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Ein Hattrick für die Seele

Thomas Klein7. August 2015

Henrich Mchitarjan erzielt beim BVB-Erfolg gegen Wolfsberg drei Tore in wenigen Minuten. Nach viel Kritik in der vergangenen Saison, scheint der sensible Offensivspieler unter Thomas Tuchel richtig aufzublühen.

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Henrikh Mkhitaryan Dortmund Wolfsberg Fußball
Bild: picture-alliance/dpa/EXPA/Sebastian Pucher

Gleich dreimal rief Stadionsprecher Norbert Dickel den Namen des Torschützen zum 5:0, Henrich Mchitarjan, durch die Außenlautsprecher des Dortmunder Stadions. Der Armenier hatte soeben seinen dritten Treffer binnen 13 Minuten erzielt und so für einen klaren Sieg des BVB in der Europa-League-Qualifikation gegen den Wolfsberger AC aus Österreich gesorgt. Die Fans in der fast ausverkauften Arena standen auf, klatschten Beifall und freuten sich merklich für den 26-Jährigen. Mchitarjan selbst war die Erleichterung nach seinem letzten Tor ebenfalls anzumerken. Er grinste und ließ sich von seinen Mitspielern feiern. "Mchitaryan ist ein absoluter Musterprofi. Seine Trainingseinstellung und sein Auftreten sind vorbildlich", lobte auch Trainer Thomas Tuchel seinen Schützling.

"Ein Musterprofi mit besonderem Charakter"

Der BVB-Coach geriet auf der Pressekonferenz regelrecht ins Schwärmen und lobte den Mann, von dem es am Ende der vergangenen Saison noch hieß, er sei gescheitert. "Es ist eine große Freude, Henrichs Trainer zu sein. Er ist ein Musterprofi mit einem besonderen Charakter“, so Tuchel. Und genau dieser Charakterkopf, der nur allzu oft über seine eigene Leistung ins Grübeln gerät und sich dadurch oft selbst aus dem Spiel nimmt, scheint mit Tuchel einen Trainer gefunden zu haben, der ihn versteht.

Zwar wollte der Nachfolger von Jürgen Klopp nicht genauer auf sein Verhältnis zu Mchitarjan eingehen, dennoch wurde klar, dass es zwischen den beiden einfach passt. Er sei respektvoll, offen, höflich und habe ein besonders großes Talent, schwärmte Tuchel. Gerade Mchitarjans großes Talent sorgte aber in der Vergangenheit immer wieder für Diskussionen bei den Fans. Besonders seine Abschlussschwäche stand im Mittelpunkt der Kritik.

"Er hat mir Selbstvertrauen gegeben"

Der Armenier steht seit seiner Ankunft in Dortmund vor drei Jahren unter genauer Beobachtung. Kritisch werden und wurden seine Aktionen auf dem Fußballplatz analysiert und diskutiert. So auch in der ersten Halbzeit des Europa-League-Qualifikationsspiels. Wie die gesamte Mannschaft, fand auch der 26-Jährige schwer ins Spiel und leistete sich den einen oder anderen "Aussetzer" - einige Fans wurden (mal wieder) unruhig und rutschten auf ihren Sitzschalen hin und her. Im zweiten Durchgang zeigte die Mannschaft dann aber den Fußball, den Thomas Tuchel mag: Schnell, präzise, erfolgreich. Vor allem Mchitarjan drehte auf und bereitete die Führung durch Marco Reus vor. Danach folgten sein lupenreiner Hattrick und das Lob für seinen Trainer. "Er hat mir dieses Selbstvertrauen gegeben und viel Mut gemacht. Ich versuche, das Beste daraus zu machen, um ihm das wiederzugeben", sagte der Offensivkünstler.

Henrikh Mkhitaryan Dortmund gegen Wolfsberg
Drei Tore in 13 Minuten: Mchitarjan (2.v.l.) jubelt - ob der Knoten aber endlich geplatzt ist, muss abgewartet werdenBild: Getty Images/P. Stollarz

Mchitarjan passt in Tuchels System

Auch wenn es drei Tore gegen einen unterklassigen Gegner waren und der Hattrick deshalb nicht überbewertet werden sollte, wurde doch deutlich, dass sich Mchitarjan weiterentwickelt hat. Der armenische Nationalspieler könnte für Tuchel zum Schlüsselspieler werden. Aufgrund seiner Vielseitigkeit und Spielintelligenz passt er perfekt in die variablen Systemideen des BVB-Trainers.

Tuchel selbst hatte bereits im Sommer deutlich gemacht, Mchitarjan unbedingt behalten zu wollen. Der 41-Jährige scheint die richtige Ansprache für den sensiblen Ballkünstler gefunden zu haben. Mchitarjan könnte unter seinem neuen Coach nun endlich sein großes Potential abrufen und so zu einem der wichtigsten Spieler für Borussia Dortmund werden. "Sein Talent, seine Arbeitseinstellung und seine Höflichkeit dienen uns als Vorbild", so Tuchel.