Trumps gefährlichster Gegner heißt Corona
13. März 2020Donald Trumps Rede aus dem Oval Office wirkte panisch, aber auch erwartbar: Nachdem der US-Präsident zunächst das Virus als eine "Grippe" kleinredete, die "bald vorbeigehen wird", kam am Mittwoch der Paukenschlag: ein Einreiseverbot für Europäer, Briten ausgenommen.
Das Rezept klingt dabei nicht überraschend: Trump setzt, wie schon zuvor, auf Isolation, "America First", auf geschlossene Grenzen. Diesmal könnte es tatsächlich helfen, die Ausbreitung des Virus zumindest zu verlangsamen und dabei die Kapazitäten des US-Gesundheitssystems vor dem drohenden Kollaps zu bewahren.
Denn was Trump in den vergangenen Tagen klar geworden sein muss, sind nicht nur die Folgen der exponentiellen Ausbreitung des Virus, die anfangs langsam steigt, doch später sprunghaft nach oben schießt. Ein Blick nach Italien und China verrät, was auch den USA bald drohen könnte. Und ein Blick auf die Aktienkurse und den Arbeitsmarkt verrät Trump schon jetzt, dass das Virus nicht nur ein Gesundheitsproblem für seine Wähler darstellt, sondern auch ein Wirtschaftsproblem - und das gefährdet seine Wiederwahl.
Trumps Maßnahmen "vollkommen unangebracht"
Um Wirtschaft und Arbeitnehmern zu helfen, plant Trump weitere Zins- und Einkommensteuersenkungen. Mark Rom, Professor an der McCourt School für Staatsrecht in Washington, hält die geplanten Maßnahmen für "vollkommen unangebracht". Viel wichtiger sei es, stattdessen an die vielen Amerikaner ohne Krankenversicherung zu denken und bezahlte Krankentage durchzusetzen, die in den Vereinigten Staaten keine Pflicht sind.
Doch in dieser Sache ist vom amtierenden Präsidenten bislang nichts zu hören. Trumps geplante Steuersenkungen spülten das Geld außerdem in die falschen Hände, sagt Mark Rom. Statt den Schwachen zu helfen, versorge Trump einmal mehr die Besserverdiener - die Hilfsbedürftigen würden leer ausgehen.
Zwar betonte der Präsident auf einer Pressekonferenz mit dem irischen Premierminister Leo Varadkar, dass der "menschliche Faktor" ihm weitaus wichtiger sei als die ökonomischen Folgen der Corona-Krise. Doch Trump weiß genau, wo die meisten seiner Anhänger seine Stärken sehen: Wenn es um Arbeits- und Wirtschaftspolitik geht, traute ihm die Mehrheit der Amerikaner bislang zu, im Sinne der Wähler zu handeln. Trotz seiner allgemein schlechten Umfragewerte war das bislang der einzige Bereich, in dem Trump bei den Befragten konstant gut abschnitt.
Trumps größter Feind
Doch das Coronavirus setzt der US-Wirtschaft zu und auch die Börsenkurse sind dramatisch abgestürzt, wie zuletzt beim Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008. Die Sorge ist groß, dass aus der Gesundheitskrise nun die nächste Finanzkrise wird.
Und genau diese Situation ist es, die im Trump-Lager Panik auslöst: Die bislang steigenden Aktienkurse waren Rentnern und Millionen Amerikanern herzlich willkommen, die bei ihrer Altersversorgung auch auf Aktiensparpläne setzen. Der Einbruch der Börsenkurse ist Donald Trumps größter Feind.
Auf volkswirtschaftliche Probleme hatte Trump bislang mit Steuersenkungen, Wirtschaftsstimuli und anderen kurzfristigen Maßnahmen geantwortet. Auf diese Weise konnte er eine drohende Rezession in den USA aufhalten. Das Coronavirus stellt ihn nun vor Probleme, die er mit seinen bisherigen Rezepten nicht lösen kann.
Trump kann die Amerikaner nicht beruhigen
"Seine politischen Stärken greifen jetzt nicht mehr", sagt Mark Rom. Die Amerikaner wollten jetzt beruhigt werden und sehen, dass der Präsident die Lage unter Kontrolle hat. Doch genau dieses Gefühl könne Trump nicht transportieren.
Ob fehlender Krankenversicherungsschutz, fallende Aktienkurse, Gehaltseinbußen oder gar Massenarbeitslosigkeit: Gelingt es Donald Trump nicht, die Menschen vor der Wucht der Corona-Folgen zu schützen, dann fehlt ihm das wichtigste Argument für seine Wiederwahl.