Hollywood und die Indianer
25. Dezember 2016Ein paar Jahre nach dem Welterfolg von Kevin Costners "Der mit dem Wolf tanzt" (1990) haben die beiden Filmexperten Matthias Peipp und Bernhard Springer zum ersten Mal im deutschen Sprachraum differenziert beschrieben, wie sich das Bild des Indianers im Film im Laufe der Jahrzehnte gewandelt hat.
Kevin Costners Film brachte 1990 einen Neuanfang im Western
Die Autoren schrieben damals: "Im öffentlichen Bewusstsein (...) hatten sie (die Indianer, Anmerk. der Red.) nur auf der Leinwand überlebt - als blutrünstige Kulisse, vor der sich der Mythos vom aufrechten, entbehrungsreichen Frontier-Mann so glänzend in Szene setzten ließ, oder als edler Wilder, der als Letzter seines Stammes den treuen Begleiter des weißen Helden abgab." Erst mit Costners Film habe Hollywood sich dann tatsächlich seiner "Native Americans" besonnen.
Seit ihrer grundlegenden Untersuchung "Edle Wilde/Rote Teufel" (Heyne Verlag 1997) sind nun wieder fast 20 Jahre vergangen und in Hollywood werden immer noch Western produziert - wenn auch längst nicht mehr so oft wie in früheren Jahrzehnten. Das Bild der Indianer im Film hat sich seither in einer Art und Weise gewandelt, dass die schlimmsten Klischeebilder der Native Americans heute nicht mehr auftauchen, "Edle Wilde" hingegen schon.
Hollywood und der Western: Noch bleiben Fragen
Umstritten sind nach wie vor auch Besetzungsfragen - wer soll (oder muss) Indianer im Film darstellen? Dürfen das weiße Schauspieler? Oder nur Schauspieler indianischer Abstammung?
Und vor allem: Wie sollen Indianer dargestellt werden? Erst im vergangenen Jahr kam es bei den Dreharbeiten zur Westernkomödie "The Ridiculous Six" zu Auseinandersetzungen am Set. Eine Schauspielerin, Stammesangehörige der Navajo, brach die Dreharbeiten ab. Sie wollte damit ein Zeichen setzen gegen das von Hollywood gezeichnete Bild der Indianer im Film.
Die Geschichte von "Hollywood & die Indianer" scheint also noch lange nicht zu Ende erzählt.