Frankfurt droht Europa-League-Aus
22. August 2019Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic nannte es hinterher ein "Kuddelmuddel-Tor". Er hätte auch von einem "Kuddelmuddel-Spiel" sprechen können. Das Gegentor, das einzige des Abends, stand irgendwie exemplarisch für die 90 Minuten aus Sicht der Frankfurter.
Die 33. Minute des Playoff-Hinspiels der Europa-League-Qualifikation zwischen Racing Straßburg und der Eintracht: Die Franzosen bekommen eine Ecke von links zugesprochen. Dimitri Lienard befördert den Ball in den Strafraum der Eintracht, von Danny da Costas Hüfte trudelt das Leder Richtung Tor, ehe Kevin Zohi den Ball aus kurzer Entfernung über die Linie stochert.
Ein Tor, das aus Sicht der Eintracht so unnötig wie ein Kropf war - genauso wie die 0:1 (0:1)-Niederlage am Ende. Und so müssen die Frankfurter, die in der vergangenen Saison überraschend bis ins Halbfinale der Europa League vorgedrungen waren, nun am Donnerstag kommender Woche beim Rückspiel im eigenen Stadion mit mindestens zwei Toren Vorsprung gewinnen, wollen sie sich für die Gruppenphase des Wettbewerbs qualifizieren. Steht es nach 90 Minuten und auch nach Verlängerung 1:0 für Frankfurt, fällt die Entscheidung im Elfmeterschießen.
Erste Halbzeit verschlafen
Die 23.000 Zuschauer im Straßburger Stadion sahen zwei grundverschiedene Halbzeiten. Den ersten Durchgang verschlief der Bundesligist fast komplett. Die Führung der weitaus engagierteren Franzosen war verdient. "Wir waren zu passiv", räumte Mittelfeldspieler Gelson Fernandes später ein. Torwart Kevin Trapp sprach nach dem Abpfiff zu Recht von einer "katastrophalen ersten Hälfte".
Eintracht-Trainer Adi Hütter reagierte, brachte nach der Pause mit Sebastian Rode und Goncalo Paciencia zwei frische Spieler. Und plötzlich machte die Eintracht das Spiel, von Straßburg war bis zum Schlusspfiff in der Offensive nichts mehr zu sehen.
Die beste Chance zum Ausgleich, der verdient gewesen wäre, hatte der Japaner Daichi Kamada auf dem Fuß. In der 51. Minute zögerte er zunächst sehr lange, zog schließlich aber doch aus zehn Metern ab. Der französische Abwehrspieler Alexander Djiku warf sich in den Schuss und lenkte ihn am Tor vorbei - mit der Hand.
Bobic: "Das ist der Wahnsinn"
Doch der slowakische Schiedsrichter Ivan Kruzliak schüttelte den Kopf. Alle Proteste der Eintracht-Spieler und -Verantwortlichen waren vergebens. Kein Elfmeter. "Es gibt halt keinen Videobeweis. In der Europa League wird gespart", ärgerte sich Sportvorstand Bobic auch noch Minuten nach dem Abpfiff: "Das ist ein Wahnsinn! Der Schiedsrichter steht drei Meter daneben."
Aber auch das passte in gewisser Weise zu diesem Kuddelmuddel-Abend aus Frankfurter Sicht - der noch ein Nachspiel haben könnte. Einige Frankfurter Fans zündeten vor dem Anpfiff Pyrotechnik. Wegen ähnlicher Vorfälle in der vergangenen Saison steht die Eintracht unter Beobachtung. Nun drohen Sanktionen des europäischen Fußballverbands UEFA.