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Die zwei Seiten der Whitney Houston

12. Februar 2012

"Ich bin entweder mein bester Freund oder mein schlimmster Feind", hat sie mal gesagt. Whitney Houston, Sängerin und Weltstar, besaß eine Stimme wie kaum eine andere. Aber Drogen ruinierten ihre Karriere.

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Whitney Houston bei einem Auftritt im Jahr 1999
Whitney HoustonBild: dapd

Larry King, Altmeister der US-Talkszene, brachte es auf den Punkt: "Wenn sie gesungen hat, hat sie nicht nur gesungen, sondern den Song auch wirklich gefühlt", sagte King auf CNN. Der Nachrichtensender hatte – wie auch andere US-Networks – seit dem Nachmittag Ortszeit kaum noch ein anderes Thema: “Breaking news – Whitney Houston dead at 48.“ Wenn das Interesse von Medien ein Gradmesser für die Größe einer Karriere ist, dann liegt der Fall klar: Whitney Houston war eine Große. Larry King verglich sie mit der legendären Judy Garland und lag auch damit nicht falsch.

Geboren wurde Whitney Houston am 9. August 1963 im US-Bundesstaat New Jersey. Emily Drinkard, ihre Mutter, war eine leidenschaftliche Gospel-Sängerin und trat später unter dem Namen Cissy Houston auf. Dass die Tochter bereits mit elf Jahren im “New Hope Baptist Junior Choir“ mitmachte, war da nur logisch. Nicht nur die Mama, auch die Cousine beeinflusste die junge Sängerin. Ihr Name: Dionne Warwick.

Whitney Houston und ihr Ehemann Bobby Brown (Foto: AP)
Nie ein Happy end: Whitney Houston und ihr Ehemann Bobby BrownBild: dapd

Clive Davies machte sie zum Star

Als sie 15 war, stand Whitney Houston schon als Background-Sängerin bei Chaka Khan mit auf der Bühne. Sie startete eine Model-Karriere, und im Alter von 20 fiel sie einem Mann auf, der ihre Karriere befördern sollte: Clive Davies, Präsident der Plattenfirma "Arista". Es folgten der Plattenvertrag, das Debüt-Album “Whitney“ im Jahr 1985 und etliche Nummer-Eins-Hits in Folge. “I Wanne Dance with Somebody“ und “One Moment in Time“ wurden auch in Deutschland zu Riesen-Erfolgen. Und spätestens seit dem Auftritt an der Seite von Kevin Costner im Kino-Blockbuster "Bodyguard" 1993 war Whitney Houston auch in Europa ein Star. Der Soundtrack mit der Ballade “I will always love you“ brachte der Sängerin mehrere Grammy- und Oscar-Auszeichnungen ein.

Das war die strahlende Seite der Whitney Houston. Die dunkle Seite interessierte die Medien nicht weniger. Berichte über Alkohol- und Drogenexzesse füllten sehr bald die Boulevardblätter. Danach: Entzugstherapien, Rückfälle, neue Skandalgeschichten. Die Ehe mit dem Rapstar Bobby Brown war ebenfalls kein glückliches Kapitel, trotz der Geburt von Tochter Bobbi Kris. Hat Brown sie mit Drogen versorgt, sie geschlagen, sie betrogen? Viele Journalisten wollten es wissen, kaum einer war je dabei. Aber alle konnten mit ansehen, wie der Glanz aus dem Leben der Whitney Houston verschwand.

2007 wurde die Ehe geschieden. Die Karriere war längst in Straucheln geraten. Mit  “I look to you“ gelang ihr im August 2009 zwar wieder ein Nummer-Eins-Album. Doch als sie im Jahr 2010, nach einem erneuten Aufenthalt in einer Drogen-Klinik, auch die Rückkehr auf die Bühnen versuchte, war bei vielen Fans die Enttäuschung größer als die Begeisterung: Wo war die Stimme, die früher so spielerisch leicht drei Oktaven beherrschte? Manchmal geriet sie bei Konzerten ins Straucheln, dann wieder war nur noch ein Röhren zu vernehmen, manchmal musste sie Auftritte krankheitsbedingt ganz absagen.

Houston bei einem Auftritt in Los Angeles 2009 (Foto: AP)
Whitney Houston bei ihrem Comeback 2009Bild: dapd

Aber mit diesem Ende in einem Zimmer des Beverly Hilton Hotels am Wilshire Boulevard hatten selbst ihre Freunde nicht gerechnet. Sicher, Houston soll darunter gelitten haben, dass ihre besten Zeiten wohl der Vergangenheit angehörten. Aber wollte sie jetzt nicht als Jury-Mitglied bei der Talentshow “The X-Faktor“ mitmachen? Wurde sie nicht auf der Grammy-Party am Sonntag erwartet?  Und war Whitney Houston nicht die Idealbesetzung für den Film “Sparkle“, der die Musikkarriere der “Surpremes“ schildert und im August in die Kinos kommen soll?

Um 15.43 Uhr Ortszeit bekam die Polizei in Beverly Hills den Notruf. Sanitäter und Notärzte versuchten vergeblich, die Sängerin wiederzubeleben. Die Todesursache blieb zunächst unklar. Und die Showbranche blieb geschockt zurück. "Ich kann einfach nicht darüber reden“, teilte Soulsängerin Aretha Franklin über den Kurznachrichten-Dienst Twitter mit. Sie ist die Patentante von Whitney Houston.

Autor: Marko Langer
Redaktion: Rolf Breuch