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E-Mail war gestern

2. August 2006

Vor zehn Jahren noch als Medium der Zukunft beschrieben, dienen E-Mails für einige gerade noch zum Verschicken von Dateien. Kommuniziert wird vielfach direkter: über Textbotschaften. Stichwort: Instant Messaging.

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Bild: AP Graphics

Vor allem jüngere Menschen betrachten E-Mail mittlerweile als veraltetete Technik. Sie kommunizieren über Textbotschaften, sei es mit dem Handy oder einem Instant Messenger, und in Blogs oder Plattformen wie MySpace oder Facebook.

So wie die normalen Briefkästen inzwischen oft zu einem Ort geworden sind, in dem sich vor allem Werbung, Rechnungen und gelegentlich eine Ansichtskarte aus dem Urlaub finden, so sind auch die E-Mail-Fächer scheinbar ein Magnet für Spam, den Werbemüll des Internets geworden. Und vor allem hat E-Mail für junge Menschen fast immer etwas mit Schule oder Beruf zu tun.

"Früher ging es vor allem um den Spaß", sagt Danah Boyd, Doktorandin an der Universität von Kalifornien in Berkeley. "Jetzt steht E-Mail für Eltern und Autorität." Viele Menschen antworten schon gar nicht mehr auf E-Mails, wenn sie es nicht müssen. Boyds Website trägt den Hinweis, dass sie Monate mit dem Lesen von E-Mails hinterher hinkt. Schneller ist sie über Instant Messaging zu erreichen.

Wird Kommunikation immer unpersönlicher?

Instant Messaging - zu Deutsch: Nachrichtensofortversand - ist ein Dienst, der es Teilnehmern ermöglicht, in Echtzeit mit anderen zu kommunizieren, zu chatten. Dabei werden kurze Textmitteilungen an den Empfänger verschickt, meist über das Internet, auf die dieser sofort antworten kann. Daneben gibt es Programme, die auch Video- oder Telefonkonferenzen ermöglichen.

Das heißt natürlich nicht, dass E-Mail als Kommunikationsform erledigt ist. Sie bleibt wichtig als Medium für formelle Kontakte und wenn es darum geht, eine Nachricht an viele Personen gleichzeitig zu versenden. Wenn es um geschäftliche Dinge und den Austausch von Dokumenten geht, dann ist die E-Mail weiter gefragt.

Wenn es aber um Schnelligkeit und persönliche Kontakte zu Freunden geht, setzen junge Menschen auf das Mobiltelefon oder die kurzen Textbotschaften, wie aus einer Studie des Pew Internet & American Life Projects hervorgeht. Der generelle Wandel in der Kommunikation wirft auch die Frage auf, ob sie nicht immer unpersönlicher wird.

Einfach praktisch und schnell?

"Wenn ich jemanden nicht sehen will, dann rufe ich ihn an. Wenn ich nicht mit ihm reden will, dann schreibe ich eine E-Mail. Wenn ich keine ganzen Sätze schreiben will, dann schicke ist eine Textbotschaft", sagt Matthew Felling, Sprecher des Washingtoner Forschungsinstituts Center for Media and Public Affairs. "Es ist die ultimative soziale Krücke, um die persönliche Kommunikation zu vermeiden."

Diese Ansichten teilt aber nicht jeder. Viele halten SMS und Instant Messaging schlichtweg für effizienter und praktischer, wenn es um schnelle Antworten geht. Dabei werden aber auch Unterschiede je nach Altersgruppe deutlich.

"Erwachsene, die Instant Messaging lernen, haben oft Schwierigkeiten, mit mehr als zwei Personen gleichzeitig zu kommunizieren", bestätigt auch Boyd auf Grund ihrer Forschungen in Berkeley. Anne Kirah, Anthropologin bei Microsoft, rät daher, Vorgesetzte sollten sich nicht durch Instant Messaging bedroht fühlen, sondern ruhig weiter E-Mail benutzen. Aber Firmen sollten vor allem darauf achten, dass das Ergebnis stimme und sich den Arbeits- und Kommunikationsbedürfnissen der Mitarbeiter anpassen. (wga)