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Die jungen Litauer wollen lieber heute als morgen in die EU

25. Juni 2002

- Der "Europa-Club" bringt Chancen für das Land im Baltikum

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Köln, 25.6.2002, DW-radio, Petra Kohnen

Litauen will bis zum Jahr 2004 Mitglied der Europäischen Union werden. Der Wunsch des flächenmäßig größten der drei baltischen Staaten ist durchaus erfüllbar. Denn das nordosteuropäische Land macht seine Hausaufgaben.

Von der Aufnahme in die EU kann Litauen nur profitieren, sagt der sozialdemokratische Ministerpräsident Algirdas Brazauskas mit Blick auf andere Länder: "Wir konnten beobachten, was mit den Staaten passiert ist, die vor kurzem EU-Mitglied geworden sind. Ich meine damit Spanien, Portugal, Griechenland, Irland. Das waren ziemlich kleine Staaten, aber die haben einen sehr großen Fortschritt gemacht im wirtschaftlichen und sozialen Bereich."

Vor allem gut ausgebildete Litauer und Litauerinnen sehen in dem "Europa Club" - wie sie sagen - Chancen für die eigene Nation. Zu ihnen gehört der junge Leiter des Referats Westeuropa im Litauischen Außenministerium, Algirdas Paleckis: "Die politischen Vorteile sind, dass wir in einem Club sein werden, wo alle stabilen und auch reichen Staaten sind und dass wir endlich nach Europa zurückgekommen sind."

Mit dem Weg in die EU verbinden noch immer viele Litauer die Illusion vom schnellen Wohlstand und Reichtum. Kestutis Petrauskis, Direktor des Litauischen öffentlichen Rundfunks charakterisiert seine Landsleute deshalb auch als Träumer: "Ein typischer Litauer träumt, eine schöne Villa irgendwo am Ufer der Nordsee am Strand zu haben, eine Schönheit wie Claudia Schiffer als Frau zu haben und natürlich einen dicken Mercedes zu fahren und in der Garage noch Porsche zu haben."

Gegen schöne Träume kann man wirklich nichts einwenden. Die Universitätsdozentin Aurelia Usoniene hat allerdings etwas dagegen, wenn derartige Konsumgüter illegal erworben werden und die Litauer dadurch in Verruf geraten: "Viele Leute haben Angst vor Litauern, wegen all dieser unschönen Taten in unterschiedlichen Ländern in Europa. Ich sehe Litauer nicht gerne als Mörder oder Mafiosi."

Das größte Problem bei der Modernisierung des Landes, unterstreicht IHK-Präsident Navickas, ist die Umstrukturierung der Landwirtschaft: "In der schwierigsten Situation in Litauen befinden sich jetzt Leute, die im Dorf wohnen oder in der Landwirtschaft tätig sind. Da gibt es sehr kleine Unternehmen, die sind tätig im Landwirtschaftsbereich. Das ist eine sehr seriöse Frage, weil sie als natürliche Wirtschafter arbeiten."

Bauern mit einer Kuh im Stall und weit weniger als einem Hektar Land sind keine Seltenheit. Diese Kleinlandwirte erhalten keinen müden Euro an EU-Subventionen. Hier steht eine Lösung noch aus.

Auch die Arbeitslosigkeit von 12 Prozent macht Litauen zu schaffen. Dienstleistungen und Tourismus sollen ausgebaut werden. Heute kommen die meisten Besucher vor allem in die Hauptstadt Vilnius, weiß Stadtführerin Gene Petkeviciute: "Die Altstadt von Vilnius ist ein großes Denkmal und wurde in die UNESCO-Liste aufgenommen. Vom Mittelalter gibt es in der Stadt so ungefähr 300 Baudenkmäler, wenn wir auf die Altstadt sehen, dann sieht man Türme hauptsächlich, weil Vilnius 26 Kirchen hat."

Sonst wird das Stadtbild von dynamischen jungen Leuten geprägt, die nach der neuesten Mode gekleidet sind. Und genau die sind es, die lieber heute als morgen in die EU wollen. (lr)