Die deutsch-deutsche Wende aus dem Blick der Kunst
Eine historische Würdigung ihrer Kunst aus der Wendezeit haben Künstlerinnen und Künstler aus der DDR nicht erfahren. Das Leipziger Museum der bildenden Künste will das mit der Schau "Point of No Return" ändern.
Umbruch in der Kunst
Die Zeit vor dem Mauerfall, den Umbruch in der Wendezeit und das anschließende Kunstverständnis haben viele Künstler aus dem Ostteil des Landes in ihren Werken aufgearbeitet. Bislang fehlte es an einer historischen Aufarbeitung der Arbeiten. Im Leipziger Museum der bildenden Künste (MdbK) ist nun die umfassende Schau "Point of No Return" zu sehen, hier ein Bild ohne Titel von Cornelia Schleime.
Schmerz im Bild
Die Schau spiegelt Unsicherheit und Angst mit Blick auf den politischen wie gesellschaftlichen Umbruch wider. In der Ausstellung spüre man den Schmerz, sagt Co-Kurator Alfred Weidinger: "Vielleicht braucht es 30 Jahre, um Abstand zu gewinnen und sich dann mit den Künstlerinnen und Künstlern auseinander zu setzen." Trak Wendischs "Zungenabschneider" entstand 1988.
Orientierungslosigkeit statt Aufbruch
Die Orientierungslosigkeit der Menschen bildete die Leipziger Malerin Doris Ziegler in ihrem Passagen-Zyklus ab, hier mit dem Bild "Große Passage". Den Umbruch stellt sie nicht als Aufbruch dar, sondern kalt und grau, die Menschen wirken verloren und unsicher.
Kunst im Auftrag des sozialistischen Gedankens
Im Auftrag der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft malte Norbert Wagenbrett seinen Zyklus "Sieben Bilder zur Geschichte der Sowjetunion", hier: "Aufbruch". Die Mitgliedschaft in der Massenorganisation sollte das Gemeinschaftsgefühl der sozialistischen Systeme stärken. Das Auftragswerk entstand frei von Beeinflussung.
Lebensgefühl ohne Höhepunkte
Die Dresdner Neustadt war seit den 1970er Jahren ein Hort der DDR-Subkultur. Dort lebte der Künstler Lutz Fleischer bis zuletzt, im Juli 2019 ist er gestorben. Sein Bild "Trunkenes Paar" von 1981 beschreibt keinen Anlass, sondern die Lebenslage: Die Tage vergingen, frei von Höhepunkten, und endeten in der Kneipe. "Point of No Return" ist noch bis zum 3. November 2019 im MdbK zu sehen.