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Politik

Im Abschied um Schimon Peres vereint

30. September 2016

Staatsgäste aus der ganzen Welt erweisen Israels Pionier Schimon Peres heute in Jerusalem die letzte Ehre. Auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ist zu den Trauerfeierlichkeiten angereist.

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Shimon Peres Trauerzeremonie (Foto: Picture-Alliance/dpa/A. Safadi)
Bild: Picture-Alliance/dpa/A. Safadi

Auf dem Herzlberg in Jerusalem liegen Israels Staatschefs begraben. Hier wird auch der im Alter von 93 Jahren verstorbene Schimon Peres nun seine letzte Ruhestätte finden. Die Beerdigung findet in Anwesenheit vieler hochrangiger Gäste statt. Ihre Teilnahme zugesagt haben unter anderem Bundespräsident Joachim Gauck, der französische Staatschef Francois Hollande, der britische Thronfolger Prinz Charles, UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon sowie US-Präsident Barack Obama. Dessen Sprecher kündigte an, der amerikanische Präsident werde bei der Beisetzung auch eine Rede halten.

Auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ist angereist. Medienberichten zufolge hatte Peres Familie Abbas zu den Trauerfeierlichkeiten eingeladen.

Schimon Peres unterzeichnet das Osloer Friedensabkommen (Foto: AFP/Getty Images)
1993 unterzeichnete Schimon Peres in Washington das Osloer FriedensabkommenBild: AFP/Getty Images

Albtraum für Sicherheitskräfte

Israels Sicherheitskräfte sprechen im Zuge des Staatsaktes von einer nie dagewesenen Sicherheitsoperation. Die Flugbehörde rechnet laut Medienberichten mit mehr als 60 privaten Flugzeugen und insgesamt 95.000 anreisenden Trauergästen. Rund 8000 Polizisten und freiwillige Einsatzkräfte sollen für Sicherheit und Ordnung sorgen.

Schimon Peres war am Mittwoch an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Er gehörte zur Generation der Gründerväter Israels und war von 2007 bis 2014 Präsident seines Landes. Während seiner langen politischen Karriere war er auch zweimal israelischer Regierungschef und mehrmals Minister. Im Jahr 1994 erhielt er als einer der Förderer des Osloer Friedensabkommens den Friedensnobelpreis, gemeinsam mit dem damaligen israelischen Regierungschef Jizchak Rabin und Palästinenserführer Jassir Arafat. Bis zuletzt hatte Peres für eine Lösung des Nahost-Konfliktes gekämpft.

Bill Clinton (Foto: Reuters/A. Cohen)
Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton bei der Gedenkfeier in der KnessetBild: Reuters/A. Cohen

Am Donnerstag hatten zehntausende Menschen dem Ex-Präsidenten die letzte Ehre erwiesen. Der in eine israelische Flagge gehüllte Sarg stand aufgebahrt auf einem Platz vor der Knesset. Staatspräsident Reuven Rivlin, Regierungschef Benjamin Netanjahu und Parlamentspräsident Juli Edelstein legten Kränze am Sarg nieder und verneigten sich. Auch der ehemalige US-Präsident Bill Clinton war bereits nach Jerusalem gereist. Er hatte zusammen mit Peres und Arafat um eine Friedenslösung gerungen und die Oslo-Verträge mit vorangebracht. Führ ihn war Peres "ein Genie mit großem Herzen".

Im Ausland beliebt

Tausende weitere Trauernde unterzogen sich strengen Sicherheitskontrollen, um ebenfalls vorgelassen zu werden.

Schimon Peres: Ein Nachruf

"Dieser Pioniergeist, nicht immer den Regeln zu folgen, außerhalb des Rahmens zu denken - er hat das zelebriert, er hat das gelehrt", sagte Inbal Freund. Die 37-Jährige Jerusalemerin war mit ihrem guten Freund Jake Bennet gekommen, der aus Phoenix zu Besuch ist. "Sein Leben sind die ersten 93 Jahre dieses Landes", sagte er.

Peres galt als einer der wenigen im Ausland beliebten israelischen Politiker. Nach seinem Tod sendete Bahrains Außenminister Chalid al-Chalifa eine seltene arabische Beileidsbekundung. "Ruhe in Frieden, Schimon Peres, ein Mann des Krieges und ein Mann des immer noch flüchtigen Friedens im Nahen Osten", schrieb Al-Chalifa über den Kurznachrichtendienst Twitter.

Der Tod des 93-Jährigen war von den übrigen Regierungen in der arabischen Welt nahezu stillschweigend zur Kenntnis genommen worden. Bahrains Außenminister erntete für seine Bekundung heftige Kritik im Internet.

Hamas kündigt "Tag des Zorns an"

Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hat für Freitag zu einem "Tag des Zorns" im Westjordanland und in Jerusalem aufgerufen. Damit soll an den ersten Jahrestag der "Al-Kuds-Intifada" erinnert werden - der jüngsten Welle palästinensischer Anschläge. Die Hamas bezog den Aufruf nicht auf das Begräbnis von Peres. Die im Gaza-Streifen herrschende Organisation hatte allerdings Freude über den Tod des Friedensnobelpreisträgers geäußert.

rk/ml (afp, dpa, kna)