Die neuen EU-Kommissare
Die 24 EU-Kommissare des designierten Kommissions-Präsidenten Barroso stehen fest. DW-WORLD stellt sie vor.
Charlie McCreevy - Irland
Der 54-jährige Ire Charlie McCreevy soll den Binnenmarkt und insbesondere den Dienstleistungssektor übernehmen. Er ist ausgebildeter Buchhalter und brachte sieben Jahre lang als Finanzminister die Wirtschaft seiner irischen Heimat auf Vordermann. Im linken Lager ist McCreevy als rechtsgerichteter Ideologe verschrien.
Janez Potocnik - Slowenien
Janez Potocnik aus Slowenien übernimmt das Amt des EU-Kommissars für Wissenschaft und Forschung. Der Wirtschaftswissenschaftler war zuletzt Europaminister des "Musterknaben" unter den EU-Beitrittsländern. Er leitete die slowenische Delegation bei den Beitrittsverhandlungen mit der EU. Seit Mai 2004 arbeitet er als Übergangskommissar in Brüssel. Geboren wurde Potocnik am 22. März 1958.
Andris Piebalgs - Lettland
Andris Piebalgs, einer der erfahrensten und angesehensten Diplomaten Lettlands, ist bescheiden: Er lässt sich auf seinen Reisen nicht auf Kosten des Steuerzahlers von einer persönlichen Friseuse begleiten. Auch korrupt ist der 47-Jährige offenbar nicht. Und er kennt sich in Brüssel gut aus: 1998 wurde er zum Botschafter Lettlands bei der EU ernannt und handelte die Modalitäten des EU-Beitritts seines Landes aus. Piebalgs ist Mitbegründer der liberal-konservativen Partei "Lettlands Weg" und Absolvent der mathematischen Fakultät der Universität Riga, Vorsitzender des finanzpolitischen Parlamentsausschusses, Unterrichtsminister und anschließend Finanzminister. Er wird in der EU-Kommission das Energieressort übernehmen.
José Manuel Barroso - Portugal
José Manuel Barroso wurde am 13. März 1956 in Lissabon geboren. Der studierte Jurist und Politikwissenschaftler trat 1980 in die sozialdemokratische Partei (PSD) ein. Seit 1999 ist er Parteichef. Barroso steht seit April 2002 an der Spitze einer Mitte-Rechts-Regierungskoalition. Im Juli 2004 wurde der Portugiese vom Europäischen Parlament zum Präsidenten der EU-Kommission gewählt. Er wird im Besonderen für die Wirtschaftspolitik im Rahmen der "Lissabon-Strategie" und für die Außenbeziehungen der EU verantwortlich sein.
Vladimir Spidla - Tschechien
Vladimir Spidla wurde am 22. April 1951 in Prag geboren. Der frühere tschechische Ministerpräsident war nach der Niederlage seiner sozialdemokratischen Partei bei der Europawahl von seinem Amt zurückgetreten. In der neuen EU-Kommission wird er die Ressorts Arbeit, Soziales und Chancengleichheit übernehmen. Seine Nominierung löste Überraschung aus. Spidler ist überzeugter Europäer und spricht Deutsch und Französisch.
Benita Ferrero-Waldner - Österreich
Die am 5. September 1948 in Oberndorf bei Salzburg geborene Benita Ferrero-Waldner wird Kommissarin für Außenbeziehungen und Nachbarschaftspolitik. Mit Inkrafttreten der Europäischen Verfassung (geplant Anfang 2007) übernimmt der designierte EU-Außenminister Javier Solana dieses Ressort. Die Konservative Politikerin Ferrero-Waldner ist seit dem Jahr 2000 österreichische Außenministerin und kandidierte im April diesen Jahres vergeblich für das Amt des Bundespräsidenten. Die gelernte Juristin spricht fließend Spanisch, Englisch, Französisch und Italienisch.
Franco Frattini - Italien
Franco Frattinis ist ein Senkrechtstarter: Als der heute 47-jährige gebürtige Römer vor fast genau zwei Jahren zum italienischen Außenminister avancierte, war er der jüngste Politiker im Amt. In früheren Jahren war er Skilehrer in den italienischen Alpen. Am 14. März 1957 geboren, absolvierte Frattini in Rom ein Jura-Studium, das er im Alter von nur 22 Jahren abschloss. Ab 1981 war er als Staatsanwalt tätig, bevor er 1986 in die Politik eintrat. 1994 war er unter der ersten Regierung von Silvio Berlusconi Generalsekretär des Ministerpräsidenten. Frattini spielte eine wichtige Rolle bei der Ausarbeitung der europäischen Verfassung. Damit hat er sich in Brüssel einen Namen gemacht. Frattini wird in der neuen Kommission für Justiz und Sicherheit zuständig sein.
Else Mariann Fischer Boel - Dänemark
Else Mariann Fischer Boel wurde auf der dänischen Insel Fünen geboren. Als Kommissarin für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung wird sie eines der Schlüsselressorts der EU-Kommission übernehmen. Bisher war die rechtsliberale Politikerin Landwirtschaftsministerin in Kopenhagen. Während der dänischen EU-Ratspräsidentschaft zeichnete sie sich als geschickte Verhandlungsführerin aus.
Stavros Dimas - Griechenland
Stavros Dimas wechselt an die Spitze des Umweltressorts. Bisher war er Kommissar für Arbeit und Soziales. Der in den USA ausgebildete Wirtschaftsjurist gehört der konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia an. In seiner griechischen Heimat amtierte Dimas als Minister für Landwirtschaft, für Außenhandel sowie für Industrie, Energie und Technologie. Geboren wurde er am 30. April 1941 in Athen.
Ján Figel - Slowakei
Der Slowake Ján Figel wird neuer EU-Kommisar für Bildung, Ausbildung, Kultur und Vielsprachigkeit. Der gelernte Ingenieur gehört seit 1992 dem Führungsgremium der slowakischen Christdemokraten an. Von 1998 bis 2003 verhandelte er für sein Land über den EU-Beitritt der Slowakei. Gerboren wurde Figel am 20. Januar 1956 in Vranov nad Top'lou.
Viviane Reding - Luxemburg
Viviane Reding aus Luxemburg wird Kommissarin für Informationsgesellschaft und audiovisuelle Medien. Bisher war sie als EU-Kommissarin für Kultur und Bildung zuständig - einem Bereich, in dem Brüssel bisher verhältnismäßig wenig Kompetenzen hat. Damit ist sie eine von drei Kommissaren, die schon der alten Kommission seit Amtsbeginn angehörten. Reding war Journalistin, bevor sie 1979 zunächst ins luxemburgische Parlament und zehn Jahre später ins Europaparlament einzog.
Neelie Kroes - Niederlande
Die frühere niederländische Verkehrsministerin wurde 1941 in Rotterdam geboren. Während ihrer Amtszeit war sie unter anderem für die Teilprivatisierung der niederländischen Post verantwortlich. Die Wirtschaftswissenschaftlerin leitete außerdem neun Jahre lang die Privatuniversität von Nijenrode. Als künftige Wettbewerbskommissarin übernimmt Kroes einen der mächtigsten Posten in Brüssel. Ihr Ressort befasst sich vor allem mit kartellrechtlichen Fragen und der Überwachung staatlicher Beihilfen.
Laszlo Kovacs - Ungarn
Laszlo Kovacs wurde am 3. Juli 1939 in Budapest geboren. Der Sozialist amtierte bisher als ungarischer Außenminister. Jetzt übernimmt er als EU-Kommissar das Ressort Steuern. Der studierte Volkswirt spricht fließend Englisch und Russisch.
Margot Wallström - Schweden
Margot Wallström ist eine der fünf Vizepräsidenten der EU-Kommission und Barrosos offizielle Stellvertreterin. Als Kommissarin ist sie für die Beziehungen zum Ministerrat und dem Europäischen Parlament sowie für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Margot Wallström ist bereits seit 1999 Mitglied der EU-Kommission und bislang zuständig für die Umweltpolitik. Die gelernte Buchhalterin war in ihrer Heimat Ministerin für Kutur, Soziales, Verbraucher, Frauen und Jugend. Die Sozialdemokratin gilt in Schweden als ernsthafte Anwärterin für das Amt des Regierungschefs.
Joaquín Almunia - Spanien
Joaquín Almunia aus Spanien behält seinen Posten als EU-Kommissar für Wirtschafts-und Währungspolitik. Damit fällt unter anderem der Euro-Stabilitätspakt in seine Zuständigkeit. Der Sozialökonom übernahm die Position im April dieses Jahres nach dem Regierungswechsel in Spanien. Zwischen 1997 und 2000 war Almunia Chef der spanischen Sozialisten.
Günter Verheugen - Deutschland
Als einer der fünf Vizepräsidenten der Kommission ist Günter Verheugen zuständig für Unternehmen und Industrie, Koordinierungsaufgaben in der Wirtschaftspolitik und den Binnenmarkt. Der freie Warenverkehr - bisher Teil eines anderen Ressorts - fällt ebenfalls in seinen Aufgabenbereich. Damit besetzt der SPD-Politiker einen der zentralen EU-Haushaltsposten. Seit 1999 hatte der gelernte Journalist und frühere FDP-Politiker in Brüssel die Erweiterung der Europäischen Union vorbereitet. Er war bereits Mitglied der alten Kommission.
Siim Kallas - Estland
Siim Kallas ist als einer der fünf Vizepräsidenten der Kommission für Verwaltung, internes Prüfwesen und Betrugsbekämfung zuständig. Er gehörte zu den Gestaltern der estnischen Unabhängigkeit gegenüber der Sowjetunion und gründetet die liberale Reformpartei, deren Vorsitz er nun niederlegt. Seiner Heimat diente er bereits als Zentralbankchef, Außenminister, Finanzminister und Regierungschef.
Louis Michel - Belgien
Der im belgischen Tirlemont geborene Louis Michel amtierte fünf Jahre als Außenminister und stellvertretender Regierungschef. Um ein offenes Wort ist er selten verlegen. Michel verließ die Regierung nicht zuletzt deshalb, weil seine liberale Partei im französisch-sprachigen Teil des Landes, aus dem er selbst stammt, Verluste einfuhr. Jetzt übernimmt er den Posten des Kommissars für Entwicklung und humanitäre Hilfe. Der Wallone spricht fließend Deutsch, Englisch und Niederländisch.
Olli Rehn - Finnland
Der Finne Olli Rehn ist mit 42 Jahren der Junior der neuen EU-Kommission in der er den Posten des Erweiterungskommissars bekleiden wird. Damit ist er zuständig für die Beitrittskandidaten und die Balkanstaaten. Der Professor für Wirtschaftspolitik arbeitete zuletzt als Berater von Ministerpräsident Matti Vanhanen. In seine neue Position bringt Rehn viel Europaerfahrung mit: Er war bereits Kabinettschef in der EU-Kommission und Europaabgeordneter. Gerade erst hat er seinen Landsmann Erkki Liikanen in Brüssel angelöst, der Chef der finnischen Notenbank wurde.
Jacques Barrot - Frankreich
Jacques Barrot wird einer der fünf Vizepräsidenten der Kommission und Kommissar für Verkehr. Der Bereich der Energie wird von seinem Ressort abgetrennt. Bereits im April saß der gelernte Anwalt in der Kommission und verantwortetete die Regionalpolitik, einen der zentralen EU-Haushaltsposten. In Frankreich war Barrot Sozial- und Gesundheitsminister und zuletzt Fraktionsführer der Chirac-Partei UMP in der Nationalversammlung.
Markos Kyprianou - Zypern
Markos Kyprianou aus Zypern wird neuer EU-Kommisar für Gesundheit und Verbraucherschutz. Der frühere Finanzminister studierte an den Eliteuniversitäten Cambridge und Harvard und war lange Zeit Partner in einer erfolgreichen Anwaltskanzlei. Kyprianou gehört der rechtsliberalen DIKO-Partei an. Geboren wurde er am 22. Januar 1960 in Limassol.
Danuta Hübner - Polen
Die Polin Danuta Hübner wird die neue Kommissarin für Regionalpolitik. Damit ist sie für die finanzielle Förderung unterdurchschnittlich entwickelter Gebiete zuständig - darunter alle neuen Mitgliedsstaaten und bisher auch Ostdeutschland. Die Wirtschaftswissenschaftlerin und ehemalige Regierungsberaterin handelte für Polen die Bedingungen für den EU-Beitritt aus. In ihrer Heimat ist Hübner nicht unumstritten. Ihr wird vorgeworfen, sie habe die gesamteuropäischen Interessen stärker im Blick als die polnischen.
Joe Borg - Malta
Joe Borg aus Malta wird in der künftigen EU-Kommission für Fischerei und Schifffahrt zuständig sein. Der frühere Außenminister gehört der konservativen Nationalistischen Partei an, die auf dem Inselstaat zurzeit die Regierung stellt.
Dalia Grybauskaite - Litauen
Dalia Grybauskaite wurde am 1. März 1956 in Vilnius geboren. Sie übernimmt die Ressorts Haushalt und Finanzplanung. Die frühere Finanzministerin studierte Wirtschaftswissenschaften in Sankt Petersburg und Moskau. Sie spricht Englisch, Russisch und Polnisch.