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EU bildet Diplomaten für Mittelmeeranrainer aus

23. Februar 2010

Die EU und die Arabische Liga lassen an der Universität von Malta Nachwuchsdiplomaten ausbilden. Der Studiengang ist Teil der "Mittelmeerunion" zwischen der EU und den Anrainern. Was wird aus den Absolventen?

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(AP Photo/Lino Azzopardi)
Studieren auf der Urlaubsinsel: Yachthafen in ValettaBild: AP

Einige ehemaligen Studenten der Kaderschmiede sind Botschafter ihrer Länder geworden, andere sogar Minister. Es gibt ein dichtes Netzwerk von Ehemaligen der Mittelmeer-Akademie für Diplomatie (MEDAC), die zur Universität von Malta gehört. Souad Subuh aus den palästinensischen Autonomiegebieten, die zurzeit am MEDAC studiert, weiß bereits, dass sie nach ihrem Abschluss im Außenministerium der Palästinenserbehörde arbeiten wird.

Foto: Isha Bhatia DW
Nach dem Abschluss ins Ministerium: Souad SubuhBild: DW

Präsidenten als Professoren

Souad Subuh ist davon begeistert, dass ihr Professor für Diplomatie, Guido de Marco, der Ex-Präsident von Malta ist. Er verfügt über eine Menge Erfahrung und gibt die Kniffe an seine Studenten weiter. "Das Studium hier hat mir ganz neue Sichtweisen eröffnet", sagt Souad Subuh. Aber es gibt viel mehr als nur Diplomatie zu lernen. Fächer wie internationale Beziehungen, internationales Recht und Wirtschaftsfragen machen einen wichtigen Teil des Lehrgangs aus. Es gehören auch Exkursionen und Konferenzen mit Politikern und Journalisten zum praktischen Teil der Ausbildung. Osama Hamdy arbeitet bereits seit sechs Jahren im ägyptischen Außenministerium. Das Aufbau-Studium am MEDAC ist ein weiterer Baustein in seiner Karriere: „Durch das Studium hier habe ich das Studentenleben erlebt. Für mich war das eine wunderbare Erfahrung. Ich hab Menschen mit verschiedenen Nationalitäten kennengelernt, aus Azerbaijan, Georgien, Albanien. Das soziale Leben ist sehr schön hier, auch mit den Maltesern, da die Mittelmeerkultur uns alle zusammenhält.“

Foto: Ishia Bathia, DW
Osama Hamdy genießt das StudentenlebenBild: DW

Studenten nicht nur aus Mittelmeer-Ländern

In der Meditarranean Academy of Diplomatic Studies (MEDAC) werden bereits seit zwanzig Jahren junge Diplomaten aus allen Teilen der Welt ausgebildet. Gegründet wurde das Institut von Malta und der Schweiz. Die Europäische Union und die Arabische Liga bauten das MEDAC in den letzten Jahren mit ihren Fördernmitteln als Teil der Mittelmeerunion zu einer Kaderschmiede für Anrainerstaaten aus.

Foto: Ishia Bahia, DW
Stephan Calleya bildet Nachwuchs-Diplomaten ausBild: DW

Das Interesse der europäischen Länder an diesem Institut hänge vor allem mit der steigenden Bedeutung des Mittelmeerraums für die EU zusammen, glaubt Professor Stephan Calleya, der Direktor der MEDAC.

Als MEDAC 1990 gegründet wurde, stammten die meisten Studenten aus den arabischen Ländern wie Libanon, Syrien und Marokko. Heute hat sich der Trend aber verändert: „Neben arabischen Studenten haben wir auch Studenten aus Sub-Sahara, Nord Amerika und der Volksrepublik China“, sagt Professor Calleya. Die Zahl der Studenten hat sich von 25 auf 50 pro Jahrgang verdoppelt. Um die Diplom- und Masterstudiengänge noch beliebter zu machen, bietet das Institut jedes Jahr mehrere Stipendien an. Zurzeit bekomme fast ein Drittel der Studenten ein Stipendium, so der Leiter des MEDAC. Die Studenten werden in der Regel von ihren Heimatländern ausgesucht und entsandt.

Mittelmeerunion fördert die Ausbildung

Professor Calleya ist seit 15 Jahren bei MEDAC für die Ausbildung zuständig. Und er weiß genau, dass es hier bei dem Institut nicht nur um Ausbildung geht, sondern auch um eine Möglichkeit, einen Dialog über das Mittelmeer und die Konflikte im Nahen Osten führen zu lassen. Das Institut sei sehr aktiv dabei gewesen, Politiker, Wissenschaftler, Philosophen, Journalisten zusammen zu gemeinsamen Diskussionen einzuladen. Auch Israel habe sich regelmäßig an diesen Sitzungen beteiligt. Studenten aus Israel gibt es auf Malta aber nicht.

Die Mittelmeerunion, die das Projekt mitfinanziert, ist der Zusammenschluß europäischer Staaten und der Anrainer des Mittelmeeres im Nahen Osten und in Nordafrika. Die Union enstand 2008 aus dem so genannten Barcelona-Prozeß, der Mitte der Neunziger Jahre als Ergänzung zum Nahost-Friedensprozeß zwischen Israel und den arabischen Staaten gedacht war. Die Mittelmeerunion betreibt eine ganze Reihe von Projekten, vor allem in den südlichen Mitgliedsstaaten. Sie reichen vom Kulturaustausch bis zu Wirtschaftshilfe.

Autor: Bhatia, Isha
Redaktion: Bernd Riegert