Die Renaissance der Eisenbahn in Afrika
China will seine Transportwege ins Ausland verbessern - und investiert deshalb kräftig auch in die afrikanische Infrastruktur. Auf dem Kontinent feiert der Bahnverkehr gerade ein Comeback.
Kenia eröffnet den Madaraka Express
Die Eisenbahnlinie verbindet die Hafenstadt Mombasa mit der Hauptstadt Nairobi. Kenias größtes Projekt seit der Unabhängigkeit wurde von China umgesetzt und ersetzt eine Bahnstrecke, die vor mehr als 100 Jahren die Briten bauen ließen. Wegen der ständigen Pannen und Verzögerungen sprachen Kenianer vom "Zug der Irren". Der Personenzug fasst 1260 Passagiere und nennt sich "Unabhängigkeitsexpress".
Ostafrika vernetzt sich
Etwa 25.000 kenianische und 3000 chinesische Arbeiter waren am Bau der 472 Kilometer langen Strecke zwischen den Metropolen Mombasa und Nairobi beteiligt. Die Baukosten von ca. 3,6 Milliarden Euro werden zu gut 90 Prozent von den Chinesen finanziert. Später sollen auch andere ostafrikanische Städte wie Kampala und Juba angeschlossen werden.
Der Schnellzug Abuja - Kaduna
Seit Juli 2016 gibt es eine Zugverbindung zwischen Nigerias Hauptstadt Abuja und Kaduna im Norden des Landes. Der Bau der 187 Kilometer langen Strecke soll rund 800 Millionen Euro gekostet haben. Die chinesische "Export-Import-Bank" gewährte dafür einen Kredit von ca. 450 Millionen Euro.
Staatsoberhaupt auf Schienen
Ehrengast bei der Jungfernfahrt des neuen Zuges: der nigerianische Präsident Muhammadu Buhari. Die Fahrt dauert zwei Stunden und 40 Minuten, das Ticket kostet umgerechnet 3 Euro für Economy-Reisende und 4,25 Euro in der 1. Klasse.
Stadtbahn in Addis Abeba
In Äthiopiens Hauptstadt gibt es seit September 2015 die erste Straßenbahnlinie. Gebaut wurde sie von der China Railway Group - auch hier mit einem Kredit der China Exim-Bank. Die Chinesen sind bis 2020 in den Betrieb und die Instandhaltung des Straßenbahnsystems eingebunden. Dann soll die Ethiopian Railways Corporation übernehmen.
Eisenbahnmuseum in Livingstone
Der Eisenbahnverkehr in Afrika hat eine lange Geschichte. 1856 wurde zwischen Alexandria und Kairo die erste Strecke eröffnet. Diese Dampflokomotive soll von Anfang des 20. Jahrhunderts bis 1976 im heutigen Sambia verkehrt haben und kann im Eisenbahnmuseum von Livingstone besichtigt werden.
Verfall nach dem Ende der Kolonialherrschaft
Zahlreiche Bahnstrecken wurden von den Kolonialmächten in Afrika angelegt. Die Züge transportierte Rohstoffe zur Küste, von wo aus sie dann nach Europa verschifft wurden. Viele dieser Strecken sind inzwischen verfallen. Die Überreste auf diesem Foto gehören zur 1914 gebauten Bahnlinie zwischen Swakopmund und Walvis Bay, die 1980 durch eine neue ersetzt wurde.
Afrikas Schienennetz - ausbaufähig
2015 betonte die Afrikanische Entwicklungsbank in einem Bericht die Bedeutung des Schienenverkehrs für den Kontinent: Er ermögliche günstige Warentransporte und könnte den Straßenverkehr vor allem in Ballungsräumen entlasten. Der Bericht bemängelte aber auch den schlechten Zustand der Schienennetze. Sie erstrecken sich vor allem im Norden und Süden und sind untereinander oft nicht verbunden.
Verwaiste Bahnhöfe - bald wieder in Betrieb?
In vielen afrikanischen Ländern wächst die Wirtschaft und damit auch der Bedarf an Transportleistungen. Wenn China und andere Finanziers weiter Investitionen ermöglichen, könnten verwaiste Bahnhöfe wie dieser in Addis Abeba wieder an den Schienenverkehr angeschlossen werden.
Südafrika macht Strecke
Das regionale Eisenbahnsystem "Gautrain" verbindet die Städte Pretoria und Johannesburg mit dem größten Flughafen Afrikas - und soll in den nächsten 20 Jahren von derzeit 80 auf 230 Kilometer erweitert werden. Südafrika hat mit rund 21.000 Schienenkilometern das mit Abstand längste Eisenbahnnetz auf dem Kontinent. Die nächstgrößten Schienennetze haben: Sudan (7251 km) und Ägypten (5085 km).
Französische Schnellzüge im Hafen von Tangier
Die wahrscheinlich schnellsten Züge des Kontinents sind im Norden geplant. Bereits im Juni 2015 wurde in Marokko der erste von zwölf bestellten TGV-Zügen ausgeliefert. Bei bis zu 320 Kilometern pro Stunde soll die Fahrtzeit zwischen Tanger und Casablanca nur 2 Stunden 10 Minuten dauern - statt wie bisher 4 Stunden 45 Minuten. Später soll die Strecke bis nach Algerien und Tunesien erweitert werden.