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Ein profitables Geschäft: Kinder

Anna Grabowski19. November 2003

Nach Drogen und Waffen ist Menschenhandel die größte Gewinnquelle organisierter Krimineller. Weltweit kaufen und verkaufen sie jährlich mindestens 1,2 Millionen Kinder.

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Wo Kinder arbeiten, lohnt sich KinderhandelBild: AP

Der weltweite Kinderhandel wächst. Die Zahl von verkauften und versklavten Kindern steigt an - das UN-Kinderhilfswerk UNICEF schätzt, dass jährlich 1,2 Millionen Kinder verschleppt und zu Arbeit und Prostitution gezwungen werden. Auch in den Ländern der Europäischen Union nimmt der Kinderhandel in den vergangenen Jahren immer stärker zu. Jährlich werden 120.000 Mädchen und Jungen von Ost- nach Westeuropa verkauft, so die Schätzungen von UNICEF.

Der italienische Richter Ferdinando Imposimato, der auch die Vereinten Nationen in Fragen des organisierten Menschenhandels berät, sieht eine erschreckende Entwicklung: "Der Handel mit Menschen, mit Kindern wird immer internationaler. Es bedarf also einer internationalen Strategie, einer Übereinkunft zwischen den für die Kriminalität zuständigen Organisationen in den Ursprungs-, Durchgangs- und Zielländern."

Kinder – vielseitig einsetzbar

Kinderarbeit in Afghanistan
Der 14jährige Ahmed Ullah arbeitet in Afghanistan 14 Stunden am Tag in einer MühleBild: AP

Kinder müssen als billige Arbeitskräfte Teppiche knüpfen, in Steinbrüchen und auf Feldern schuften oder Hausarbeiten verrichten. Viele Kinder werden zur Prostitution gezwungen und sexuell missbraucht. Meist weit entfernt von ihrem Heimatort. Auch Kinder, die nach Deutschland verkauft werden, werden vielfach sexuell ausgebeutet und zu kriminellen Aktivitäten gezwungen: zum Verkauf von Drogen oder zum Stehlen. Ein weiteres Arbeitsfeld der Menschenhändler ist die illegale Adoption. Wie in einem Versandkatalog werden Kinder im Internet angeboten. Besonders gefragt sind weiße, gesunde, neugeborene Kinder.

Das Internet als Plattform

Prostituierte in Budapest
Prostituierte auf dem Strassestrich der ungarischen Hauptstadt BudapestBild: AP

Ferdinando Imposimato erklärt, dass es beispielsweise in Russland und Albanien mächtige Menschenhändler gebe. "Das sind Länder, aus denen diese Art von Handel bedauerlicherweise über das Internet kommt - mehr als aus anderen Ländern." Die Verantwortung für Kinderhandel läge aber ebenso auf der Seite der europäischen Länder, aus denen die Nachfrage kommt. "Wir müssen den Handel an seinem Ursprung bekämpfen. Aber wir müssen auch die Nachfrage nach Kindern bekämpfen, die im westlichen Europa besteht."

Der Handel mit Kindern ist meist kein einfacher Verkauf von A nach B, er durchläuft oft viele Stationen in verschiedenen Ländern. Außerdem gibt es eine Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Zweigen der organisierten Kriminalität. Die Tätigkeiten von Drogen-, Waffen- und Menschenhändlern sind eng verwoben. Auch die Korruption habe sich alarmierend entwickelt, sagt Imposimato. Besonders gravierend vor allem in osteuropäischen Ländern wie Russland oder Albanien.

Kampf auf mehreren Ebenen

LKA Brandenburg fahndet online
Das Internet kompfliziert die Bekämpfung von KinderhandelBild: dpa

Keine einfache Ausgangslage für die Polizei, diese Verbrechen zu bekämpfen, zumal die Täter sich meist modernster Kommunikationsformen bedienen können. Zudem fehlt es oft an Möglichkeiten, die Täter strafrechtlich zu verfolgen.

Ferdinando Imposimato empfiehlt: "Wir haben dafür zu sorgen, dass die Gesetze weltweit so ausgestaltet werden, dass sie gegen den Handel mit Menschen gerichtet sind. Wir müssen eine soziale Sensibilisierung fördern, um so das Schweigen und das Gesetz des Schweigens zu bekämpfen, das um den Menschenhandel herum besteht. Wir müssen diejenigen Länder unterstützen, die den Menschenhandel nicht aus eigenen Mitteln bekämpfen können. Die Zusammenarbeit unter den europäischen Ländern muss verstärkt werden."