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"Die Tragödie von Srebrenica stellt eine schwarze Seite in der Geschichte des serbischen Volkes dar"

23. Juni 2004

– Erste Stellungnahme des Präsidenten der Republika Srpska zehn Tage nach dem Bericht der Srebrenica-Kommission

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Bonn, 23.6.2004, DW-RADIO/Bosnisch, Stanko Smoljanovic, aus Banja Luka

Der Präsident der Republika Srpska, Dragan Cavic, hat gestern Abend in einer Fernsehansprache erklärt, die Ereignisse in Srebrenica vom 10. bis 19. Juli 1995 stellten eine schwarze Seite in der serbischen Geschichte dar. Er betonte, die an diesem Verbrechen Beteiligten könnten ihr Handeln vor nichts und niemandem rechtfertigen. Die Wahrheit müsse nachgewiesen werden, möge sie noch so schmerzvoll sein. Einzelheiten aus Banja Luka von Stanko Smoljanovic:

(Einblendung Cavic) "Zunächst als Mensch und Serbe und dann als Vater, Bruder und Sohn und erst dann als Präsident der Republika Srpska muss ich einräumen, dass diese neun Tage im Juli der Tragödie von Srebrenica eine schwarze Seite in der Geschichte des serbischen Volkes darstellen. Beteiligte an diesem Verbrechen können sich vor nichts und niemandem rechtfertigen. Derjenige, der ein solches Verbrechen begangen und sich dabei vielleicht auf das Volk berufen hat, dem er mit Vor- und Nachnamen angehört, hat auch gegenüber seinem eigenen Volk ein Verbrechen begangen". Mit diesen Worten eröffnete gestern Abend der Präsident der Republika Srpska, Dragan Cavic, seine Ansprache an die Bürger dieser Entität im staatlichen Fernsehen. Dies war zugleich die erste Stellungnahme des Präsidenten der Republika Srpska nach der Veröffentlichung des Abschlussberichts der Srebrenica-Kommission vor etwa zehn Tagen.

Die Srebrenica-Kommission hat festgestellt, dass in der Zeit vom 10. bis 19. Juli 1995 mehrere tausend Bosniaken auf eine Art getötet wurden, die einen schweren Verstoß gegen die internationalen Menschenrechte darstellt sowie, dass die serbischen Kräfte ein zusätzliches Verbrechen begangen haben, weil sie das Verbrechen verdunkelt und die sterblichen Überreste der Opfer an verschiedenen Stellen vergraben haben.

Der Präsident der Republika Srpska, Dragan Cavic, hat erstmals in der Öffentlichkeit das Verbrechen in Srebrenica zugegeben: "Am 16. Juni 1995 sind dem Beweismaterial zufolge zwischen 1 000 und 1 200 Menschen ermordet worden, die am 14. Juli 1995 ins Dorf Pilica gebracht wurden. Die Erschießungen wurden im Dorf Vranjevo durchgeführt. Am selben Tag gegen 15.00 Uhr wurden weitere Exekutionen an Gefangenen durchgeführt. Damals führte eine Gruppe Soldaten die Gefangenen aus dem Kulturhaus in Pilica und tötete etwa 500 Menschen. Um den 16. Juli 1995 exekutierte die Armee der Republika Srspska mehrere hundert Gefangene in Kozluk. Ich verstehe und fühle den Schmerz derer, die noch ihre Liebsten suchen", so Cavic. Ihm zufolge haben sie alle das Recht auf Gerechtigkeit, und an das Recht könnten sie nur glauben, wenn sie die Wahrheit über das Schicksal ihrer engsten Angehörigen erfahren und wenn die Täter bestraft werden. (...) (md)