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Corona-Mode: Schluss mit der Kleiderordnung

21. Mai 2021

Jeans oder Krawatte? Jedes Outfit hat seine eigene Botschaft. Auch in einer Pandemie. "Dress Code. Das Spiel mit der Mode" heißt eine Ausstellung in Bonn.

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Kreative Entwürfe in der Ausstellung "Dress Code - Das Spiel mit der Mode" in Bonn
Mode für jedermann? Die Ausstellung gibt Anregungen Bild: Laurin Schmid

Kleider machen Leute: Das gilt für das Designerkleid, die Jeans oder den Anzug mit Krawatte genauso wie für die Jogginghose. Wer was anzieht, gilt als Ausdruck von Individualität und als Spiegel der Gesellschaft. In der Ausstellung "Dress Code. Das Spiel mit der Mode" in der Bundeskunsthalle in Bonn geht es um die tägliche Verwandlung zur Darstellung der eigenen Persönlichkeit. "Mode ist ein wichtiges soziales, interaktives Tool - ein Mittel, um uns je nach Stimmungslage anders zu zeigen", sagt die neue Intendantin des Museums, Eva Kraus. Als eine ihrer ersten Amtshandlungen hat sie die große Modeausstellung aus Japan nach Bonn geholt. Sie wirft einen Blick auf die weltweite Modeproduktion der letzten Jahrzehnte.

Dress Code: Von Armani bis Yamamoto

Homeoffice: Jogginghose statt Anzug

Was tragen die Menschen auf der Straße? Wie verschieden sind die Stile in den verschiedenen Ländern und Kulturkreisen? Die Ausstellung führt Entwürfe namhafter Modedesigner vor, darunter so populäre wie Giorgio Armani, Aseedonclöud, Burberry, Chanel, Comme des Garçons, Jean-Paul Gaultier, Gucci, Martin Margiela, Moschino, Issey Miyake, Louis Vuitton oder auch Yohji Yamamoto. Ihre Arbeiten werden überdies mit Werken zeitgenössischer Kunst konfrontiert.

Eva Kraus, Intendantin der Bundeskunsthalle
Eva Kraus, Intendantin der BundeskunsthalleBild: Peter-Paul Weiler/Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH

Doch Kleiderordnungen, so Kraus im Interview mit der DW, geben nur den Rahmen vor. Was wir dann aus dem Schrank holen, hängt vom Anlass ab: Party, Geschäftstermin, Treffen mit Freunden oder auch der Wunsch, seine Gruppenzugehörigkeit zu betonen. Dies hat durch die Präsentation auf sozialen Netzwerke in den letzten Jahrzehnten zugenommen. "Auf Social Media ist 'Sehen und gesehen werden' extrem wichtig", sagt Kraus: "Wie präsentiere ich mich? Wie kleide ich mich, wie möchte ich gesehen werden?" Ein unterschätztes Thema, findet die Kulturmanagerin: "Ob ich mich leger oder extravagant zeige, ob ich mich zum Standard zähle oder Diversität ausdrücken möchte, darum geht es heutzutage und das ist sehr wichtig." Die Rolle von Mode als Medium sei gerade in Deutschland noch wenig präsent, so Eva Kraus.

Code übertrumpft Geschmack

Natürlich spielt bei Mode auch Geschmack eine Rolle, aber mehr noch spielen Codes, Kleiderordnungen, eine Rolle - egal, ob wir ihnen nun folgen oder sie bewusst unterlaufen. Tummelplatz für Modebewusste sind die Social Media, wo Influencerinnen und Influencer sowie andere Prominente um Klicks und Reichweite buhlen. Da paart sich die Jogginghose schon mal mit dem feinen Blazer, der Oversize-Hoodie mit der Dior-Tasche und bequemen Sneakern an den Füßen. Überhaupt die Jogginghose: Sie hat sich ins akzeptierte Modevokabular vorgekämpft. "Athflow" heißt der neue Trend. Noch vor zehn Jahren war es Modezar Karl Lagerfeld, der ätzte: "Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren!"

Sakko und High Heels sind die neuen Korsette

Carl Tillessen, Modeexperte des Deutschen Mode-Instituts in Köln
Carl Tillessen vom Deutschen Mode-Institut in KölnBild: Martin Mai

Carl Tillessen, Bestseller-Autor und Modeexperte am Deutschen Mode-Institut in Köln, spricht von einer "Polarisierung", ausgelöst durch die Corona-Pandemie. "Wir haben jetzt über ein Jahr lang bequeme Kleidung getragen - Jogginghose, Badelatschen, Leggings. Die Geschichte zeigt, dass die Menschen die einmal eroberte Bequemlichkeit nicht wieder aufgeben werden." Was vor hundert Jahren das Korsett für Frauen war, seien heute High Heels, unbequeme Sakkos und Krawatten. "Es führt kein Weg zurück", ist sich Tillessen sicher.  Besonders die Business Dress Codes hätten sich stark verändert. Bei Partys, im Nachtleben, beim Ausgehen werde sich gleichwohl das andere Extrem zeigen. "Da werden die Leute total durchdrehen - ob mit 15 Zentimeter Absatz oder im ultrakurzen Minikleid." Vieles werde in den Schatten gestellt, was vor der Pandemie gegolten habe.

Die Ausstellung "Dress Code - das Spiel mit der Mode" ist ab dem 23. Mai bis zum 12. September in der Bundeskunsthalle zu sehen.