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Draghi nimmt Staatsanleihen ins Visier

2. August 2012

Die EZB behält sich den Ankauf von Staatsanleihen angeschlagener Euro-Länder vor, dämpft aber zugleich die Erwartung auf ein baldiges Handeln. Ein genauer Plan solle in den kommenden Wochen ausgearbeitet werden.

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European Central Bank (ECB) President Mario Draghi speaks during the monthly news conference in Frankfurt August 2, 2012. Euro zone economic growth is weak and uncertainty about the outlook is weighing on confidence in the bloc, European Central Bank President Mario Draghi said on Thursday after the ECB kept interest rates on hold. REUTERS/Alex Domanski (GERMANY - Tags: BUSINESS)
Mario Draghi Pressekonferenz FrankfurtBild: Reuters

Im Kampf gegen Europas Schuldenkrise hat die Europäische Zentralbank angekündigt, möglicherweise wieder Staatsanleihen von Krisenstaaten zu kaufen. EZB-Präsident Mario Draghi kündigte am Donnerstag an, dass die Währungshüter in angemessenem Umfang in den Markt eingreifen würden. "Der Euro ist unumkehrbar", sagte er nach der Zinssitzung des Zentralbankrats in Frankfurt. Die "außergewöhnlich hohen Risikoprämien" für Staatsanleihen mehrerer Euro-Länder behinderten die Durchsetzung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Deshalb würden weitere unkonventionelle Maßnahmen erwogen.

"In den nächsten Wochen werden wir die angemessenen Modalitäten für solche Maßnahmen ausarbeiten", sagte Draghi. So könne die EZB geldpolitische Operationen direkt am Markt vornehmen. Im Raum stehen unter anderem Käufe von Staatsanleihen taumelnder Euro-Schwergewichte wie Spanien und Italien.

Die EZB und ihr Krisenmanagement

Der EZB-Präsident sprach sich allerdings gegen eine Banklizenz für den dauerhaften Euro-Rettungsschirm ESM aus. Aus rechtlichen Gründen sei das nicht möglich, sagte Draghi. Die EZB wird klammen Euro-Staaten erst dann mit Anleihenkäufen unter die Arme greifen, wenn die Euro-Rettungsschirme am Anleihemarkt aktiv werden. "Dies ist eine notwendige Bedingung", sagte EZB-Chef Mario Draghi. Das bedeute aber nicht automatisch, dass die EZB auch tatsächlich eingreifen werde.

Kurssturz an europäischen Börsen

Die Börsen reagierten mit fallenden Kursen. Der deutsche Leitindex Dax gab in einer ersten Reaktion um knapp zwei Prozent nach. In Madrid sank der führende spanische Index binnen weniger Minuten um fünf Prozent. Auch an der Wall Street in New York eröffnete der Handel mit Minuszeichen. "Die Enttäuschung ist groß, dass die EZB nun doch nicht direkt mit Staatsanleihenkäufen in den Markt eingreift", sagte Volkswirt Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus. Eugen Keller vom Bankhaus Metzler sagte: "Was enttäuscht, ist die mangelnde Konkretheit von EZB-Chef Mario Draghi. Die Märkte haben auf präzise Angaben gehofft, was die EZB nun künftig tun wird - doch die hat die Zentralbank nicht geliefert."

Leitzinsen bleiben unverändert

Zugleich gab die EZB erwartungsgemäß bekannt, den Leitzins auf seinem historischen Tief von 0,75 Prozent zu belassen. Nach zeitweise plus anderthalb Prozent ist der Dax während der Äußerungen von EZB-Chef Mario Draghi kräftig ins Minus gerutscht. Einem Börsianer zufolge enttäuschte EZB-Präsident Mario Draghi vor allem mit seinen Andeutungen zum Eingreifen der EZB zur Euro-Schuldenkrise, die zeitlich nicht konkret genug gewesen seien. "Nach der starken Erholungsrally seit Mitte vergangener Woche wollte der Markt etwas anderes hören, als dass in den kommenden Wochen die Modalitäten festgelegt werden sollen", sagte er. Die Erwartungen seien nach den Euro-stützenden Kommentaren sehr hoch gewesen, und bislang habe Draghi nicht geliefert. Auch der Euro sackte kurzzeitig stark ab, er fiel von 1,24 US-Dollar zeitweise unter 1,22 Dollar.

rbr / hb (dpa, rtr, dapd)