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Ägyptischer Dissident verschärft Hungerstreik

8. November 2022

Nach sieben Monaten Hungerstreik hat der in Ägypten inhaftierte Blogger Alaa Abdel Fattah nun aufgehört, Wasser zu trinken. Die Sorge um seinen Gesundheitszustand ließ drei Journalisten einen dramatischen Schritt gehen.

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Ägypten Menschenrechte l Aktivist Alaa Abd Fattah im Gericht in Kairo
Bild: Uncredited/AP/picture alliance

In den vergangenen sieben Monaten hatte der inhaftierte Regimekritiker Alaa Abdel Fattah "täglich 100 Kalorien" zu sich genommen. Mit dem Beginn der Weltklimakonferenz COP27 im ägyptischen Scharm el Scheich verweigerte der 40-jährige Blogger und Softwareentwickler nun auch die Aufnahme von Wasser.

Menschenrechtsaktivisten sorgen sich um seinen Gesundheitszustand und befürchten, er könne so stark geschwächt sein, dass er bald sterbe. Die Chefin von Amnesty International, Agnes Callamard, hatte schon am Sonntag gewarnt, dass dem hungerstreikenden Fattah "nicht mehr viel Zeit" bleibe und sprach von "bestenfalls 72 Stunden".

Der ägyptische Außenminister Sameh Schukri sagte dem TV-Sender CNBC, dass Abdel Fattah im Gefängnis jede "notwendige Versorgung" erhalte. Dessen Angehörigen weisen die Angaben jedoch zurück. Bisher ist nicht bekannt, in welchem Zustand sich der Gefangene mittlerweile befindet. Abdel Fattahs Schwester Sanaa Seif sagte der Nachrichtenagentur AFP, ihre Mutter habe am Montag stundenlang vor dem Gefängnis gewartet, ohne dabei Informationen über das Befinden ihres Sohnes zu erhalten.

COP27-Teilnehmer setzen Ägypten unter Druck

Der Fall Fattah wurde auch am Rande der Weltklimakonferenz zum Thema. Der neue britische Premierminister Rishi Sunak und der französische Präsident Emmanuel Macron sagten, sie hätten in Gesprächen mit Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi darauf gedrungen, den im Hungerstreik befindlichen Häftling freizulassen.

Cop27 -  Rishi Sunak und Emmanuel Macron
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (l.) und der britische Premier Rishi Sunak auf der Weltklimakonferenz COP27Bild: Steve Reigate/Daily Express/empics/picture alliance

Fattah gilt als "bekanntester Dissident" in Ägypten. Seit den 2000er-Jahren engagierte er sich für politische und digitale Rechte. Fattah war eine wichtige Figur der Revolution von 2011, die den langjährigen Präsidenten Hosni Mubarak stürzte. 
Er wurde mehrfach verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Seit Ende vorigen Jahres sitzt er wegen der "Verbreitung falscher Nachrichten" für fünf Jahre im Gefängnis.

Fattah ist der Sohn eines Rechtsanwalts und einer Mathematikprofessorin, die sich beide für Menschenrechte politisch engagierten. Seit Dezember 2021 besitzt er auch die britische Staatsbürgerschaft, da seine Mutter in London geboren wurde.

Journalisten hungern aus Solidarität

Als Reaktion auf die Verschärfung der Situation rund um den inhaftierten Blogger erklärten drei Journalisten, sie hätten wegen seines Schicksals ihren eigenen Hungerstreik begonnen. Die ägyptische Journalistin Mona Selim sagte der Nachrichtenagentur AFP während eines Sitzstreiks vor der Journalistengewerkschaft in Kairo, sie und ihre beiden Kollegen Eman Ouf und Racha Azab hätten "jetzt aufgehört zu essen, weil Alaa Abdel Fattah in Lebensgefahr schwebt". Darüber hinaus forderten sie auch die "Befreiung aller politischen Gefangenen" in Ägypten.

Menschenrechtsgruppen zufolge gibt es in Ägypten mehr als 60.000 solcher Gefangenen, die unter der Herrschaft von Präsident al-Sisi inhaftiert wurden, der 2013 den islamistischen Präsidenten Mohamed Morsi absetzte, bevor er im darauffolgenden Jahr gewählt wurde.

mak/wa (ap, rtr, afp)