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Mutter aller Kunstmessen: Art Cologne

21. April 2010

Vom kleinen "Kölner Kunstmarkt" avancierte die Schau zu einer der führenden Messen für zeitgenössische Kunst auf der ganzen Welt. Doch neben zahlreichen Höhen gab es für die Art Cologne auch viele Tiefen.

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Markenzeichen seit vielen Jahren: das Logo der Art Colognne

"Wir hatten ja nur mit 800 Besuchern gerechnet oder vielleicht mit 1000. Und an Eintrittsgeld hatten wir gar nicht gedacht", erinnert sich der Kunsthändler Rudolf Zwirner an die erste Art Cologne im Herbst 1967, die damals noch "Kölner Kunstmarkt" hieß und im Gürzenich, dem traditionsreichen Festhaus der Domstadt, stattfand. Doch dann kamen 15.000 Besucher - und der Kölner Galerist Dieter Brusberg hatte am Ende 50.000 D-Mark umgesetzt: "Das war damals viel Geld. Einfach toll!"

Andy Warhols Selbstbildnis von 1964 Foto: Andy Warhol Foundation
Warhol - Meister der Pop-ArtBild: Andy Warhol Foundation

Ein Standort für die Moderne

Die altehrwürdige Metropole am Rhein hatte sich bereits Ende der 1950er Jahre zu einem Mittelpunkt der zeitgenössischen Musik entwickelt. Kurze Zeit später kam Zwirner nach Köln und eröffnete eine Galerie mit neuer Kunst, zu der unter anderem auch Pop-Art-Werke von Roy Lichtenstein und Andy Warhol gehörten. Seit seinem ersten Documenta-Besuch war er begeistert von der jungen Künstleravantgarde; doch die ließ sich im Deutschland der Adenauer-Ära kaum verkaufen. Sozusagen aus Protest dagegen rief Zwirner zusammen mit 17 weiteren Galeristen 1967 den "Kölner Kunstmarkt" ins Leben - und landete damit einen riesigen Erfolg. Denn die Verknüpfung von Kunstausstellung, Handelsplatz und Forum der Kunst machte bald Schule.

Auswirkungen auf den Kunstmarkt

Die Kölner Ausstellung wirkte wie ein Paukenschlag in der Kunstwelt. Innerhalb weniger Jahre erntete sie begeisterte internationale Resonanz und bedeutete für die Nation eine Art Befreiung von der vermeintlich "braunen" Feindlichkeit gegenüber Gegenwartskunst, wie viele Länder sie in Deutschland damals noch vermuteten. Deutsche Kunsthändler wurden durch die Kölner Messe wieder international respektiert. Darüber hinaus orientierten sich zahllose Galeristen in den Metropolen der Welt an Zwirner und seinen Mitstreitern: Der "Kölner Kunstmarkt" wurde damit gewissermaßen zur "Mutter" aller Kunstmessen.

Rotes Wort auf weißem Grund: das Gemälde "Krise" von C.O.Paeffgen Foto: Oliver Berg/dpa
"Krise" von C.O.PaeffgenBild: picture-alliance/ dpa

Zwischen Quantität und Qualität

Vom Erfolg beflügelt begann die Messe rasant zu wachsen. Zunächst nur auf deutsche Galeristen beschränkt, wurden bald auch ausländische Teilnehmer zugelassen. Gut 20 Jahre nach ihrer Gründung war die Zahl der Aussteller auf fast 350 gestiegen. 1984 erhielt die Messe ihren vorerst letzten Namen: Art Cologne. Das Geschäft blühte, aber gleichzeitig wurde auch Kritik über die Qualität der ausgestellten Werke laut. Damit begann das internationale Renommee langsam zu bröckeln. In den 1990er Jahren erlebte die Art Cologne eine Krise, an der auch unzufriedene Kölner Galeristen beteiligt waren: Christian Nagel beispielsweise rief 1992 die Gegenmesse "Unfair" ins Leben. Auch die 2003 etablierte "art.fair", die 2007 gestartete "Liste Köln" oder die "duesseldorf contemporary" verstehen sich als Gegenmessen zur "Mutter".

Daniel Hug, der neue Leiter der Art Cologne, vor einem Kunstwerk Foto: Oliver Berg/dpa
Neuer Leiter, neuer Weg? Mit Daniel Hug hat sich vieles verändertBild: picture-alliance/ dpa

Wieder im Aufwind?

Zwar gilt die Art Cologne weiterhin als älteste Kunstmesse der Welt, ihre international führende Rolle hat sie allerdings schon länger an die Art Basel in der Schweiz und Kunstmessen in Miami Beach, New York und London verloren. Um den guten Ruf wieder herzustellen, begrenzten die Kölner Veranstalter die Teilnehmerzahl auf unter 200. Doch so recht wollte sich die einstige Begeisterung bei den Kunstfreunden nicht wieder einstellen. Erst seitdem der US-amerikanische Galerist Daniel Hug aus Los Angeles 2009 die Leitung der Art Cologne übernommen hat, scheinen internationale Galerien die Kölner Kunstmesse wieder neu zu entdecken.

Autor: Klaus Gehrke
Redaktion: Petra Lambeck