1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Draghi wirbt bei Deutschen um Vertrauen

14. September 2012

Die Europäische Zentralbank beschloss jüngst trotz Kritik aus Deutschland, unbegrenzt Anleihen angeschlagener EU-Länder zu kaufen. EZB-Präsident Draghi will jetzt im deutschen Bundestag erklären, warum das gut ist.

https://p.dw.com/p/168mK
Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank (Foto: dapd)
Bild: dapd

Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, sieht bereits "positive Ergebnisse" des von ihm angekündigten Anleihekaufprogramms. "Allein unsere Ankündigung sorgte dafür, dass weltweit das Vertrauen in den Euro zugenommen hat", sagte Draghi in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung".

"Deutsches Misstrauen erschwert die Arbeit"

Die deutschen Politiker sind jedoch bislang skeptisch gegenüber dem Beschluss der EZB, unbegrenzt Anleihen angeschlagener Euro-Länder zu kaufen, die unter hohen Zinsen leiden. Draghi will den Deutschen deshalb seine Euro-Politik näher bringen. "Sollte mich der Bundestag einladen, komme ich gerne", sagte Draghi. "Das wäre eine gute Gelegenheit zu erklären, was wir tun."

Draghi räumte ein, das Misstrauen vieler Deutscher erschwere seine Arbeit. Er müsse deshalb seine Maßnahmen noch mehr erklären. Der EZB-Präsident betonte, die Notenbank werde nur Anleihen kaufen, wenn die betreffenden Staaten strenge Vorgaben erfüllen. Auflagen zum Sparen und Reformieren, die die Länder einhalten müssten, seien die beste Versicherung gegen Risiken.

Blick in den Deutschen Bundestag. Foto: REUTERS
EZB-Chef Draghi will im Bundestag redenBild: Reuters

"Notenbank muss handeln"

"Nicht zu handeln, wäre viel riskanter", argumentierte Draghi weiter. In diesem Fall drohe den Krisenländern ein Teufelskreis, aus dem sie sich auch durch gute Wirtschaftspolitik nicht mehr befreien könnten. Steigende Anleihenrenditen würden die Lage verschlimmern, was die Renditen noch weiter steigen ließe. Deshalb müsse die Notenbank handeln. Die Finanzmärkte müssten wissen, dass der Euro irreversibel ist, betonte der EZB-Chef. Auch zeige das Kaufprogramm bereits positive Ergebnisse. Weltweit nehme das Vertrauen in den Euro zu. Fondsmanager brächten ihr Geld inzwischen zurück nach Europa.

Draghi rief die Krisenstaaten dazu auf, bei den Reformen auf keinen Fall nachzulassen. Forderungen, Griechenland einen Teil seiner Schulden bei der EZB in Höhe von etwa 40 Milliarden Euro zu erlassen, lehnte er ab.

Zur Kritik von Bundesbankpräsident Jens Weidmann, die EZB betreibe eine fragwürdige Staatsfinanzierung, sagte Draghi: "Es wäre schön, wenn wir immer mit der Bundesbank zusammenarbeiten könnten, aber derzeit haben wir unterschiedliche Ansichten, wie die Krise zu bewältigen ist." Den Grund für die deutsche Opposition gegen seine Politik sieht Draghi in den Wurzeln der deutschen Geschichte und in der Furcht vor Inflation.

gb/kis (dapd, dpa)