1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Die Juden waren für Bosnien niemals eine Gefahr"

22. Mai 2002

- Präsidentschaft von Bosnien-Herzegowina soll zu antisemitischen Stimmungen Stellung beziehen

https://p.dw.com/p/2Cbt

Bijeljina, 17.5.2002, SRNA, serb.

Der Rabbi der jüdischen Gemeinde der Republika Srpska, Jozef Atijas, hat heute gegenüber der Nachrichtenagentur SRNA bestätigt, die Präsidentschaft Bosnien-Herzegowinas aufgefordert zu haben, zu der antijüdischen Kampagne, "die in einem Teil von Bosnien-Herzegowina aktiv und auf organisierte Weise betrieben wird", Stellung zu beziehen. Er erklärte, die Juden seien während all der Jahrhunderte, die sie in dieser Region lebten, niemals eine Gefahr für die Staatlichkeit und die Souveränität Bosnien-Herzegowinas gewesen, sondern hätten vielmehr wichtige gesellschaftspolitische, kulturelle, historische und andere positive Spuren hinterlassen.

"Als religiöser Repräsentant des jüdischen Volkes in Bosnien-Herzegowina verstehe ich nicht, warum öffentliche Ansprachen von Vertretern der islamischen religiösen Gemeinde und einiger Politiker in Bosnien-Herzegowina voll sind von antijüdischen Hasstiraden, Beleidigungen, Obszönitäten und Drohungen, die das ganze jüdische Volk erniedrigen", sagte Rabbi Atijas.

Zu den Graffiti, Flugblättern und Postern, die in Sarajevo aufgetaucht sind, erklärte er, "sie tragen nicht zum Frieden und zum Wohle Bosnien-Herzegowinas bei, denn sie entstammen den Köpfen einiger übler Menschen aus den Zeiten des Bruderkrieges" und erinnerte daran, dass "das jüdische Volk am besten weiß, was Krieg bedeutet und welches körperliche und seelische Leid er mit sich bringt".

Rabbi Atijas appellierte an alle Volksgruppen und Bürger in Bosnien-Herzegowina, "gemeinsam auf eine bessere und glücklichere Zukunft in dieser Region hinzuarbeiten, die uns allen teuer ist und in der nach dem letzten Krieg, der fünf Jahre lang dauerte, ein Leben begonnen hat, das von Frieden, Toleranz, Einheit und Freundschaft gekennzeichnet ist". (TS)