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NFTs: Bilanz der DW-Auktion

18. November 2021

Die DW hat ein eigenes NFT versteigert, um über diesen neuen Markt zu berichten. Nun wurde geboten und mitgefiebert. Eine erste Bilanz. Von Andreas Becker und Nicolas Martin.

https://p.dw.com/p/439Xg
Screenshot | DW-NFT für 0.1337 Ether verkauft
Endstand: Nach drei Geboten und 24 Stunden stand der Käufer fest

Es ist vor allem die "Community", die über den Erfolg bei einer NFT-Versteigerung entscheidet, ist sich Sven Wagenknecht sicher. Der Mitgründer des Krypto-Branchenmagazins BTC-Echo beobachtet den Markt mit digitalen Echtheitszertifikaten - kurz NFTs - schon seit der Entstehung. Gerade bei Influencern, Künstlern oder Musikern ginge es um die Reichweite, "um eine Stimmung zu erzeugen", sagt Wagenknecht. 

Eine kritische Community

Dem DW-Experiment eines NFT-Verkaufs - wir haben darüber berichtet - stand ein Teil der "Community" eher kritisch gegenüber. Zumindest einige Reaktionen auf Twitter lassen darauf schließen: "Den Journalismus unterstützen und dabei den Planeten wegen schrecklicher Kunst zerstören. Das ist keine gute Strategie", heißt es da. Damit nimmt der Nutzer Bezug auf die Idee, den Auktionsertrag an Reporter ohne Grenzen zu spenden und kritisiert den hohen Stromverbrauch beim Herstellen von NFTs auf der Ethereum Blockchain.

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An anderer Stelle schreibt eine Nutzerin: "Macht nicht auch da mit. Das ist Betrug und Geldwäsche." Einwände, die die DW auch in weiteren Artikeln thematisieren möchte. Trotz vieler Vorbehalte hat sich die DW entschieden, das NFT-Experiment zu wagen, um diesen neuen Markt zu verstehen. Die Gründe finden Sie hier. 

Die DW-Versteigerung ging so am 17.11 um kurz vor 21 Uhr zu Ende. Vorausgegangen waren eher zähe 24 Stunden, während der nur drei Gebote abgegeben wurden. Den Zuschlag bekam der Sammler mit dem Kürzel @podre. Für 0,1337 Einheiten der Kryptowährung Ether bekam @podre das erste NFT der DW mit dem Titel PressFreedomX30 (DW 2021).

Umgerechnet sind das knapp 600 Dollar. Davon zieht die Auktionsplattform foundation.app ihre Kommission von 15 Prozent ab, der Rest wird direkt weitergeleitet anReporter ohne Grenzen. 

Viele verbinden große Hoffnung mit dem NFT-Markt. Da sind zum einen die Künstler, die hoffen, Käufer für ihre Werke zu finden. Auch virtuelle Grundstücke in Computerspielen wurden bereits als NFT verkauft. Und inzwischen haben auch Hollywoodstudios NFTs entdeckt, etwas als Werkzeug zur Vermarktung der Marvel-Superhelden-Filme.

Das Verfahren ist dabei immer ähnlich: Mit Hilfe eines NFT können digitale Dateien zu potenziell wertvollen Originalen gemacht werden. Wie das geht, haben wir hier beschrieben. 

Was bestimmt den Wert eines NFTs?

Hat @podre mit PressFreedomX30 (DW 2021) nun ein Schnäppchen gemacht oder sitzt er auf einer wertlosen Datei? Wie entsteht der Wert eines NFTs? Ein Nutzer hat während der Auktion genau diese Frage gestellt. "Worin besteht das Einzigartige bei Eurem NFT? Kaufe ich da deutsche Mediengeschichte? Oder kann ich das von der Steuer absetzen, weil es für einen guten Zweck ist?"

Gute Fragen - auf die wir allerdings auch keine Antwort haben. Derselbe Nutzer gab an, ein NFT aus der sogenannten Bored Ape -Reihe sein Eigen zu nennen. "Da kann ich sicher sein, dass ich beim Wiederverkauf auch den Preis bekomme, den es wert ist",  schreibt er auf Twitter.

Screenshot | NFTs Cryptopunks von Larva Labs
Cryptopunks von Larva Labs - keiner unter umgerechnet 400.000 DollarBild: Larva Labs

Wert entsteht durch Nachfrage. Doch es gibt auch auf dem NFT-Markt bereits bestimmte Muster. Wurde ein NFT bereits einmal für einen hohen Preis verkauft, dann hat sich bereits ein Wert etabliert.

Auch die Zugehörigkeit zu Kollektionen kann den Wert bereits vorbestimmen. So zum Beispiel bei den sogenannten Cryptopunks. Die insgesamt 10.000 kleinen pixeligen Gesichter waren bereits sehr früh als NFTs erhältlich und laut den Erfindern Lava-Labs ist derzeit keiner unter umgerechnet 400.000 Dollar zu haben.

Hohe Kosten als Hürde

Wer ein NFT erstellen möchte, der benötigt im Regelfall die Kryptowährung Ether. Hier fallen für den Umtausch von Euro bereits verhältnismäßig hohe Gebühren an. Dann folgten die Kosten für das sogenannte Minten - also das Prägen des NFTs. Ist das digitale Original erstmals erstellt, werden weitere Gebühren fällig, um das NFT zur Auktion freizugeben (Listing). Die letzten beiden Prozesse haben bei der Versteigerung der DW auf der PlattformFoundation umgerechnet mehr als 350 Euro gekostet. 

Wenig Gewinner und viel Durchschnitt

Wenn in den Medien die Rede von NFTs ist, dann meistens von spektakulären Transaktionen. Beispielsweise beim Verkauf einer digitalen Collage des Künstlers Beeple für 69 Millionen Dollarim März. Oder beim Verkauf einer digitalen Zeitungsseite der New York Times mit einem Artikel über NFTs, der kurz nach der Beeple-Auktion umgerechnet 750.000 Dollar einbrachte.

Gipfelbilanz und NFT-Auktion

Doch es genügt ein Blick auf Plattformen wie Opensea oder Foundation, um zu sehen, dass sehr viele NFTs überhaupt keine Käufer finden. Deren Anbieter bleiben also auf ihren Kosten für das Minten und das Listing sitzen. Es ist ein bisschen wie bei jedem Goldrausch früherer Tage. Von den Geldsuchern werden nur wenige reich. Dafür aber die cleveren Geschäftsleute, die den Glücksrittern Schaufeln und Sieb verkaufen.

Andreas Becker
Andreas Becker Wirtschaftsredakteur mit Blick auf Welthandel, Geldpolitik, Globalisierung und Verteilungsfragen.
Nicolas Martin
Nicolas Martin Redakteur mit Blick auf Weltwirtschaft, Globalisierung und Organisierte Kriminalität.@nico_martin