersten Soldaten der geplanten Eingreiftruppe in Monrovia stationiert werden, wie die Staatschefs des westafrikanischen Bündnisses ECOWAS am Donnerstag (31. Juli 2003) bei einem Gipfeltreffen in der ghanaischen Hauptstadt Accra beschlossen. Der liberianische Präsident Charles Taylor habe sich zudem laut einem Bericht des US-Senders CNN dazu bereit erklärt, das Land in der kommenden Woche zu verlassen und ins Exil nach Nigeria zu gehen.

5000 Soldaten

Bei den ersten Soldaten handelt es sich nach Angaben des ECOWAS-Exekutivsekretärs Mohamed Ibn Chambas um zwei nigerianische Bataillone mit insgesamt 1500 Mann. ECOWAS hatte die Entsendung dieser Eingreiftruppe schon vor Wochen angekündigt. Für die Verzögerung wurden dann Finanzierungsschwierigkeiten und die gebrochene Waffenruhe in Liberia verantwortlich gemacht. Der ghanaische Außenminister Nana Akuffo Ado betonte nunmehr, die Truppe würde auch dann stationiert, wenn die Kämpfe weitergingen. Insgesamt wollen die ECOWAS-Länder bis zu 5000 Soldaten für die Friedenstruppe abstellen.

Taylor hatte sich mehrfach zum Gang ins Exil bereit gezeigt, dies aber vom Eintreffen der Eingreiftruppe abhängig gemacht. Die USA wiederum haben mehrfach erklärt, sie seien erst dann zu einem Engagement in Liberia bereit, wenn Taylor das Land verlassen habe. Ob der liberianische Präsident dem jüngsten ECOWAS-Beschluss persönlich zugestimmt hatte, blieb vorerst unklar.

Kämpfe flauten kurzzeitig ab

Ein Vorausteam für die Eingreiftruppe war zuvor in Monrovia freudig begrüßt worden. Hunderte jubelnder Menschen säumten laut Agenturberichten die Straßen, die die zehnköpfige Gruppe aus neun Westafrikanern und einem Amerikaner entlangfuhr. Sogar die Kämpfe sollen mehrere Stunden lang abgeflaut sein. Regierungsbeamte ebenso wie Vertreter der beiden wichtigsten Rebellengruppen äußerten sich positiv über die Ankunft des Vorausteams unter Leitung des nigerianischen Brigadegenerals Festus Okonkwo.

Der amerikanische UN-Botschafter John Negroponte forderte den Weltsicherheitsrat in einem Resolutionsentwurf auf, die ECOWAS-Mission zu autorisieren und die westafrikanischen Soldaten zum 1. Oktober 2003 dann von einer UN-Truppe abzulösen. Zugleich bekräftigte Washington, dass die USA dabei keine Führungsrolle übernehmen würden. Genau dies allerdings haben sowohl die Vereinten Nationen (UN) als auch mehrere afrikanische Länder gefordert. Der Weltsicherheitsrat hatte am Mittwoch (30.7.2003) erstmals über die multinationale Truppe aus Westafrika für Liberia beraten. Dem Rat lag ein amerikanischer Resolutionsentwurf vor, der die Entsendung der schnellen Eingreiftruppe mit etwa 1500 nigerianischen Soldaten und Verstärkung aus anderen Ländern Westafrikas befürwortet.

UN kritisieren schwere Menschenrechtsverletzungen

Unterdessen prangerte das Weltflüchtlingshilfswerk UNHCR schwere Menschenrechtsverletzungen in Liberia an. Tötungen, Folter, sexuelle Gewalt und willkürliche Inhaftierungen seien an der Tagesordnung. Die Zahl der Flüchtlinge steige weiter an, und ihre Situation verschlechtere sich täglich, sagte Francis Deng, der beim UNHCR für die Belange der im eigenen Lande Vertriebenen zuständig ist. Die humanitäre Krise sei zu einer echten Katastrophe geworden. Das UN-Hilfswerk kritisierte weiter, dass offenbar sowohl Rebellen als auch Regierungstruppen Kinder zwangsrekrutierten. Tausende im Bürgerkrieg verwaiste Minderjährige seien besonders gefährdet, als Kindersoldaten missbraucht zu werden. Angesichts der verheerenden Situation in ihrem Heimatland sollten liberianische Flüchtlinge im Ausland für zunächst sechs Monate nicht abgeschoben werden, forderte das UNHCR. (kap)