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Pilotenstreik der Lufthansa geht zu Ende

2. September 2022

Mit einem eintägigen Streik legten die Piloten der Lufthansa rund 800 Flüge lahm. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit fordert mehr Gehalt und stößt damit auf wenig Verständnis.

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Fünf Lufthansa-Maschinen nebeneinander
Die Kraniche bleiben am BodenBild: Michael Probst/AP/picture alliance

24 Stunden standen die meisten Maschinen der Lufthansa still, ab Mitternacht soll der Flugplan möglichst vollständig wieder erfüllt werden. Mehr als 800 Flüge fielen an diesem Freitag aus. Etwa 130.000 Passagiere waren betroffen. Die Fluggäste waren bereits am Vortag aufgefordert worden, nicht an die Flughäfen zu kommen, sondern auf den Zug oder Flüge an einem anderen Tag auszuweichen. Ihnen stehen bei Ausfällen oder schwerwiegenden Verspätungen Erstattungen und möglicherweise auch Ausgleichszahlungen zu.

In den Terminals am Frankfurter Drehkreuz war es deshalb vergleichsweise ruhig, wie der Betreiber Fraport berichtete. Die meisten Passagiere hatten die Flugabsagen rechtzeitig mitbekommen. An den Service-Schaltern der Lufthansa bildeten sich dennoch lange Schlangen mit Langstrecken-Passagieren, die auf Weitertransport hofften.

Die Tochtergesellschaften Eurowings, Lufthansa Cityline und Eurowings Discover waren von dem Aufruf nicht betroffen und sollten planmäßig fliegen. Gleiches galt für ausländische Lufthansa-Töchter wie Swiss, Austrian oder Brussels. Auch Lufthansa-Flüge von nicht-deutschen Startpunkten fanden statt, sofern sich Flugzeuge und Crews bereits im Ausland befanden.

Es geht ums Gehalt

Zum Streik aufgerufen hatte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), sie will im laufenden Tarifstreit ihre Lohnforderungen durchsetzen. Sie hatte in der Nacht zum Donnerstag erklärt, dass die Tarifverhandlungen mit dem Arbeitgeber erneut gescheitert seien.

Gestapelte Koffer auf Trolleys
In München sind einige Passagiere gestrandet - das große Chaos blieb aber bisher ausBild: Boris Roessler/picture alliance/dpa

Die Gewerkschaft pocht auf Reallohnsicherung in Zeiten hoher Inflation und Verbesserungen in der Tarifstruktur für Berufseinsteiger. Rückwirkend zum 1. Juli sollen die Vergütungen um 5,5 Prozent steigen. Ab 2023 wollen sie einen automatischen Inflationsausgleich, der rückwirkend auf Basis der Jahresinflation mit einem Aufschlag ausgezahlt würde.

Laut Lufthansa würden die Forderungen der VC die Personalkosten im Cockpit um 40 Prozent erhöhen. Dies sei selbst ohne Rücksicht auf die finanziellen Folgen der Corona-Krise außerhalb des Vertretbaren. Auf eine Laufzeit von zwei Jahren würden sich die Forderungen auf eine Mehrbelastung von 900 Millionen Euro belaufen. Darüber hinaus kritisierte die Lufthansa den Zeitpunkt des Streiks. Es fehle "jedes Verständnis", weil der Streik "in der Hauptrückreisezeit zum Ende der Schulferien in mehreren Bundesländern" stattfindet.

Das Angebot der Lufthansa bezifferte der Konzern bei 18 Monaten Laufzeit auf 900 Euro mehr Grundvergütung pro Monat. Die Einstiegsgehälter stiegen dabei um 18 Prozent, die oberste Gehaltsgruppe bekäme fünf Prozent mehr, so der Konzern.

Immer weniger Verständnis für Streiks

Es ist nicht der erste Streik, der die Lufthansa in diesem Sommer trifft: Vor einigen Wochen sorgte ein eintägiger Ausstand des Lufthansa-Bodenpersonals für mehr als 1000 Flugausfälle. Rund 134.000 Passagiere mussten ihre Reisepläne ändern

In der anschließenden Verhandlungsrunde erreichte die Gewerkschaft für die rund 20.000 Bodenbeschäftigten Gehaltssteigerungen, die insbesondere in den unteren Lohngruppen deutlich zweistellig ausfielen. Der Streiktag kostete die Lufthansa Finanzchef Remco Steenbergen zufolge 30 bis 35 Millionen Euro.

Anzeige am Flughafen mit Hinweis auf die Streiks
Von dem eintägigen Streik sind 800 Flüge betroffenBild: Peter Kneffel/picture alliance/dpa

Die Streiks der unterschiedlichen Gewerkschaft stoßen auf immer weniger Verständnis. So ist der aktuelle Ausstand zufolge auf 24 Stunden beschränkt. Auf Kundgebungen oder Streikversammlungen verzichtete die Gewerkschaft VC wohl auch aus Sorge vor negativen Reaktionen.

So war es laut Verdi beim Streik des Lufthansa-Bodenpersonals im Juli zu massiven Anfeindungen gekommen. Es habe sogar Morddrohungen gegeben, sagte Verdi-Chef Frank Werneke der "Augsburger Allgemeinen". "Ich empfand es als sehr bedrückend, dass Menschen, die auf unserer Seite in dem Lufthansa-Streik Verantwortung übernommen haben, bedroht wurden", sagte der Verdi-Chef.

Für die Lufthansa dürfte es nicht der letzte Streik dieses Jahr sein. Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo will im Herbst für ihre Mitglieder verhandeln.

nm/fab (dpa, rtr, afp)