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Die vermeidbare Eskalation

18. Dezember 2011

Ziemlich dick ist sie derzeit, die Berliner Luft: Der Streit zwischen Hertha-Trainer Markus Babbel und Manager Michael Preetz endete mit dem Rauswurf des Coaches. So weit hätte es nicht kommen müssen, meint Joscha Weber.

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Trainer Markus Babbel (Foto: dapd)
Bild: dapd

Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel in Hoffenheim konnte Markus Babbel noch lachen. Da schlüpfte Hoffenheims Trainer Holger Stanislawski plötzlich in die Rolle des Journalisten und fragte seinen Kollegen Babbel, ob er denn bei der Weihnachtsfeier noch Trainer von Hertha BSC sei. Beide hatten ihren Spaß mit dieser zwar nicht ernst gemeinten, aber sehr ernsten Frage und klopften sich freundschaftlich auf den Rücken.

Der Lügner ist der andere

Solch eine Freundschaft hatte Markus Babbel auch mit Herthas Manager Michael Preetz verbunden. Das Duo hatte die Hertha in der Vorsaison mit souveräner Leichtigkeit aus der 2. in die 1. Bundesliga geführt. Doch die Männerfreundschaft Babbel-Preetz ist wohl ein für alle mal beendet. Was zunächst wie ein Rosenkrieg aussah, wurde am Ende zu einer schmutzigen Scheidung.

Im Kern ging es in diesem Streit um die Frage, wann Babbel Preetz über seinen für den Sommer geplanten Abgang informiert hat. Babbel beharrt darauf, dass er Preetz bereits im November Bescheid gesagt habe, Preetz widerspricht. Am Ende will nun keiner von beiden als Lügner dastehen und deshalb wirft jeder dem anderen die Lüge vor. Dass Hertha-Präsident Werner Gegenbauer, der für Preetz Partei ergriff, angesichts der öffentlichen Schlammschlacht nun sofort reagierte, war der richtige, weil unvermeidliche Schritt. Doch er hätte vermieden werden können.

Ein Geflecht aus Eitelkeiten und Anschuldigungen

Berlins Ex-Trainer Markus Babbel (r.) und Manager Michael Preetz (Foto: dapd)
Ein Bild aus besseren Tagen: Preetz (l.) und BabbelBild: dapd

Denn was Hertha BSC fehlte, ist weder ein fähiger Trainer noch ein guter Manager. Was fehlte, war Konfliktmanagement. Wie so oft im Streit zwischen zwei Parteien, wusste auch in Berlin am Ende kaum noch jemand, worum es eigentlich ging. Babbel und Preetz hatten sich längst verstrickt in ein Geflecht aus Eitelkeiten und gegenseitigen Anschuldigungen, die sie sich nicht direkt, sondern über die Medien vorhielten. Der falsche Weg, denn in beinahe jedem Konfliktratgeber steht, dass an einem klärenden Vieraugengespräch kein Vorbeikommen ist. Das darf dann auch mal laut werden, so lange es ehrlich und mit Respekt für den anderen geführt wird.

Babbel und Preetz wussten davon offenbar nichts und gefährdeten mit ihrem Streit auch ihr gemeinsames Werk: Das zu Saisonbeginn noch spielfreudige Hertha-Team versprüht längst keine Aufstiegseuphorie mehr und ist seit sechs Spielen sieglos. Und bei der Hertha-Weihnachtsfeier wird wohl kaum jemanden noch zum Lachen zu Mute sein.

Autor: Joscha Weber

Redaktion: Olivia Fritz