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PolitikEcuador

Ecuador wählt nach Gewaltakten neues Staatsoberhaupt

20. August 2023

Das einst friedliche Ecuador gilt als Transitland für Kokain, die Mordrate ist höher als in Mexiko oder Kolumbien. Verbunden mit der Hoffnung auf mehr Sicherheit findet die erste Runde der Präsidentschaftswahl statt.

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Soldaten und mehrere Kisten mit Unterlagen für die Wahlen
Soldaten mit Wahlunterlagen vor einer Schule in der Hauptstadt Quito Bild: Henry Romero/REUTERS

Acht Kandidaten bewerben sich bei den vorgezogenen Wahlen an diesem Sonntag in Ecuador um das höchste Amt im Staat. Als Favoriten gelten die Linkspolitikerin Luisa González aus dem Lager von Ex-Präsident Rafael Correa, der indigene Umweltaktivist Yaku Pérez und der deutschstämmige frühere Vizepräsident Otto Sonnenholzner. Neben dem Präsidenten wählen die Ecuadorianer auch die Abgeordneten der Nationalversammlung. Parallel dazu gibt es zwei Volksentscheide zur Ölförderung im Yasuní-Nationalpark im Amazonasgebiet und zum Bergbau in den Nebelwäldern des Chocó Andino.

Luisa González reißt die Arme mit geballten Fäusten hoch
Linkspolitikerin Luisa González: Sie macht sich Hoffnungen auf den Sieg Bild: Dolores Ochoa/AP/picture alliance

Der drastische Anstieg der Gewalt und die Wirtschaftskrise im Land dominierten auch den Wahlkampf. "Der neue Präsident muss Dinge vorschlagen, die real sind, und nicht nur nicht nur Worthülsen verbreiten", forderte der 18-jährige Universitätsstudent Menaly Luge. "Unser Land leidet unter einer Wirtschaftskrise und so viel Kriminalität. (...) Wir brauchen mehr Chancen für junge Leute, wir wollen nicht auswandern." Er will seine Stimme der oppositionellen Partei Construye (Baue) geben, deren Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio vor eineinhalb Wochen nach einer Wahlkampfveranstaltung in der Hauptstadt Quito erschossen worden war.

Otto Sonnenholzner - mit einem Mikrofon in der Hand - ruft seinen Anhängern etwas zu
Otto Sonnenholzner: Auch er will Präsident werden Bild: Martin Mejia/AP Photo/picture alliance

Villavicencio lag vor seiner Ermordung in Umfragen auf Platz zwei. Als Journalist und Abgeordneter hatte er immer wieder die weitverbreitete Korruption in dem südamerikanischen Land kritisiert und der Politik Verbindungen zur organisierten Kriminalität vorgeworfen. Seine Partei präsentierte den Investigativjournalisten Christian Zurita als neuen Kandidaten.

Todesdrohungen gegen Zurita 

Nach seiner Nominierung erhielt Ersatzkandidat Zurita nach eigenen Angaben Todesdrohungen in den sozialen Netzwerken. "Die Drohungen gegen mein Leben und mein Team werden uns nicht aufhalten, aber sie zwingen uns zu stärkeren Sicherheitsvorkehrungen", schrieb er im Onlinedienst X, dem früheren Twitter. Seine Partei Construye habe Behörden und Wahlbeobachter informiert. 

Christian Zurita - mit schusssicherer Weste - in einer Pressekonferenz
Christian Zurita: Trotz Morddrohungen macht er weiter Bild: Dolores Ochoa/AP Photo/picture alliance

Erreicht bei der Präsidentschaftswahl keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit oder mindestens 40 Prozent der Stimmen mit zehn Prozentpunkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten, kommt es am 15. Oktober zur Stichwahl. Zur Stimmabgabe aufgerufen sind rund 13,4 Millionen Ecuadorianer.

Die vorgezogenen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen waren notwendig geworden, weil der konservative Staatschef Guillermo Lasso inmitten eines Amtsenthebungsverfahrens wegen mutmaßlicher Unterschlagung gegen ihn die Nationalversammlung aufgelöst hatte.

se/haz (dpa, rtr, epd, afp, ap)