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Draghi beflügelt die Börsen

6. September 2012

Die Finanzmärkte haben auf die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, Staatsanleihen von Euro-Krisenländern zu kaufen, mit einem Kursfeuerwerk reagiert - nicht nur in Europa.

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DAX-Kurstafel an der Börse in Frankfurt am 6. September kurz vor Handelsschluss (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Der deutsche Aktienindex DAX legte nach dem EZB-Beschluss um fast drei Prozent zu und ging mit 7167,33 Punkten aus dem Markt - zum bisherigen Jahreshoch von 7194,33 Punkten aus dem März fehlten dem Leitindex damit weniger als 30 Punkte. Kräftige Kursgewinne verzeichneten auch die Aktienmärkte in Paris, Madrid und Mailand. Der Euro stieg auf bis zu 1,2643 US-Dollar. "Die Märkte freuen sich, dass sie das bekommen haben, was sie wollten", fasste ein Händler die Stimmung zusammen.

Beflügelt von der EZB-Entscheidung zeigte sich auch der US-Aktienmarkt. An der New Yorker Wall Street verbesserte sich der Dow Jones um fast zwei Prozent auf 13.291 Punkte.

Unbegrenzter Aufkauf von Staatspapieren

Unter Leitung von EZB-Präsident Mario Draghi hatte der Rat der Zentralbank beschlossen, unter bestimmten Bedingungen Staatsanleihen krisengeplagter Euro-Staaten mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren aufzukaufen und zwar notfalls in unbegrenzter Höhe. Draghi sprach von einem "effektiven Schutzschild" für die Euro-Zone gegen die Stürme an den Märkten. Die EZB werde tun, "was immer nötig ist", um den Euro zu retten.

EZB darf unbegrenzt Staatsanleihen kaufen

"Mit dem Programm können wir den schweren Verwerfungen an den Bondmärkten begegnen, deren Ursache die unbegründete Angst der Investoren vor einem Zerfall des Euroraums ist", erklärte der Notenbank-Chef. Ziel der Intervention der EZB ist, die Zinsen für Staatsanleihen der Krisenstaaten zu drücken. Vor allem in Spanien und Italien hatten die Zinsen für Anleihen im Sommer kritische Höhen erreicht.

EZB stellt Bedingungen 

Zur zentralen Bedingung für den Kauf von Anleihen machen die Zentralbanker allerdings, dass die betreffenden Staaten sich voll oder teilweise unter den Eurorettungsfonds EFSF oder den geplanten Rettungsschirm ESM stellen. Dies bedeutet, dass diese Länder wahrscheinlich Spar- und Reformprogramme auflegen und sich Kontrollen durch EZB, EU und gegebenenfalls auch durch den Internationalen Währungsfonds gefallen lassen müssen.

Laut Draghi gab es bei einer Abstimmung über das Programm im EZB-Rat nur eine Gegenstimme. Bundesbank-Chef Jens Weidmann hatte das Anleiheprogramm bereits vor der Sitzung des Rats scharf kritisiert. Ein Sprecher der Bundesbank erklärte, Weidmann habe seine Position im EZB-Rat bekräftigt. Das Vorgehen der EZB sei "zu nah an einer Staatsfinanzierung durch die Notenpresse. Die Geldpolitik läuft damit Gefahr, in das Schlepptau der Fiskalpolitik zu geraten", erklärte der Sprecher.

Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi (Foto: dapd)
Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario DraghiBild: dapd

Draghi sieht das natürlich ganz anders: "Wir bewegen uns strikt in unserem Mandat, mittelfristig Preisstabilität zu gewährleisten. Wir handeln unabhängig bei der Geldpolitik und der Euro ist unumkehrbar", erklärte der EZB-Chef.

wl/gmf/wa (dpa, afp, rtr, dapd)