Die Demonstranten wappnen sich
Nach dem massiven Polizeieinsatz gegen die Oppositionellen in Kiew scheint sich die Lage etwas beruhigt zu haben. Aus Angst vor neuen Übergriffen verstärken die Demonstranten jedoch ihre Barrikaden.
Hohe Barrikaden
Die Massenproteste gegen die Regierung dauern nun schon rund drei Wochen an. In der Nacht zu Mittwoch (11.12.2013) waren Sicherheitskräfte gewaltsam gegen das Protestcamp auf dem Maidan - dem Platz der Unabhängigkeit in Kiew und Zentrum der Proteste - vorgerückt, zogen sich aber später wieder zurück. Sie zerstörten einige der von den Demonstranten errichteten Barrikaden.
Verhärtete Fronten
Um sich gegen einen möglichen weiteren Räumungsversuch zu wappnen, reparierten und verstärkten die Demonstranten die Sperren. Nach der jüngsten Polizeiaktion stehen sich die politischen Gegner noch unversöhnlicher gegenüber. Einem Gesprächsangebot von Präsident Viktor Janukowitsch erteilte Oppositionspolitiker Vitali Klitschko eine Absage.
"Eine Horror-Nacht"
Über die Nacht zum Mittwoch schrieb Klitschko in einer deutschen Zeitung: "Es war eine Horror-Nacht für alle Demonstranten, auch für mich. Die Sicherheitskräfte schlugen Zelte kaputt, trieben Demonstranten mit Schlagstöcken auseinander, zerstörten unsere friedlichen Proteste."
Internationale Rügen
Einige Staaten - darunter die USA - haben kritisiert, wie brutal die ukrainischen Sicherheitskräfte gegen die pro-europäischen Demonstranten vorgegangen sind. Das EU-Parlament forderte, alle inhaftierten Aktivisten freizulassen. Janukowitsch versprach, ein gewaltsamer Einsatz gegen Regierungsgegner werde sich nicht wiederholen.
Übernachten in der Zeltstadt
Entmutigen oder gar vertreiben lassen sich die Demonstranten nicht: Auf dem Unabhängigkeitsplatz haben sie eine Zeltstadt errichtet, in der sie bei Minusgraden ausharren. Auch in der Nacht zum Donnerstag (12.12.2013) haben wieder mehr als 5000 Menschen in dieser Zeltstadt übernachtet. Auch an ihre Blockaden haben sie kleine Unterstände gebaut.
Vorbild Orange Revolution
Aus dem ganzen Land kommen offenbar immer mehr Menschen nach Kiew und schließen sich den Demonstrationen an. Vitali Klitschko prophezeit, sie könnten womöglich das Ausmaß der Orangen Revolution vor neun Jahren übertreffen, als die Bürgerrechtsbewegung gegen Wahlfälschungen auf die Straße ging. Klitschko erwartet "in den nächsten Tagen Millionen Menschen auf der Straße, mehr als je zuvor".
Russland oder Europäische Union?
Die Proteste hatten sich daran entzündet, dass Präsident Janukowitsch (links) ein Assoziierungsabkommen mit der EU ablehnte - wohl auf Drängen von Russlands Präsident Putin (rechts), der die Ukraine für eine eigene Zollunion gewinnen will. Zuletzt soll Janukowitsch aber signalisiert haben, doch unterzeichnen zu wollen. Bisher hatte er das an Milliardenhilfen der EU geknüpft.
Der Machtkampf geht weiter
Das EU-Parlament will die Regierungsgegner stärker unterstützen und eine Delegation nach Kiew schicken. Die EU-Staaten sollten zudem über Sanktionen nachdenken, wie etwa Einreisesperren für die Verantwortlichen der Gewalt. Die Union solle in der Lage sein, "zu reagieren und Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen, wenn sie oder ihre Partnerländer politisch oder wirtschaftlich unter Druck geraten".