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Die Macht der Gene

18. August 2009

Die Zukunft des Dopings liegt im Erbgut. Eine Variante: Der Körper des Sportlers produziert durch gezielte Manipulation einzelner Gene eigenständig die gewünschten Doping-Substanzen.

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Forscher mit DNA-Probe (Foto: Bayer AG)
Ist der designte Athlet schon Realität?Bild: AP/Bayer

Gebäude 1 Sporthochschule Köln. Hier sitzen einige der führenden deutschen Dopingexperten. Einer von ihnen ist Patrick Diel, Experte für Gen-Doping. Er vermutet, dass diese Art der leistungssteigernden Manipulation längst angewendet wird. Das künstliche Dopingmittel EPO (Erythropoetin) zum Beispiel sei längst abgelöst. Von einem Medikament, das die Gene anregt, körpereigenes EPO zu produzieren. "Der Athlet, der diese Substanz in die Hände bekommen würde, hätte einen unglaublichen Vorteil: Er bräuchte keine Angst zu haben, positiv getestet zu werden, denn man kann es nicht nachweisen."

Eigentlich wurde dieses Medikament für schwerkranke Patienten entwickelt. Für Menschen, die an Blutarmut leiden und mit Hilfe dieses Präparats wieder rote Blutkörperchen produzieren, die Sauerstoff binden. "Natürlich stellen die Pharmafirmen den Athleten diese Medikamente, nicht offiziell zur Verfügung", versichert Patrick Diel. "Aber wenn so eine Superdroge in der klinischen Entwicklung ist, gibt es immer Leute, die für ein fürstliches Nebengehalt ein paar Tabletten unter der Hand verkaufen."

Unbehandelte neben genmanipulierter Maus, die viermal dickere Muskeln hat (Foto: Johns Hopkins University)
Viermal dickere Muskeln durch Genmanipulation. Ein Eiweiß namens Follistatin verstärkt den Effekt zusätzlich. Das haben Forscher der Johns Hopkins University in Baltimore herausgefunden. Die Muskel-Mäuse rennen doppelt so lange wie ihre normalen Artgenossen.Bild: Johns Hopkins University, Baltimore

Mensch gleich Maus?

So ähnlich läuft das auch mit Myostatin. Myostatin ist ein Protein, das das Muskelwachstum im Körper hemmt. Stellt man das Gen dafür ab, wird kein Myostatin mehr produziert und die Muskeln wachsen zu Bergen heran. "Das hat man bei Mäusen ausprobiert. Und dabei kamen dann die berühmten Schwarzenegger-Mäuse heraus."

Dieses Medikament, erklärt Patrick Diel, wurde für Patienten mit Muskelschwäche oder Muskelschwund entwickelt. Die ersten Ergebnisse einer klinischen Studie sind für potentiell dopende Athleten vielversprechend: Es konnten keine schädigenden Nebenwirkungen festgestellt werden. Patrick Diel ist deswegen überzeugt, dass Myostatin beim Doping eine ganz große Rolle spielen kann: "Geben Sie Myostatin bei Google ein und schauen Sie, was Sie da kriegen. Das Interesse ist immens."

"Wen kümmert es schon, dass das verboten ist?", fragt Patrick Diel und verweist auf wissenschaftliche Umfragen: "Wenn man Athleten ein Mittel anbietet und ihnen garantiert, dass sie bei den nächsten Olympischen Spielen auf dem Treppchen stehen, sie dafür aber wahrscheinlich zehn Jahre früher sterben, würden es über 80 Prozent der Sportler schlucken."

Autorin: Judith Hartl

Redaktion: Andreas Becker